Danke-Demo zur Deutschen Einheit nun auch in Falkensee: 250 Teilnehmer beim erstem Singen dabei!

Der 3. Oktober ist ein Feiertag. Und was wird an diesem Tag gefeiert? Die Deutsche Einheit. Die deutschlandweit aktive Initiative “3. Oktober – Deutschland singt und klingt” moniert, dass der eigentliche positive Grund für den Feiertag über die Jahre etwas in Vergessenheit geraten ist. Seit nunmehr fünf Jahren wird deswegen gegen das Vergessen angesungen. Bei der “musikalischen Dankes-Demo” trifft man sich in ganz Deutschland auf öffentlichen Plätzen und singt gemeinsam Lieder. Dieser neuen Tradition hat sich nun auch die Stadt Falkensee angeschlossen.
Dallgow-Döberitz ist von Anfang an dabei. Bereits im Jahr 2020 hieß es passend zu “30 Jahre Deutsche Einheit”: Lasst uns zusammen auf dem Bahnhofvorplatz singen, um auf diese Weise Menschen aus allen Kulturen und Generationen zusammenzubringen. Bei Kerzenschein wurden Lieder wie “Die Gedanken sind frei” oder “Wind of Change” gesungen. In Dallgow-Döberitz hat die Kantorin Therese Härtel das friedliche Miteinandersingen ins Leben gerufen: Das ist nun bereits zur liebgewonnenen Tradition geworden.
Die “musikalische Dankes-Demo” wurde vor fünf Jahren deutschlandweit vom Verein “3. Oktober – Deutschland singt und klingt e.V.” (https://3oktober.org) ins Leben gerufen, der immer im Herbst ein neues Textheft als PDF zum Download anbietet und auf einer Karte markiert, wo im aktuellen Jahr überall in den verschiedenen Orten gesungen wird.
Die Veranstalter sprechen über ihre Motivation: “Die Wiedervereinigung Deutschlands ist in ihren Geschehnissen einmalig und nicht nur von nationaler Bedeutsamkeit. In den meisten Ortschaften und Städten gibt es allerdings bisher keine öffentliche Feiertradition der Bevölkerung – der 3. Oktober als Nationalfeiertag wird so gerade von der jungen Generation kaum mehr in seiner Bedeutung wahrgenommen.”
In diesem Jahr hat Manuela Schwesig als Präsidentin des deutschen Bundesrates und als Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern die Schirmherrschaft über das gemeinschaftliche Singen übernommen: “Musik verbindet uns. Vor allem in diesen herausfordernden Zeiten. Sie setzt Zeichen für den Zusammenhalt, die Gemeinschaft und ein friedliches und respektvolles Miteinander. In diesem Sinne: Lassen Sie uns vereint unsere Stimmen erheben und Hoffnung und Freude in die Welt senden.”
Nachdem Dallgow-Döberitz sich bereits ins fünfte Jahr singt und trällert, war Falkensee dieses Jahr zum ersten Mal mit dabei. Ab 19 Uhr wurde auf dem Platz vor der alten Stadthalle gesungen. Die Resonanz auf einen vorhergehenden Aufruf in den sozialen Medien war enorm. Über 250 Menschen fanden sich vor Ort ein, darunter auch Brandenburgs Ministerin Ursula Nonnemacher.
Organisiert hatte den Abend Ulrike Legner-Bundschuh gemeinsam mit ihrer Freundin Ilsegret Weuda, die sich als Musikerin um die musikalische Leitung gekümmert hat.
Ulrike Legner-Bundschuh freute sich über den großen Andrang: “Ich bin gelernte Falkenseerin, ich wohne seit über 30 Jahren hier. Ich war in den letzten Jahren immer gern in Dallgow-Döberitz mit dabei, wenn dort zum Tag der Deutschen Einheit gesungen wurde. Da habe ich immer mitgesungen, dachte mir aber, in Falkensee haben wir doch eigentlich doppelt so viele Singstimmen. Aus ‘Deutschland singt’ könnte man doch auch ‘Falkensee singt’ machen. Ich habe dann gesagt, ich schaue einmal, ob ich so ein Event auf die Beine stellen kann.”
Ulrike Legner-Bundschuh hat zum Glück jede Menge Unterstützung bekommen. Angeblasen würde die Veranstaltung von der Bläsergruppe “Krass der Wind”. Die in Falkensee aufgewachsene Musikerin und Musikpädagogin Ilsegret Weuda übernahm anschließend die musikalische Regie, setzte sich selbst ans elektronische Piano und gab am Abend den Takt der Lieder vor: “Ich hatte das Bedürfnis, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Ich mache das ganz aus freien Stücken und aus der Freude an der Musik. Für unser Programm habe ich noch zwei Instrumentalisten gewinnen können, Hobbymusiker in diesem Fall, die Querflöte und Trompete gespielt haben.”
Ulrike Legner-Bundschuh: “Mein Nachbar Hartmut war mit seinem Männerchor ‘Falkensee 1945’ mit dabei, in dem er bereits seit 50 Jahren singt. Auch mein eigener Küchenchor hat sich an der Dankes-Demo für die Deutsche Einheit beteiligt. Das war so schön.”
Viele Familien waren mit Kindern auf den Vorplatz zur alten Stadthalle gekommen, hatten echte Kerzen oder elektronische Lichter mitgebracht, und nutzten wahlweise Ausdrucke oder Texte auf den Handy-Displays, um auf diese Weise textsicher bei den Liedern des Jahres mitzusingen. Zum Kanon 2024 gehörten neben der Deutschen Nationalhymne und der Europahymne Lieder wie “Tage wie diese”, “Kein schöner Land”, “Mein kleiner grüner Kaktus”, “Kinder an die Macht”, “We Shall Overcome”, “Alt wie ein Baum” und “Stand by Me”. Es ging also nicht zwingend kirchlich-religiös, sondern modern, weltmännisch und durchaus auch lustig zur Sache.
Ulrike Legner-Bundschuh: “Was wir hier am 3. Oktober veranstaltet haben, ist eine musikalische Einheitsdemo. Wir feiern gerade 35 Jahre friedliche Revolution und Mauerfall. Trotzdem schauen immer noch so viele Menschen auf den Unterschied zwischen Ost und West. Ich denke, wir achten noch viel zu sehr auf das, was uns trennt. Ich liebe es aber, zu netzwerken und Kontakte zu knüpfen, auch über alle Grenzen hinweg. Deswegen freue ich mich auch so über das gemeinsame Singen. Ich möchte, dass wir zusammen wertschätzen, dass die Einheit da ist. Ob sie in allen Teilen gelungen ist, das sei dahingestellt. Aber ohne die Deutsche Einheit hätten sich viele von uns gar nicht kennengelernt. Ich zum Beispiel wäre ohne die Einheit auch nie nach Falkensee gekommen. Und ich habe mich hier ja auch sofort sozial betätigt, um die Menschen zusammenzubringen und das Miteinander zu stärken.” Dafür hat sie einen der ersten Bürgerpreise verliehen bekommen, die überhaupt in Falkensee vergeben wurden.
Das erste “Falkensee singt” hat jedenfalls bestens funktioniert. Die vielen Teilnehmer ließen sich mit lauten Stimmen durch das Programm führen – der Gesang war noch bis weit in die Bahnhofsstraße hinein deutlich zu hören.
In Dallgow-Döberitz gibt es mehr Platz auf dem Bahnhofvorplatz, da stehen die Sängerinnen und Sänger nicht so eng beisammen – und dort sind auch noch viel mehr Kerzen zu sehen. Das war in Falkensee der einzige kleine Kritikpunkt an der Veranstaltung: Passend zu den Liedern hätte es bei herbstlichen Temperaturen gern noch etwas mehr leuchten dürfen.
Mit vor Ort war auch die frischgewählte Landtagsabgeordnete Julia Sahi: “Ich freue mich sehr, dass der Platz vor der alten Stadthalle heute am Tag der Deutschen Einheit von ganz vielen Menschen besucht wird, die unser Land lieben und sich für die Demokratie einsetzen.”
Sie waren auch mit dabei: Das Jugendforum Falkensee, die Lokale Agenda 21 Falkensee, das Falkenseer Bündnis gegen Rechts und auch das Kunst & Kultur Forum Falkensee hatten “Falkensee singt” von Anfang an unterstützt. Ihre Vertreter waren am 3. Oktober mit auf dem herbstlich kühlen Platz, um ein musikalisches Zeichen der Dankbarkeit und Einheit zu setzen.
Denn klar ist doch eins: Das gemeinsame Singen tut niemandem weh, es richtet keinen Schaden an, es sorgt für ein schönes Gemeinschaftsgefühl und nach der letzten Note gehen alle Teilnehmer zufrieden und mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 224 (11/2024).
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