Hofladen Falkensee in Dallgow-Döberitz: Familie Kruse feiert 30-jähriges Bestehen!
Was abends auf den Teller kommt, kann man im Havelland tagsüber beim Landwirt des eigenen Vertrauens einkaufen. Der “Hofladen Falkensee” bietet bereits seit 30 Jahren eine “gläserne Landwirtschaft” an – und ist in der ganzen Region bekannt für die frischen Erdbeeren und die leckeren Hühnereier. Im Hofverkauf der Familie Kruse lässt sich längst der gesamte Wocheneinkauf organisieren. Was die eigene Scholle nicht hergibt, stammt von befreundeten Betrieben. (ANZEIGE)
Der Hofladen Falkensee wurde bereits vor 30 Jahren gegründet. Als Datum steht der 22. November 1994 in den Büchern. Bemerkenswert ist, dass es gar nicht die Familie Kruse selbst war, die den Hof damals ins Leben gerufen hat.
Hans-Peter Kruse erinnert sich: “Am Anfang waren da einmal zwei Familien aus Schleswig-Holstein. Die eine Familie war bereits sehr stark in der Eierproduktion engagiert, die andere kümmerte sich an der Küste um den Erdbeer- und Gemüseanbau. Beide Familien lebten von der Direktvermarktung. Nach der Wende kamen beide Familien im Schulterschluss auf die Idee, sich zu vergrößern. Gesucht wurde gezielt nach einer neuen Vermarktungsfläche am Rande einer Großstadt. Die Familie mit den Eiern belieferte damals bereits Butter Lindner in Berlin. Auf dem Weg nach Berlin führte die Strecke immer durch Falkensee. So kam es, dass der eigene Hofladen in Dallgow-Döberitz in direkter Nachbarschaft zu Falkensee errichtet wurde. Damals gab es vor Ort nur eine nackte, grüne Wiese ohne jedes Gebäude.”
Die Betreiberfamilien haben damals nach einem Betriebsleiter gesucht. Den Arbeitsplatz bekam Hans-Peter Kruse, der auf diese Weise von Dithmarschen in Schleswig-Holstein nach Dallgow-Döberitz im Havelland kam: “Ich habe vor Ort den Betrieb aufgebaut und den Hofladen eröffnet.”
Damals, im Jahr 1994, wurde auf der vor Ort bewirtschafteten Fläche so ziemlich alles angebaut, was die Scholle hergab. Hans-Peter Kruse: “Es gab Gemüse, Zwiebeln, Lauch, Johannisbeeren und auch schon Erdbeeren und Himbeeren zum Selberpflücken. Der Hühnerstall war auch schon von Anfang an dabei. Das Konzept war es damals, eine gläserne Landwirtschaft zum Angucken zu bieten. Vor allem die Kunden aus der Stadt konnten sich die Hühner anschauen und selbst aufs Feld gehen, um die Erdbeeren zu pflücken.”
Auf dem Hof war auch die Katrin schon präsent: “Ich hatte damals zu Schulzeiten bei der Familie mit den Eiern gejobbt. Für den Hofladen Falkensee habe ich dort Marmelade gekocht. Im Sommer 1995, nach meinem Abitur, bin ich als Erntehelferin für die Erdbeersaison auf den Hof nach Dallgow-Döberitz gekommen. Dort lernte ich meinen späteren Mann Hans-Peter Kruse kennen.“
Im Herbst 1995 verließen die beiden den Hof und zogen nach Wustermark. Die damalige Katrin Mentzendorff begann an der Humboldt-Universität in Berlin ein Gartenbaustudium und Hans-Peter Kruse stieg als Gesellschafter in den Spargelhof “Spargelland Hoppenrade” ein. Bis Ende der 90er Jahre war er dort tätig, dann ergab sich die Möglichkeit, den Hofladen Falkensee zu übernehmen. Seit Februar 2000 sind Hans-Peter Kruse und seine spätere Frau Katrin nun auf dem Betrieb – als Betriebsleiter und Besitzer. Die Belegschaft haben sie damals komplett übernommen.
Familie Kruse bewirtschaftet etwa 20 Hektar Land. Hans-Peter Kruse: “Wir tauschen immer wieder Flächen mit den Nachbarn, weil wir für unsere Erdbeeren frische Böden benötigen. Dabei achten wir darauf, dass diese Flächen nahe am Betrieb sind, da wir sie bewässern müssen.”
Katrin Kruse: “Jahr für Jahr ziehen wir Bilanz und schauen, was hat gut funktioniert und was hat weniger gut geklappt. So haben wir schnell festgestellt, dass wir den Gemüseanbau nicht schaffen. So manche Kultur wächst auch sehr schwer in der Brandenburger Sandbüchse. Unsere Heidelbeeren ziehen wir deswegen inzwischen in Töpfen mit einem ganz anderen Bodensubstrat an.”
Hans-Peter Kruse: “Unsere Saison beginnt mit dem Grünspargel, dann folgen die Erdbeeren. Weiter geht es mit Himbeeren und Heidelbeeren. Zurzeit ernten wir die Kürbisse. Im Winter ist der Grünkohl an der Reihe.”
Katrin Kruse: “Nicht vergessen darf man auch unsere Blumen zum Selbstschneiden. Ansonsten werden wir für alles, was für das Angebot im Hofladen noch fehlt, von befreundeten Betrieben beliefert.”
Hans-Peter Kruse: “Mein Bruder aus Dithmarschen liefert uns Kartoffeln, ebenso ein weiterer Betrieb aus Niedersachsen. Unsere Gänse und Enten, die wir zur Weihnachtszeit verkaufen, beziehen wir seit 20 Jahren von einem Betrieb bei Flensburg, der die Gänse und Enten selbst aufzieht und schlachtet.”
Der Hofladen bietet längst ein breites Spektrum mit allem an, was man für den Alltag so braucht. Es gibt frisch gebackenes Brot, Fleisch und Wurst, Kuchen, Obst und Gemüse, Honig, Schnaps, natürlich die eigenen Eier, aber auch Pasta, Marmelade und verschiedene Bioprodukte.
Katrin Kruse: “Manche Kunden kaufen nur zehn Eier, manche erledigen ihren gesamten Wocheneinkauf. Natürlich haben wir viele Kunden aus der Nachbarschaft, die Berliner reisen aber auch aus Zehlendorf und Charlottenburg an. Sie schätzen, dass bei uns nichts anonym ist, dass alle Produkte regional und nachhaltig sind und dass sie jederzeit Fragen stellen können. Vertrauen ist den Kunden sehr wichtig. Die Kinder freuen sich über unseren Spielplatz und darüber, dass sie die Tiere sehen können. Unsere Esel kommen sehr gut an. Und die Hühner lassen sich durch ein Fenster direkt im Hühnerstall bestaunen.”
Hans-Peter Kruse: “Wichtig ist: Wir verniedlichen die Landwirtschaft nicht und wir müssen als Betrieb effizient arbeiten. Wir sind ein ganz, ganz kleiner Betrieb. Alles was wir produzieren, wird komplett zu 100 Prozent vor Ort wieder verkauft. Zur Wahrheit gehört auch: Ein Produkt kann auch einmal alle sein. Gerade unsere Eier sind sehr schnell ausverkauft. Auch das Saisonale ist uns wichtig.”
Früher war der Hofladen für die alljährliche “Erdbeerselbstpflücke” bekannt. Sie wurde 2020 eingestellt. Hans-Peter Kruse: “Die Produktionskräfte fehlen, der Fachkräftemangel setzt uns zu. Aus diesem Grund haben wir unseren Erdbeeranbau von acht Hektar auf zwei verkleinert. Das große Selbstpflückefeld fehlt deswegen. Wir hatten in diesem Jahr an zwei Tagen eine Selbstpflücke – einmal für Erdbeeren, einmal für Heidelbeeren. Die Kunden waren begeistert. Vieleicht machen wir das nächstes Jahr wieder.”
Vieles hat sich in den letzten 30 Jahren getan. 2010 hat die Familie Kruse den Ausbau der Dallgower Straße bezahlt, 2013 die “Klönstuv” ins Leben gerufen, im gleichen Jahr den mobilen Hühnerstall angeschafft und 2016 den Hofladen modernisiert. 2018 wurde der alte Hühnerstall zum Volierenstall umgebaut. 2009 und 2023 wurden Photovoltaik-Anlagen auf dem Hühnerstall und dem Hofladen aufgestellt. Hans-Peter Kruse: “Die Photovoltaik kam gerade richtig, bevor die Energiepreise durch die Decke gingen.”
15 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es im Hofladen, zehn geringfügig Beschäftigte kommen noch hinzu. Katrin Kruse: “Die Kinder helfen zwischendurch auch schon mit. Der Sohn studiert, die Tochter fängt bald damit an. Wir werden sehen, ob sie später einmal Interesse daran haben, den Betrieb zu übernehmen. Das Thema Nachfolge ist gerade in der Landwirtschaft sehr groß. Man muss es schon lieben. Die Bezahlung ist schlecht, die Arbeitszeiten sind lang.”
Hans-Peter Kruse: “Unsere Familien leben in Schleswig-Holstein. Wir besuchen sie oft, haben uns aber im Havelland eingelebt und empfinden es inzwischen als unsere Heimat. Wir sind angekommen.”
Seit 1995 veranstaltet Familie Kruse vor Ort das Erntefest, das inzwischen Kartoffelfest heißt. Auch zum 30-jährigen Jubiläum findet das Kartoffelfest wieder statt – und zwar am 12. und 13. Oktober. Katrin Kruse: “Es gab dieses Jahr zur Kartoffelaussaat schwierige Wetterverhältnisse. Die Aussaat hat sich deswegen verzögert und damit auch die Ernte. Wir laden sonst immer Ende September zum Kartoffelfest ein, dieses Jahr findet es eben ein wenig später statt. (Text/Fotos: CS)
Info: Hofladen Falkensee, Dallgower Straße 1, 14624 Dallgow-Döberitz, Tel.: 03322-22462, www.hofladen-falkensee.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 223 (10/2024).
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