Ein Tropfen Blut: Spannende Ausbildung zum MTLA in den Havelland Kliniken!
Vor einer ärztlichen Diagnose, einer Behandlung oder gar einer Operation lohnt es sich, den Patienten zur Blutprobe zu bitten. So ein Tropfen Blut kann ungeheuer gesprächig sein. Einer, der im Nauener Zentrallabor der Havelland Kliniken ganz genau “hinhört”, ist Dennis Trutwin (32). Er ist Medizinisch-technischer Laboratoriumsassistent (MTLA) – und kann diese naturwissenschaftliche Ausbildung nur wärmstens empfehlen. (ANZEIGE)
Dennis Trutwin kommt aus Berlin-Spandau. Er hat die Ausbildung zum MTLA bereits vor acht Jahren absolviert und arbeitet entsprechend lange in diesem Beruf, der ihn manchmal an eine “naturwissenschaftliche Detektivarbeit” erinnert.
In den Havelland Kliniken gibt es an jedem Krankenhausstandort ein eigenes Zentrallabor. Das wird von der MDZ Havelland GmbH geführt, einer Tochter der Havelland Kliniken Unternehmensgruppe. Verantwortlich ist hier der Ärztliche Leiter Labor Dr. Torsten Kessler, der zugleich auch Chefarzt für den Bereich Hygiene ist.
Wenn man als Patient in ein Krankenhaus kommt, wird man oft genug zur Ader gelassen. Dennis Trutwin: “Dank einer Blutprobe können wir schnell schauen, was gerade im Körper vor sich geht. Bei gewissen Erkrankungen sind uns bekannte Parameter erhöht. Dank einer umfassenden Analyse bekommen wir oft ein gutes Bild davon, wie es um den Patienten bestellt ist. Eine Blutprobe wird dabei stets mit drei unterschiedlichen Methoden ausgewertet. Im Blutserum untersuchen wir die Hormone, die Elektrolyte, die Leberwerte und die Herzparameter. Im Plasma schauen wir uns die Funktionalität der Blutgerinnung an. Da geht es darum, wie schnell das Blut aufhört zu fließen, wenn man sich schneidet. Das ist wichtig für eine anstehende Operation. Und dann gibt es da noch das große Blutbild, da schauen wir uns die roten und weißen Blutkörperchen an.”
Es gibt ganz bestimmte Moleküle im Blut, die dem Arzt später genau anzeigen können, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Dennis Trutwin: “Ganz typisch für einen akuten Herzinfarkt ist etwa der Troponin-Wert. Gibt es eine Funktionseinschränkung im Herzmuskel, ist dieser Wert in der Regel stark erhöht. Als MTLA ist es für uns aber auch immer wichtig, den Kontext zu sehen. Hat der Patient vor der Blutabnahme blutverdünnendes Heparin bekommen, kann der Troponin-Wert falsch positiv erhöht sein.”
Oft werden ja im Blut auch die sogenannten Entzündungswerte kontrolliert.
Dennis Trutwin: “Das stimmt. Auch hier gibt es ganz typische Parameter wie etwa das CRP. Das C-reaktive Protein kann bei einer akuten Entzündung ganz schnell durch die Decke schießen, aber auch ebenso schnell wieder abflachen. Wenn wir einen hohen CRP-Wert messen, wissen wir aber noch nicht, wo die Entzündung ihren Ursprung hat und was sie hervorgerufen hat. Hier müssen wir weitere Parameter und Untersuchungen hinzuziehen. Das ist die eingangs erwähnte Detektivarbeit.”
Ein weiterer Stoff, der sehr viel Informationen über den Patienten preisgeben kann, ist der sogenannte PSA-Wert.
Dennis Trutwin: “Ja, er weist auf eine mögliche Krebserkrankung hin. Das PSA ist das Prostata-stimulierende Antigen. Das ist spezifisch für Veränderungen in der männlichen Prostata. Wenn dieser Wert deutlich erhöht ist, kann das ein Indiz für eine mögliche Tumorbildung sein. Der PSA-Wert lässt sich aber auch durch die Ernährung oder durch Medikamente beeinflussen. Das Blut gibt einem immer nur einen allerersten Hinweis. Weitere Untersuchungen sind nötig, um zu überprüfen, ob sich ein Verdacht erhärtet.”
Wie kann man sich die Arbeit in einem Zentrallabor vorstellen? Werden die Proben wirklich noch von Hand in einem Reagenzglas ausgewertet oder gibt es Wundermaschinen, die diese Auswertung vollautomatisch vornehmen?
Dennis Trutwin: “Die Blutkörperchen schauen wir uns wirklich noch unter dem Mikroskop an. Es wäre bei den vielen Proben, die jeden Tag zu uns ins Labor kommen, zeitlich völlig unmöglich, jede Probe händisch zu untersuchen. Wir haben verschiedene Analysegeräte, die sich beproben lassen. Diese Geräte gibt es etwa für die EDTA-Monovette, die Bestimmung des kleinen und des großen Blutbildes und die Serumanalysen. Die Maschinen sind schnell, ein großes Blutbild dauert so nur fünf Minuten. Eine Mikrobiologie haben wir bei uns nicht, aber wir können Blutkulturen anlegen und sie bebrüten, um zu schauen, ob eine Blutvergiftung (Sepsis) vorliegt. Im positiven Fall schicken wir sie zur Bestimmung eines Keims weiter an ein mikrobiologisches Labor. Wir untersuchen übrigens auch Urin- und Liquor-Proben in unserem Labor. Und wir bestimmen Blutgruppen, was vor einer Operation wichtig ist, damit die Patienten keine inkompatible Blutkonserven bekommen. Übrigens: Ohne ein eigenes Zentrallabor dürften die Havelland Kliniken keine Rettungsstelle und keine Intensivstation betreiben. Da braucht man nämlich schnellstmöglich Werte für die Behandlung.”
Viele Patienten haben in ihrem Leben schon mehrfach ein großes Blutbild erheben lassen, diese Auswertungen aber nicht mehr greifbar. Wäre es für eine tiefergehende Untersuchung einer Blutprobe nicht wichtig zu sehen, wie sich bestimmte Werte über Jahre und Jahrzehnte entwickeln und verändern? Dennis Trutwin: “Ja, das stimmt. Dafür brauchen wir die digitale Krankenakte, sodass ein Arzt Zugriff auf die Analysen der Vergangenheit hat. Diese wird gerade eingeführt.”
Das alles klingt sehr spannend. Da in den nächsten Jahren deutschlandweit viele ältere MTLAs in den Ruhestand wechseln, gibt es einen hohen Bedarf an frisch ausgebildetem Nachwuchs. Auch, weil die Ausbildung einfach viel zu unbekannt ist.
Dennis Trutwin: “Wir in den Havelland Kliniken bieten die Ausbildung zum oder zur MTLA an. Es gibt pro Jahr zwei Ausbildungsplätze in Nauen und ein bis zwei in Rathenow. Dabei kooperieren wir mit dem Gesundheitscampus Potsdam. Die Ausbildung geht über drei Jahre und wird vom Start weg mit knapp tausend Euro im Monat vergütet. Bislang war die MTLA-Ausbildung eine fast rein schulische Ausbildung. Seit 2023 wurde der Praxisanteil aber noch einmal deutlich erhöht. Zur Ausbildung kann man sich mit dem Mittleren Schulabschluss bewerben. Empfohlen wird aber das Abitur, weil es doch eine sehr anspruchsvolle Ausbildung ist. Es ist eine tolle Ausbildung für alle, die Chemie, Physik und Biologie mögen.”
Die Havelland Kliniken suchen übrigens auch dringend bereits fertig ausgebildete MTLAs. (Text/Fotos: CS)
Info: Medizinisches Dienstleistungszentrum Havelland GmbH, Zentrallabor, Ketziner Straße 19, 14641 Nauen, Tel.: 03321-42-1000, www.havelland-kliniken.de
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 223 (10/2024).
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