Erster Spatenstich für die Bildungsakademie für Bahnberufe am Bahn-Technologie-Campus Havelland in Elstal!
Wofür steht eigentlich das Havelland, wenn man den Landkreis einmal von der wirtschaftlichen Seite aus betrachtet? Na klar: Vor allem für die hauptstadtnahe Logistik und die überall präsente Landwirtschaft. Das könnte sich in Zukunft einmal ändern. In Elstal entsteht der Bahn-Technologie-Campus Havelland. Hier werden einmal die hochqualifizierten Fachkräfte für die Schiene ausgebildet, die in Deutschland so dringend benötigt werden. Am 20. September erfolgte der erste Spatenstich für die neu zu errichtende Bildungsakademie für Bahnberufe.
Märkischer Sand, bewegt durch viele metallisch blitzende Schaufeln, flog am 20. September gegen 10:30 Uhr hoch hinauf in die Luft. Damit war klar: Jetzt geht es endlich richtig los am Standort, nun kann die Vision von der lange geplanten Bildungsakademie für Bahnberufe Wirklichkeit werden.
In Sichtweite vom Bahnhof Elstal und dem alten Wasserturm soll hier vor Ort ein 800 Quadratmeter großer Bau entstehen, an dem in Zukunft Fachkräfte für die gesamte Bahnbranche ausgebildet werden. Damit sich der ambitionierte Bau auch tatsächlich realisieren lässt, hatte das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg fünf Millionen Euro Fördermittel bewilligt, der Landkreis Havelland trägt die Kofinanzierung. Staatssekretär Uwe Schüler vom Brandenburger Infrastrukturministerium war der Einladung zum Spatenstich gerne gefolgt und überbrachte Grußworte aus seinem Hause.
Andreas Guttschau stellte das Projekt als verantwortlicher Geschäftsführer der Bahntechnologie Campus Havelland GmbH (BTC, www.btc-havelland.de) den zahlreich herbeigeeilten Köpfen aus Politik und Wirtschaft vor: “Wir wurden vom Landkreis Havelland als Vorhabenträger mit der Revitalisierung und Vermarktung des Geländes rund um den Bahnhof Elstal beauftragt, um so erst den Bahntechnologie Campus zu ermöglichen. Die Revitalisierung des ehemals stillgelegten Geländes ist uns in den letzten acht Jahren gelungen, nun arbeiten wir an der Vermarktung. Beauftragt wurden wir aber auch, hier vor Ort eine Bildungsakademie für Bahnberufe zu errichten, um Ausbildung, Fortbildung und akademische Lehre zu ermöglichen.”
Die neue Bildungsakademie wird komplett barrierefrei gebaut werden, das Dach wird begrünt, auch eine Photovoltaik-Anlage ist mit eingeplant. Im Inneren des Gebäudes entstehen vier Seminarräume mit 45 bis 135 Quadratmetern Fläche. Sie lassen sich zum Teil auch teilen, falls mehr Räume benötigt werden. Ein Praxislabor gibt es auch. Das ist mit einem speziellen Industriefußboden ausgestattet und mit Elektroanschlüssen an der Decke versehen, um auf diese Weise auch im Labor Praxiseinsätze simulieren zu können. Reicht der Platz nicht aus, könnte in Zukunft eine zweite Etage aufgesetzt werden.
Wichtig ist auch der Außenbereich. Hier wird eine Gleisanlage mit einer Weiche enstehen, sodass sich Praxiseinsätze gleich vor der eigenen Tür am echten Gleis durchführen lassen. Dabei geht es nicht nur um das Befahren der Gleise, sondern auch um den Gleisbau und die Konstruktion der Oberleitungen. Andreas Guttschau: “Sollte der Platz in der Zukunft nicht ausreichen, so ist das kein Problem: Uns gehören gleich nebenan noch einmal 5.000 Quadratmeter Fläche, sodass wir uns hier richtig austoben könnten, wenn es darum geht, weitere Flächen umzusetzen, auf denen sich die graue Theorie in die bahnaffine Praxis umsetzen lässt.”
Passend zum parallel am Bahnhof stattfindenden dritten “Tag der Schiene”, bei dem sich über 30 Aussteller aus der Bahnbranche mit ihren verschiedenen Ausbildungsberufen weit über 400 Schülerinnen und Schülern vorgestellt haben, zeigte Andreas Guttschau auf, wie der Weg vor Ort weiter beschritten werden kann.
Ein Blick zurück: Im Juni 2017 nahm die Vision vom Bahn-Technologie-Campus Havelland zum ersten Mal Gestalt an. Damals hatte der Landkreis Havelland das 34 Hektar große, komplett brachliegende Rangierbahnhofsgelände am Bahnhof Elstal ins Auge gefasst, um es zu einem Mekka bahnnaher Unternehmen auszubauen. Acht Millionen Euro kamen damals vom Landkreis, 12 Millionen Euro noch einmal vom Land und vom Bund. Seitdem hat die RWS Railway Service GmbH eine Service- und Wartungshalle für die Inbetriebnahme, den Umbau und die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen vor Ort errichtet. Auch die Havelländische Eisenbahn (HVLE) hat bereits ihre Zentrale nach Elstal verlegt.
Mit der Bildungsakademie wird erstmals ein klarer Schritt in Richtung Zukunft gegangen: Elstal könnte einmal der “place to be” sein, wenn es darum geht, sich für einen gehobenen Bahnberuf ausbilden zu lassen.
Andreas Guttschau: “Wir rechnen mit einer Fertigstellung des Gebäudes in der zweiten Jahreshälfte 2026. Hier geht es um den staatlichen Bildungsauftrag und zu einem gewissen Prozentsatz auch um die akademische Lehre.”
Landrat Roger Lewandowski war schon immer ein großer Freund vom Bahn-Technologie-Campus Havelland. Bei seiner Rede anlässlich des ersten Spatenstichs sagte er: “Der heutige Tag markiert nicht nur den Baubeginn, sondern auch den Start eines nachhaltigen und innovativen Projekts, das unsere Region zukunftsweisend voranbringen wird, denn eine Investition in die Aus- und Weiterbildung bei der Bahn zahlt sich mit Sicherheit aus. Das Projekt Bildungsakademie steht stellvertretend für unser gemeinsames Bestreben, die Weichen für eine klimafreundliche und moderne Mobilität zu stellen. Leider wurde in den letzten Jahrzehnten die Bahninfrastruktur stark vernachlässigt. Diese Investitionen gilt es nun nachzuholen und dafür bedarf es gut ausgebildeten und qualifizierten Personals.”
Holger Schreiber, Bürgermeister von Wustermark, freute sich am Rande der Veranstaltung über die weitere Aufwertung seiner Gemeinde: “Der Bahntechnologie Campus und die Bildungsakademie für Bahnberufe sind Leuchttürme für das ganze Havelland. Sie werden wirklich hochwertige Ausbildungen zu uns holen. Wo kann man so ein Projekt besser auf den Weg bringen als hier am historischen Bahnhof Elstal?” (Text & Fotos: CS / Visualisierungen: Planungswerk Näther)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 223 (10/2024).
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