Auf der vocatium 2024 in Falkensee: Wie geht es nach der Schule eigentlich weiter?
Was willst du denn einmal werden? Viele Schülerinnen und Schüler können diese Frage am Ende ihrer Schullaufbahn nicht wirklich beantworten. Für mehr Orientierung sorgt die Fachmesse für Ausbildung und Studium “vocatium”, die in Falkensee bereits zum vierten Mal in der Stadthalle veranstaltet wurde. Etwa 5.000 Schüler trafen am 18. und 19. September auf 115 ausstellende Betriebe und Hochschulen. Bei zuvor vereinbarten Terminen konnten sich beide Seiten besser kennenlernen.
Wo soll die berufliche Reise denn einmal hingehen? Wäre eine Ausbildung bei der Polizei interessant, lockt der Handel, bietet ein Geldinstitut einen sicheren Hafen für die Zukunft oder soll es ein innovatives Unternehmen sein, das den Arbeitsplatz der Zukunft stellt? Oder lohnt es sich vielleicht doch eher, zusätzliche Skills an einer Fachhochschule oder einer Universität zu erwerben, um so später gleich mit einem höheren Gehalt in die Arbeit einzusteigen?
Eins hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht geändert: Nur die allerwenigsten Schülerinnen und Schüler wissen nach ihrem Abschluss, was sie einmal werden möchten. Oft haben sie keine Ahnung, welche Möglichkeiten ihnen der Arbeitsmarkt bietet und welche Ausbildungsplätze es in ihrer Region überhaupt gibt.
Sehr erfolgreich bei der Vermittlung zwischen Schülern und Betrieben ist Jahr für Jahr die “vocatium”, die sich als Fachmesse für Ausbildung und Studium präsentiert. Sie wird an mehreren Orten in Deutschland veranstaltet. Die “vocatium” (www.erfolg-im-beruf.de) in Falkensee fand nun schon das vierte Mal in Folge statt. Vor Ort sprechen die Aussteller gezielt die Havelregion und das Berliner Umfeld an. 5.000 Schülerinnen und Schüler fanden sich am 18. und 19. September in der Falkenseer Stadthalle ein, um auf 115 Betriebe und Hochschulen zu treffen.
Kristina Büttner vom verantwortlichen IfT Institut für Talententwicklung ist die Projektleiterin in der Gartenstadt: “Hier in Falkensee hatten wir unglaublich viele junge Leute vor Ort. Das sind genau die Schüler, die gerade die Abgangsklassen und die Vorabgangsklassen besuchen. Bei ihnen steht die Frage danach, wie es weitergeht, sehr im Vordergrund. Ein großer Pluspunkt bei der vocatium ist, dass sich die Schülerinnen und Schüler bereits im Vorfeld sehr intensiv mit den für sie interessanten Ausbildungs- oder Studienplätzen beschäftigt haben. Sie haben vor Ort fest vereinbarte Einzelgesprächstermine mit einzelnen, von ihnen zuvor kontaktierten Ausstellern. Da überlegt man sich bereits im Vorfeld ganz genau, welche Fragen man stellen möchte. Das macht die Gespräche auch so effizient – übrigens für beide Seiten.”
Das ist ein großer Unterschied zu anderen Ausbildungsmessen, bei denen der Schwerpunkt für die jungen Leute mitunter darauf liegt, die kostenfrei an den Ständen ausliegenden Goodies in Form von Kugelschreibern, Mützen, Bonbons oder Notizblöcken einzusammeln.
Trotz Wirtschaftsstagnation ist die Nachfrage nach Auszubildenden weiterhin sehr hoch in Deutschland. Kristina Büttner: “Die Unternehmen brauchen noch immer Fachkräfte, finden diese aber oft nicht. In der Folge setzen viele Firmen darauf, ihre Mitarbeiter von morgen selbst auszubilden. Wer als Schüler aktiv wird und sich den Unternehmen gut präsentiert, hat deswegen auch große Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.”
Interessant ist die aktuelle Erhebung der Verantwortlichen, welche Ausbildungsberufe bei der diesjährigen “vocatium” ganz besonders intensiv nachgefragt werden. Auf Platz 1 steht der mittlere Polizeivollzugsdienst, es folgt der Immobilienkaufmann (m,w,d), dann der Erzieher (m,w,d). Auf Platz vier steht der Bankkaufmann (m,w,d), Platz fünf ist für den Kosmetiker (m.w.d) reserviert.
Bei den beliebtesten Studiengängen liest sich die Top-5 wie folgt: Psychologie, Medizin, Architektur, Psychologie (Science) und Lehramt.
Darüber, dass die Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten auf Platz 1 der regionalen Ausbildungswünsche steht, darf sich Sandra Pokorny aus Falkensee freuen. Die Polizeihauptkommissarin ist für die Nachwuchsgewinnung verantwortlich und sagt: “Die Nachfrage bei uns am Stand war tatsächlich sehr gut. Die Schülerinnen und Schüler haben uns sehr viele Fragen gestellt. Da ging es vor allem um das Auswahlverfahren und über den Polizei-Sporttest, von dem viele schon gehört haben. Es ging aber mitunter auch konkret darum, wie man später zur Kriminalpolizei gelangen oder wie man Hundeführer werden kann. Es gibt ja so viele Möglichkeiten bei uns. Mit dem Abschluss der zehnten Klasse kann man die Ausbildung bei uns absolvieren – oder mit dem Abitur auch ein Studium beginnen. Beides geht aber nicht in Falkensee, unsere Ausbildungsstätte ist in Oranienburg. Man könnte aber als Wunschort für sein Praktikum gern Falkensee angeben. Alle, die Ausbildung oder Studium bestanden haben, werden übrigens sicher in den Polizeidienst übernommen.”
Was gefällt denn der Polizeihauptkommissarin selbst am besten bei der Polizei? Sandra Pokorny: “Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen, und das kann ich als Polizistin. Der Beruf ist auch sehr abwechslungsreich, jeden Tag erlebt man etwas Neues. Außerdem ist man nicht gezwungen, sein ganzes Berufsleben über immer das Gleiche zu tun. Ich kann auch innerhalb der Polizei in völlig verschiedenen Bereichen arbeiten, ohne dass ich dafür kündigen müsste.”
Auf der “vocatium” haben sich viele Firmen, Unternehmen und Behörden vorgestellt, darunter auch das Bauhaus, BMW, das centrovital, Deichmann, dm, Fielmann, die Havelland Kliniken, Kaufland, LIDL, die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die Stadt Falkensee, Störk oder die Wepoba Wellpappenfabrik.
Bei einem Rundgang durch die von den Ausstellern besetzte Veranstaltungs- und Sporthalle der Stadthalle Falkensee konnte man viele neue Berufsbilder kennenlernen. So auch am Stand von ADM WILD aus Nauen und Berlin-Spandau. Das Unternehmen stellt Farbstoffe und Aromen für die Lebensmittelproduktion her – vor allem aus natürlichen Ressourcen. So kann ein schönes Rot etwa aus dem Farbstoff der schwarzen Karotte gewonnen werden.
Christian Dahlenburg ist stellvertretender Produktionsleiter am Standort Nauen: “Unsere Produkte finden sich in Gummibärchen ebenso wie in Schokolade, im Eisbecher, im Joghurt oder im Pudding. In unserer Entwicklungsabteilung stellen wir für unsere Kunden genau die Farben und die Aromen her, die gerade benötigt werden.”
Wer gern in diesem extrem innovativen und kreativen Umfeld arbeiten möchte, braucht eine Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik. Auf der Messe erzählte Azubi Pascal Götze von seinen Erfahrungen: “Die Ausbildung dauert drei Jahre, man sollte die Mittlere Reife mitbringen. Mit einem Abitur lässt sich die Ausbildung übrigens nicht verkürzen. Es gibt einfach zu viele wichtige Lernbereiche, die man in der Ausbildung auf keinen Fall verpassen darf. Nach der Ausbildung kann man in vielen Bereichen eingesetzt werden, so etwa in der Aroma- oder in der Farbherstellung. Wir hatten auch schon Auszubildende, die sind zum Ausbilder gegangen und haben gesagt, dass sie sich sehr für die Entwicklungsabteilung interessieren würden. Da kann man schon Wünsche äußern. Ich finde es immer wieder spannend, durch den Supermarkt zu gehen. Ich weiß ja, in welchen bekannten Top-Produkten Farbstoffe und Aromen enthalten sind, die wir hergestellt haben.”
Keine Frage: Auf die vielen Schülerinnen und Schüler warteten auf der “vocatium” viele wichtige Gespräche, die zum Teil die Weichen für die eigene Zukunft gestellt haben.
Auf der diesjährigen “vocatium” wurde außerdem ein Preis verliehen. In diesem Jahr wurde nämlich ein bundesweiter “vocatium”-Ausbildungspreis ausgelobt. Azubis konnten einen eigenen Text einreichen – passend zum Thema “Warum ich meine Ausbildung liebe”.
Kristina Büttner: “Wir haben das große Glück, dass der Auszubildende, der den dritten Preis bekommen hat, in unserem Einzugsgebiet lebt. Wir haben ihn nach Falkensee eingeladen, um ihm am Mittwoch seine Siegerurkunde und einen Geldpreis in Höhe von 900 Euro zur freien Verfügung zu übergeben. Insgesamt haben wir aus 800 Texteinsendungen die besten drei ausgewählt.”
Alexander Baals freute sich über seinen Preis, der ihm auf dem Campusplatz übergeben wurde. Er absolviert eine Ausbildung in der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Nach der Übergabe der Urkunde las der Azubi seinen preisgekrönten Text vor vielen Ausstellern der “vocatia” laut vor. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 223 (10/2024).
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