“Adel vergiftet” in der Dallgower Tanzschule Allround: Das Papilio Theater sorgt beim 3-Gänge-Menü für historisch verbürgte Giftmorde!
Blut tropft auf das Parkett im großen Ballsaal der Dallgower Tanzschule Allround. Ein schreckliches Röcheln dringt aus der aufgeschlitzten Kehle des Pariser Polizeipräfekten. Vor den Augen der schockierten Zuschauer sinkt der große Mann entseelt zu Boden. Schnell wird klar: Selbstmordtropfen haben dafür gesorgt, dass sich der Polizeichef selbst gemeuchelt hat. Aber wer war eigentlich der Giftmischer im Hintergrund? Das müssen die Zuschauer beim Kriminal-Dinner “Adel vergiftet” selbst herausfinden.
Seit vielen Jahren bietet das Papilio Theater (www.papiliotheater.de) von Monique Kreyß und Timo Klein aus Dallgow-Döberitz eine perfide Form der Unterhaltung an. Während die Gäste der interaktiven Theatershow gemütlich an ihrem Weinglas nippen und ein 3-Gänge-Menü genießen, passiert um sie herum gar Schreckliches.
Stets kommt es zu einem Mord, der in der Regel sogar authentische Wurzeln in der europäischen Geschichte hat. Während die Schauspielerinnen und Schauspieler in pompösen Kostümen am Leib und locker-humorvollen Sprüchen auf den Lippen in den blutigen Abgründen der Historie waten, müssen die Zuschauer am Rande des Geschehens stets ganz genau aufpassen, was gesagt und getan wird. Die auf diese Weise gesammelten Indizien helfen später (hoffentlich) dabei, den Mörder zu entlarven und den Fall zu lösen.
Seit einiger Zeit tritt das Papilio Theater im östlichen Havelland besonders gern in der Tanzschule Allround von Anja und Christian Thamm auf. Kein Wunder: Der große Ballsaal ist wie geschaffen für etwa einhundert Gäste. Er bietet auch ausgiebig Platz zum hemmungslosen Schauspielern.
Am 14. September war es wieder einmal so weit. Der ganze Tanzsaal war in den Farben des Teufels eingedeckt – mit schwarzen Tischtüchern und dunkelroten Kerzen. Passend zum Stück “Adel vergiftet” trat auch tatsächlich der Teufel im Prolog auf, um das gebannt wartende Publikum an den runden Tischen auf das gar gräuselige Geschehen vorzubereiten.
Wir schreiben das Jahr 1676. Ganz Paris atmet auf. Die verruchte Marquise de Brinviliers sorgte nämlich mit ihren heimtückischen Giftmorden für Angst und Schrecken. Schließlich musste der Sonnenkönig sogar seinen Polizeipräfekten auf die Marquise ansetzen. Der stellte der Giftmischerin eine Falle – und das Beil des Scharfrichters beendete den Fall.
Wirklich? Die “Hexe von Paris” lädt die noble Pariser Gesellschaft zum Galadinner ein, um die Hinrichtung zu feiern. Ein grauenvoller Vorfall zeigt aber – die Giftmorde gehen weiter. Noch schlimmer: Der versammelte Adel ist in den Fall verstrickt. Als der Polizeipräfekt tot am Boden liegt, muss man sich fragen: Wer steckt wohl dahinter? Ist es die schöne Catherine, die Marquise de Montespan, der indische Diener Ashok, die Wahrsagerin Luba Wanga oder der ehrgeizige Leutnant Degrais?
Anja Thamm: “Jetzt im September war das Papilio Theater bereits zum vierten Mal zu Gast bei uns. Daraus hat sich eine liebe Tradition entwickelt. Die Schauspielertruppe kommt immer im März und im Oktober zu uns. Dieses Jahr haben wir den zweiten Termin nur etwas vorgezogen, es ging bei uns terminlich nicht anders. Jedes Mal wird ein anderes Stück aufgeführt. Toll ist, dass ich mir das Stück immer aussuchen darf. Meine ganze Familie ist bei den Abenden mit dabei. Uns macht das Mitfiebern großen Spaß. Am Anfang war ich skeptisch, wie das Kriminal Dinner wohl bei den Gästen ankommt, aber das Feedback ist großartig. Wir haben viele Stammgäste, die gern wiederkommen – und dann auch noch Freunde mitbringen.”
Das ist kein Wunder. Denn egal ob die aufgeführten Stücke “Kreuzfahrt ins Grab”, “Manche mögen’s tot!”, “Bluthochzeit im Westernpuff” oder “Mord in der Promiklapse” heißen: Fast immer geht es zurück in die Vergangenheit, die Kostüme sind bombastisch und es darf herzlich gelacht werden. Noch besser: Die Zuschauer dürfen sogar mitmachen.
Denn vor dem eigentlichen Theaterabend bekommt jeder Zuschauer im Saal eine komplett neue Identität. Die steht auf einer Charakterkarte, die im Vorfeld verteilt wird. Bei dem Stück “Adel vergiftet” (von Louis le Grand geschrieben) gibt es so etwa den Scharfrichter von Paris Gulliaume, die Dienstmagd Minette, die Perückenmeisterin Madame Pelletier oder die Kaffeeleserin Madame de la Fontaine.
Monique Kreyß: “Die Gäste entscheiden frei nach dem Motto ‘Und wer sind Sie heute Abend?’ selbst, ob sie eine aktive Rolle im Stück übernehmen möchten oder lieber nur passiv zuschauen möchten. Manche Karten sind eben mit einer Aufgabe verknüpft.” Dann wird man mitunter im Stück aufgerufen und muss seiner Rolle folgend ein Statement vortragen, das auf der Charakterkarte vermerkt ist.
So ein Theaterabend beginnt um 19 Uhr und kann schon einmal bis spät in den Abend hinein dauern. Es braucht eben seine Zeit, bis alle Charaktere vorgestellt, alle Scheußlichkeiten passiert, alle amourösen Verflechtungen erkannt und die historischen Hintergründe erzählt sind.
Um die Zuschauer nicht zu überfordern und um sie auch zum Diskutieren anzuregen, gibt es in den Pausen ein an den Tischen serviertes 3-Gänge-Menü. Anja Thamm: “Das kommt bei uns von Lapa Catering. Mit diesem Caterer sind wir sehr zufrieden, das Essen ist immer sehr lecker.”
Am 14. September gab es so etwa ein Kokos-Kürbis-Süppchen als Vorspeise, ein Saltimbocca vom Hühnchen mit saisonalem Gemüse mit Rosmarin-Thymian-Kartoffelgratin als Hauptspeise und einer Crême Brulée mit frischen Waldbeeren als Dessert. Im Hauptgang konnte auch eine vegetarische Variante gewählt werden.
Am Ende des Abends werten die Gäste tischweise das fröhliche Morden aus und schreiben auf, wer es wohl gewesen ist, warum es zum Morden kam und welche Strafe der Tisch für angemessen hält. Wer der scheußlichen Moritat am nächsten kommt, wird mit einer Tischrunde Sekt belohnt
Annett Kurth: “Wir waren zum zweiten Mal bei einem Kriminal Dinner mit dabei. Beim ersten Besuch waren wir sehr überrascht, dass der Kriminalfall so lustig war. Dieses Mal waren wir darauf eingestellt und waren absolut begeistert.”
Am 29. März 2025 geht es in der Tanzschule Allround (www.tanzschule-allround.de) weiter, dann wird das Stück “Mörderische Erscheinung” gespielt, eine Karte kostet 99 Euro. Da entführen die Schauspieler die Zuschauer nach Preußen ins Jahr 1759: Hat Friedrich der Große seine Todfeindin etwa mit eigenen Händen ermordet? Das gilt es herauszufinden.
Monique Kreyß: “Uns gibt es seit 2008. Wir haben mit Märchen für Kinder angefangen und sind seit 2011 mit unseren Kriminal-Dinnern unterwegs. 17 Leute sind wir zurzeit in der Theatergruppe, wir haben etwa einhundert Vorstellungen im Jahr. Acht Stücke stehen uns zur Verfügung. Wir schreiben gerade am neunten Krimi, das wird wieder ein historisches Stück werden.” (Texte/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 223 (10/2024).
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