Falkenseer Radfahrer im Vorteil: Neue Fahrradstraße Falkenkorso feierlich eröffnet!
Morgens um halb acht in Deutschland: Kinder und Jugendliche fahren mit dem Fahrrad zur Schule. In Falkensee radeln sie zumindest im Falkenkorso ab sofort vielleicht noch eine Spur sicherer. Die Anliegerstraße darf sich nun – entsprechend farblich markiert und beschildert – Fahrradstraße nennen. Es ist bereits die zweite in der Gartenstadt. Viele weitere sollen folgen, so will es das Radverkehrskonzept.
Im Falkenkorso sind die Kreuzungen in einem leuchtenden Signalrot bemalt. Schilder weisen darauf hin, dass es sich bei dieser Nebenstraße nun um eine sogenannte Fahrradstraße handelt.
Diese Maßnahme wurde bereits am 8. Dezember 2021 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen und lässt sich so auch im Radverkehrskonzept der Stadt Falkensee nachlesen. In einem Anschreiben vom 28. Mai 2024 an die Anwohner im Einzugsbereich der neuen Fahrradstraße Falkenkorso heißt es zur Erklärung: “In einer Fahrradstraße wird die Fahrbahn vorrangig dem Radverkehr zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, dass die gesamte Fahrbahn zum Radweg wird” – mit Tempo 30 (eh schon vorher vorhanden) und einer Vorfahrtsregelung gegenüber den Seitenstraßen.
In einer solchen Fahrradstraße ist der KFZ-Verkehr für Anlieger übrigens weiterhin zugelassen, das gilt auch für den Lieferverkehr. Neu ist aber, dass die Radfahrer nebeneinander fahren dürfen.
Der Falkenkorso, der am 3. September um 7:30 Uhr von Bürgermeister Heiko Richter, Baudezernent Thomas Zylla, Bauamtsleiter Jens Grothe und mehreren Stadtverordneten offiziell als Fahrradstraße freigegeben wurde, ist nach dem Wiesenweg die zweite Fahrradstraße in Falkensee.
In den sozialen Netzwerken wurde seit den ersten Malerarbeiten auf der Straße viel darüber diskutiert, ob diese Erhebung der Straße in den Status der Fahrradstraße überhaupt Not tut, da der Wiesenweg und auch der Falkenkorso auch vorher schon absolut ruhige Nebenstraßen waren.
Uwe Kaufmann ist der Sprecher vom ADFC, dem “Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V. Ortsgruppe Falkensee” (www.falkensee.adfc.de). Er sagt: “Wir brauchen eine durchgängige Radfahrinfrastruktur, damit es für die Bürger und für die Schüler attraktiver wird, mit dem Rad zu fahren. Das ist auch ein Mittel, um gegen die zahlreichen Schülertaxis vorzugehen, die wir in Falkensee haben. Auf der Fahrradstraße haben die Radfahrer Vorrang gegenüber den Autofahrern. Sie können die Straße ungehindert nutzen, sie haben Vorfahrt. Das ist sicherheitsrelevant.”
Wäre es dann aber nicht besser, wenn die bereits etablierten und auch die in Zukunft entstehenden Fahrradstraßen alle miteinander verknüpft sind, sodass man auf diesen Vorfahrtsstraßen für Radfahrer durch den ganzen Ort radeln kann?
Uwe Kaufmann: “Das wäre natürlich ideal. Das ist auch unsere Kritik an der Radverkehrsinfrastruktur, dass eben diese Durchgängigkeit fehlt. Beim Falkenkorso wäre es ideal, wenn man die Radfahrstraße bis zum Bahnhof Finkenkrug verlängert. Auf der anderen Seite soll sich ja die Fehrbelliner Straße anschließen. Hier wünschen wir uns eine Fahrradzone, die auch gleich noch mehrere Nebenstraßen mit einschließt, was eine echte Steigerung zur Fahrradstraße wäre. Aber ob das am Ende von der Verkehrsbehörde genehmigt wird, wissen wir nicht. Es ist im Radverkehrskonzept zumindest angedacht. Die Fehrbelliner Straße wäre ja ein Zubringer zum Lise-Meitner-Gymnasium.”
Hans-Peter Pohl (CDU) ist der Vorsitzende der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung. Welche Vorteile sieht er in der Fahrradstraße Falkenkorso? Pohl: “Ein echter Vorteil ist die Verkehrsberuhigung. Es gibt einfach weniger Durchgangsverkehr von denjenigen, die den Falkenkorso zuvor als Schleichweg genutzt haben, um möglichst schnell durch Falkensee zu fahren. Wer hier kein Anlieger ist oder keinen Anlieger besucht, darf durch diese Straße nicht mehr hindurch. Dafür ist die Fahrradstraße nicht zugelassen.”
Warum wurde nach dem Wiesenweg nun ausgerechnet der Falkenkorso dafür ausgewählt, ihn rot anzumalen und zur Fahrradstraße zu machen?
Baudezernent Thomas Zylla: “Im Vergleich zu den anderen Maßnahmen, die wir noch im Radverkehrskonzept zu stehen haben, ließ sich der Falkenkorso am einfachsten umsetzen. Letzten Endes ist ja immer auch ein Genehmigungsverfahren von der Verkehrsbehörde des Landkreises nötig. Die Behörde hat hier auch relativ lange geprüft, ob wir an dieser Stelle die richtigen Maßstäbe setzen, weil das ja auch Grundlage für die folgenden Fahrradstraßen werden kann. Der Falkenkorso ist aufgrund seiner Länge und Lage prädestiniert für die Maßnahme, weil die Straße in den Bereich um den Bahnhof Finkenkrug führt und auf der anderen Seite im Bereich der Nauener Straße eine Verbindung von den Wohngebieten zu den Schulstandorten ermöglicht.”
Aber war dieser Schritt überhaupt notwendig? Thomas Zylla: “Davon sind wir überzeugt. Die Fahrradstraße gibt hier ab sofort eine Richtung vor und zeigt sich als neu ausgebaute Achse, auf der der Radverkehr gebündelt werden kann. Man darf das auch nicht als singuläre Maßnahme sehen, sondern im Kontext der Maßnahmen, die wir noch vorhaben. Die Fahrradstraßen helfen am Ende dabei, den Fahrradverkehr zu fördern und auch sicherer zu gestalten.”
Bevor der Falkenkorso zu einer Fahrradstraße gemacht wurde, gab es tatsächlich eine Erhebung, wie viele Fahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer die Straße genutzt haben. Bauamtsleiter Jens Grothe: “Diese Zählung war eine Vorgabe von der Straßenverkehrsbehörde.”
Thomas Zylla möchte diese Zahlen aber vor allem in der Zukunft erheben: “Die Einrichtung einer Fahrradstraße soll eigentlich zur Bedarfsweckung erfolgen. Wir möchten ein Angebot schaffen, damit das Fahrradfahren hier besonders attraktiv wird, weil es sicher ist, weil man gut durch die Stadt kommt und man auch schnell unterwegs sein kann, weil Rechts-vor-links wegfällt und man als Radfahrer Vorfahrt hat. Deswegen sind für uns gerade die Zahlen interessant, die sich in der Zukunft ergeben, als Gewöhnungseffekt, als Annahme der Nutzung. Aus diesem Grund müssen wir die Zahlen weiterhin evaluieren. Mit dem Falkenkorso machen wir die Tür auf und fragen: Wollen wir diese Modellfahrradstraße in dieser Form, auch mit dieser Beschilderung und mit dieser Markierung genau so auch in den anderen Straßen wiederholen?”
Welche Straße in Falkensee wäre denn die Nummer 3, wenn es um die Ausschilderung zur Fahrradstraße geht? Es sollen ja noch 32 weitere Straßen im Ort einen roten Anstrich bekommen. Thomas Zylla: “Wir haben verschiedene Straßen im Portfolio, aber noch keine Auswahl getroffen.”
Im Umfeld der farblichen Anpassung vom Falkenkorso gab es Unmut in der Nachbarschaft. Bürgermeister Heiko Richter: “Ich denke, in ein, zwei Wochen werden viele Anwohner feststellen, dass es gar keine große Einschränkung für sie gibt. Ich denke, andere würden sich freuen, wenn sie so eine Fahrradstraße vor der Tür hätten. Es geht ja darum, dass wir die Fahrräder weg von den Hauptstraßen bekommen, und sie parallel führen. Was wir uns bei allen Diskussionen aber nicht gefallen lassen können, ist, dass der Streit eskaliert. Es kann nicht sein, dass Leute, die sich in welcher Richtung auch immer kritisch äußern, plötzlich einen bösen Spruch auf ihrer Garagenwand vorfinden, wie es bereits leider schon passiert ist.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 223 (10/2024).
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