Worüber spricht man in diesem Sommer im Havelland? Wir fragen nach!
Mitte Juli wurde im Garten von Schloss Ribbeck das diesjährige Sommerfest vom Landkreis Havelland gefeiert. Viel Prominenz aus dem Landkreis kam vor Ort zusammen. Etliche Gäste waren durchaus miteinander bekannt, da war der Small Talk überhaupt gar kein Problem. Aber über welche Themen wird auf so einem Sommerfest eigentlich gesprochen, was ist den Menschen wichtig? “Unser Havelland” hat genau hingehört.
Sven Steller ist Mitglied in der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung und 2. Vorsitzender im Kreissportbund Havelland e.V.: “Das ganz große Thema in diesem Sommer wird auf jeden Fall die Bahnsperrung sein, die von August 2025 bis April 2026 andauern wird. Neun Monate lang wird in Falkensee, Brieselang, Nauen, Paulinenaue und Friesack kein Zug mehr halten. Ein weiteres Thema wird die Eröffnung vom Falkenseer Hallenbad im August sein. Ich hoffe, dass hier die negativen Stimmen langsam abklingen und sich die Bürger über ihr Bad freuen können.”
Simone Seyfarth ist die Leiterin der Musik- und Kunstschule Havelland. Sie sagt: “Für mich ist es wichtig, dass wir uns im Sommer im Aufwärtsdenken üben. Es wird immer viel zu viel Schlechtes und Negatives berichtet. Vieles wird auch mit Absicht schlechtgeredet. In meinem Beruf habe ich es oft mit Jugendlichen zu tun, die sehr positive Energien mitbringen. Das gibt mir immer sehr viel Kraft und macht mich optimistisch, wenn ich sehe, was da nachwächst.”
Frank Wasser ist der “Schlossherr” auf Schloss Ribbeck und der Geschäftsführer vor Ort. Er sagt: “Es ist doch ganz klar, im Sommer ist das Wetter das wichtigste Thema. Wir haben jetzt ja Schulferien. Ich kann mir vorstellen, dass viele Familien nun einen Ausflug planen, vielleicht ins Havelland und auch zu uns nach Ribbeck.”
Thilo Spychalski ist der Geschäftsführer der Havelland Kliniken mit Standorten in Nauen und in Rathenow: “Energie ist das große Thema in diesem Sommer. Bei uns in den Havelland Kliniken ist die Frage, wie wir mit unserer Energie umgehen. Wir denken so z.B. über Photovoltaik zur Stromerzeugung und über Elektroautos für die Mitarbeiter nach.”
Andrea Johlige ist Landtagsabgeordnete in Brandenburg: “Mich beschäftigt vor allem die Wohnraum-Frage. Auch im Havelland steigen die Mieten immer weiter. Das führt zu Problemen, weil wir auch bei uns schon soziale Verdrängungsprozesse beobachten, vor allem im Osthavelland finden sie gerade sehr intensiv statt. Ich beschäftige mich viel damit, wie man da etwas dagegenhalten kann, damit die Leute nicht dort wegziehen müssen, wo sie ja eigentlich gerne wohnen wollen würden.”
Michael Ziesecke aus Falkensee ist Geschäftsführer der Schlosserei Ziesecke und zugleich Kreishandwerksmeister im Havelland. Er sagt: “Ich kämpfe auch im Sommer für bessere Bedingungen für den Mittelstand. Wir Handwerker werden immer weniger. Ich kämpfe dafür, dass die Rahmenbedingungen für Handwerker unkomplizierter und besser werden. Es muss jungen Leuten wieder Spaß machen, sich fürs Handwerk zu begeistern und auch, sich selbstständig zu machen. Unsere Aufgabe ist es, diesen Berufsstand am Leben zu erhalten. Egal wie. Und wenn wir ganz neue Wege gehen müssen, müssen wir eben neue Wege gehen.”
Michael Koch ist Beigeordneter und Dezernent im Landkreis Havelland. Hier verantwortet er u.a. den Katastrophenschutz: “Ich nehme gerade wahr, dass sich alle zurzeit über die anstehenden Urlaube unterhalten. Ich werde meinen Urlaub in diesem Jahr im Havelland machen, da gibt es viele Ecken, die ich noch gar nicht kenne und die ich für mich entdecken möchte. Ansonsten schließe ich mich dem Kollegen Spychalski an: Auch im Landkreis steht das Energiethema besonders im Zentrum. Wie versorgen wir etwa unsere Kreisverwaltung mit erneuerbaren Energien?”
Michael Schob ist Inhaber einer regionalen Gartenbaufirma. Bekannt wurde er aber in der Region, weil er viele Häuser in der Nauener Altstadt saniert hat. Zuletzt hat er das Gutshaus Lietzow aufwändig restauriert, es kann ab sofort für Feiern und Veranstaltungen gemietet werden. Er sagt: “Ich habe keine Ahnung, worüber man gerade im Havelland redet. Ich habe zurzeit nur mein aktuelles Projekt im Kopf, das ist der alte Berliner Hof in der Nauener Altstadt, den wir wieder herrichten. Ich freue mich über jeden neuen Schritt, den wir dort vorankommen. Der nächste Schritt ist es, auf der Straßenseite die Rüstung an der Fassade abzubauen. Das Haus sieht schon richtig schick aus. Hier wird dann später ein Gasthof und ein Hotel mit 16 Zimmern entstehen.”
Wilhelm Garn ist der frühere Bürgermeister von Brieselang. Im Ruhestand kümmert er sich mit großem Elan um den Sportverein Grün-Weiss Brieselang. Worüber spricht man in Brieselang? Garn: “Wie baue ich einen Sportplatz und verhindere eine Gesamtschule? Aber ganz allgemein spricht man im Sommer über die neuen Sicherheitsrichtlinien des FLB, also des Fußball-Landesverbandes Brandenburg.”
Der FLB möchte auf den Fußballplätzen für mehr Sicherheit sorgen und gibt deswegen bei Spielen auf Landesebene die Vorgabe aus, dass die Gästefans von den Heimzuschauern getrennt werden – am besten auch mit separaten Toiletten. Die Sportanlagen sollen möglichst umzäunt werden und mehr Ordner braucht es auch. Insbesondere die damit einhergehenden Mehrkosten bringen die Amateurvereine in eine ernsthafte Problemlage. Es kamen bereits Gedanken auf, dann nur noch auf der Kreisebene anzutreten.
Wilhelm Garn: “Unsere D-Jugend, das sind die 11- bis 13-jährigen, spielen bei uns auf Landesebene. Die neue Sicherheitsrichtlinie würde dafür sorgen, dass wir eine Eingangskontrolle mit Taschendurchsuchung durchführen, mehr Ordner bereitstellen und eine Schiedsrichterbegleitung umsetzen müssen. Man stelle sich vor, wir haben acht bis zehn Ordner pro Spiel, aber nur 30 bis 40 Zuschauer. Da muss man sich die Frage stellen, ob das noch in Relation steht.”
Carsten Scheibe ist der Chefredakteur von “Unser Havelland”: “Mein Faible sind die Insekten. Der Sommer ist die Zeit, wo sie sich alle zeigen. Es gibt im Havelland viele vergessene Flächen wie etwa alte Streuobstwiesen. Hier tobt das Leben und man kann Schritt für Schritt seltene Schmetterlinge, Käfer, Grashüpfer, Wanzen und Libellen sehen. Lieber als jeder schmale Blühstreifen am Straßenrand oder ein bisschen Unkraut im eigenen Garten wäre es mir, wenn wir diese besonderen Grünzüge erhalten könnten. Viele sind in den letzten Jahren verschwunden, weil sie zu Bauland geworden sind.” (Text/Fotos: CS, Aufmacherfotos am Anfang und Ende: Shutterstock.com)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 221 (8/2024).
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