3. Cornhole-Turnier in Brieselang: Ein Event von “Unser Havelland”
Cornhole ist ein Wurfspiel, das vor allem in den USA sehr beliebt ist und das nach sehr viel Geschicklichkeit verlangt. Man kann es drinnen in der Halle oder draußen auf der Wiese spielen. Zwei Cornhole-Bretter stehen in einem Abstand von acht Metern einander gegenüber. Die deutschen Bretter sind 60 Zentimeter breit und 90 Zentimeter lang. Sie bestehen aus Holz, sind etwas schräggestellt und weisen im oberen Drittel ein Loch auf.
In einem Cornhole-Spiel spielen immer zwei Zweier-Teams gegeneinander. An jedem Brett steht jeweils ein Team-Mitglied. So stehen sich beide Spieler eines Teams immer gegenüber. In jeder Wurfrunde ist immer nur EIN Spieler eines Teams an der Reihe.
Die Gegner stehen neben ihrem Brett – einer links, einer rechts. Ein Spieler beginnt und wirft ein mit Mais oder Kunststoffkugeln gefülltes Stoffsäckchen in einer typischen Boule-Bewegung von unten nach oben so durch die Luft, dass es im besten Fall auf dem Cornhole-Brett gegenüber zu liegen kommt. Anschließend ist der Spieler aus dem anderen Team an der Reihe. Jedes Team verfügt über vier Säckchen einer Farbe. Beim abwechselnden Werfen kann man natürlich Säckchen vom Gegner vom Brett wischen oder sie versehentlich ins Loch befördern.
Sind alle acht Säckchen geworfen, werden die Punkte berechnet. Ein Sack auf dem Brett bringt einen einzelnen Punkt, ein Sack im Loch gleich drei. Aufgeschrieben wird immer nur die Differenz. Hat Team A vier Punkte gemacht, Team B aber sieben, so schreibt sich Team B drei Punkte gut.
Nach einer Wurfrunde liegen alle Säckchen “auf der anderen Seite”. Hier stehen die beiden Spieler, die bislang noch nichts zu tun hatten. Sie nehmen die Säckchen auf und werfen sie in der Rückrunde wieder zurück. So kommen die Spieler immer abwechselnd zum Zug. Es fängt immer die Mannschaft an, die zuletzt gepunktet hat. Wer zuerst 21 Punkte hat, gewinnt die Partie (mit 2 Punkten Vorsprung).
20 Teams starten durch
Cornhole haben wir das erste Mal 2021 zusammen mit einer amerikanischen Softball-Mannschaft als Turnier veranstaltet – für unser Schwestermagazin “Zehlendorf Aktuell”. Das hat so viel Spaß gemacht, dass sich viele Havelländer inzwischen eigene Cornhole-Sets gekauft haben.
So war es kein Problem, eine eigene Cornhole-Turnierreihe ins Havelland zu holen. Am 30. Juni 2024 wurde bereits das 3. “Unser Havelland” Cornhole-Turnier ausgetragen. Zwanzig Teams hatten sich in diesem Jahr zum Turnier angemeldet. Darunter waren einige Wiederholungstäter, aber auch viele neue Mannschaften, die im gedruckten Magazin “Unser Havelland” von dem Event erfahren hatten.
Einige der Spieler hatten bereits Erfahrungen mit dem Cornhole-Sport, andere noch gar nicht. Um auch den Neulingen eine Chance zu geben, gab es eine “Second Chance”.
Nachdem Cornhole zu Beginn auf dem Sportplatz vom SV Falkensee Finkenkrug und danach beim SV Blau Gelb Falkensee zu Gast war, lud in diesem Jahr Wilhelm Garn vom SV Grün-Weiss Brieselang zum Säckchenwerfen ein. Aufgrund des angekündigt miesen Wetters zog das Turnier allerdings in letzter Sekunde noch einmal um – vom Fichte-Sportplatz in Brieselang auf eine Grünfläche auf dem Gelände der Zeebr@ Grundschule Zeestow; hier hätte man nämlich bei einsetzendem Regen zum Schutz der Holzbretter in die Turnhalle der Schule wechseln können. Das Wetter blieb den Spielern allerdings gewogen; die Säcke durften im Freien durch die Luft fliegen.
Die Gruppenphase
Die zwanzig Zweier-Teams, die sich für das Cornhole-Turnier angemeldet hatten, wurden von der Turnierleitung in vier Gruppen à fünf Teams eingeteilt.
Die ersten Cornhole-Spiele fanden nur innerhalb der jeweiligen Gruppe statt. Hier spielte jedes Team gegen jedes andere, sodass zunächst einmal jeder Teilnehmer vier Spiele hatte. Vier Teams einer Gruppe spielten gegeneinander, ein Team hatte Pause – und konnte zuschauen und lernen.
Schon nach kurzer Zeit entwickelte sich ein allgemeines Cornhole-Tohuwabohu: Bunt eingefärbte Säckchen flogen im Dutzend durch die Luft, die eigenen Partner wurden abwechselnd beschimpft und gelobt und natürlich wurde auch ausgiebig über die Ausrüstung gemeckert: Die Säckchen waren zu leicht oder zu schwer, zu groß oder zu klein, zu staubig oder zu neu. Auch die Bretter waren zu kurz, zu rutschig, zu wackelig oder zu hoch.
Schnell kristallisierte sich aber die Erkenntnis heraus: Mit Wind, Nieselregen und der Kombination aus Brett und Säckchen muss sich immer auch der jeweilige Gegner auseinandersetzen: So entschied am Ende doch nur die eigene Wurftechnik über Sieg oder Niederlage. Am einfachsten punktet man übrigens beim Cornhole, wenn die Säckchen möglichst steil nach oben in die Luft geworfen werden, sodass sie ebenso steil auf das Brett herunterfallen und hier dann auch liegen bleiben. Flach geworfene Säckchen neigen dazu, über das getroffene Brett zu rutschen, um dann am Ende vom Rand zu fallen und im Gras zu landen.
Die besten drei Teams aus der Gruppe kamen anschließend in die normale K.O.-Runde. Die beiden Teams vom unteren Ende der Gruppentabelle hatten die Chance, sich in einem separaten Second-Chance-Turnier zu beweisen und vielleicht doch noch einen Pokal mit nach Hause zu nehmen.
Nur bei den Teams Ingo Kurda & Matthias Hoschek sowie Kristina und Carsten Scheibe herrschte nach der Gruppenphase exakte Punktegleichheit. Bei einem Stechen führte Team Scheibe bereits 10:1, wurde dann aber am Ende mit mehreren guten Dreier-Würfen besiegt. So kam Team Kurda in die sich anschließende K.O. Runde, während Team Scheibe ins Second-Chance-Turnier musste.
Fiese Krabbler & das Lot
Im Profisport darf ein gut geworfenes Säckchen beim Cornhole nur dann punkten, wenn es direkt auf dem Brett landet.
Dieser Wurf gelingt natürlich auch Anfängern immer wieder einmal. Die Spieler beim “Unser Havelland” Cornhole-Turnier waren allerdings sehr froh darüber, dass eine besondere Regel für Einsteiger Anwendung fand: Krabbler waren erlaubt.
Krabbler sind Säckchen, die noch vor dem Brett auf dem Rasen aufschlagen und dabei so viel Fliehkraft mitbringen, dass sie über das Gras rollen und dann gegen die Brettkante schlagen. In manchen Fällen stellen sie sich dann an der Brettkante auf, sodass ein Zipfel auf das Brett ragt. In anderen Fällen rollt das Säckchen sogar richtig auf das Brett hinauf und bleibt dann hier auf dem Holz liegen. In beiden Fällen gibt es einen Punkt. Hurra.
Wie bei jedem der vorangegangenen Turniere gab es aber auch hier lange Diskussionen darüber, ab wann ein auf das Brett ragender Zipfel nun einen Punkt ergibt oder nicht. Aus diesem Grund wurde das “Lot” als wertendes Prinzip ausgegeben. Schaut man senkrecht von oben auf die untere Brettkante und sieht dort einen Krabbler, so gilt er als Punkt, wenn wenigstens ein Millimeter Stoff über die Lot-Kante aufs Brett ragt. Mitorganisator Sven Steller: “Im Zweifelfall konnte man immer einen Spieler vom Nachbarbrett zum Schiedsrichter erklären und ihn um einen Schiedspruch bitten. Das wurde tatächlich gemacht und das hat am Ende auch gut funktioniert.”
Einige der Cornhole-Spiele waren sehr schnell beendet, vor allem dann, wenn es einer Mannschaft gelang, in einer Runde gleich mehrere Dreier im Loch zu versenken. Andere Spiele zogen sich sehr in die Länge, weil beide Mannschaften in gleicher Höhe punkteten und somit keine neuen Punkte zu notieren waren.
Die Spieler, von denen viele zum ersten Mal an so einem Turnier teilgenommen hatten, hatten aber alle einen schönen Nachmittag.
Joachim Bammes: “Es waren wieder einmal schöne Stunden in sportlich und menschlich angenehmer Gesellschaft. Sport, Spiel, Spannung: Danke.” Sandra Schlickeiser: “Das hat sehr viel Spaß gemacht.”
Was zu Futtern
So ein Cornhole-Turnier mit zwanzig Teams, das kann durchaus schon einmal ein paar Stunden dauern. Da bekommen die Teilnehmer schnell ein kleines Knurren im Magen, also ein aufkeimendes Hungergefühl.
Gastgeber Wilhelm Garn vom Sportverein Grün-Weiss Brieselang: “Unsere Vereinsgastronomie war mit einer Feier ausgelastet. Hinzu kommt, dass wir mit der Sportveranstaltung ja umgezogen sind – vom Fichte-Sportplatz auf eine Grünfläche an der Zeebr@ Grundschule Zeestow. Hier hätte unsere Vereinsgastronomie nichts ausrichten können. Christian Stange ist zum Glück eingesprungen. Er hat ja früher das Gasthaus Brieselang betrieben und arbeitet seit der Aufgabe des Restaurants als Caterer.”
Familie Stange verwöhnte die werfenden Sportler mit einer Currywurstpfanne mit hausgemachtem Kartoffelsalat. Es war genug für jeden dabei.
Für die Getränke hatte Wilhelm Garn selbst gesorgt – und das Auto mit einer entsprechenden Auswahl vollgeladen. Bei tatsächlich sehr hohen Temperaturen war ein Schluck Wasser beim Turnier immer sehr willkommen.
Second Chance: Sieger
Wie bei so vielen Spaßturnieren, so gibt es auch beim Cornhole eine wiederkehrende Symptomatik: Manche Spieler haben Cornhole im Vorfeld schon mehrfach gespielt und bringen einfach eine gewisse Grunderfahrung mit zum Turnier. Andere haben die Säckchen während der Veranstaltung zum ersten Mal in die Hand genommen. Sie haben im wahrsten Sinne des Wortes den Bogen noch nicht heraus und müssen erst einmal üben.
Wie sorgt man in diesem Zusammenhang für mehr Gerechtigkeit? “Unser Havelland” hat dafür den Turnierzweig “Second Chance” erfunden.
In jeder Gruppe waren ja fünf Mannschaften versammelt, die zunächst einmal alle gegeneinander ein Spiel bestritten haben. Im Anschluss an die Gruppenphase kam es zu einer Auswertung der Siege und der erzielten Punkte.
Die besten drei Teams aus jeder Gruppe kamen in die ganz normale K.O.-Runde des Turniers. Auf die beiden Teams am Boden der Tabelle wartete hingegen die “Second Chance” – ein separater Turnierzweig, der von der Leistungselite isoliert war und trotzdem noch die Chance auf einen Pokal wahrte.
Bei vier Gruppen kamen also acht Teams sofort ins Viertelfinale. Hier kam es umgehend zu ersten spannenden Matches auf Augenhöhe: Vier Teams schieden aber anschließend aus.
Im Halbfinale besiegte das Team Carsten & Kristina Scheibe das Team Wilhelm Garn und Jens Kube mit 21:6. Reinhold Ehl und Enzo Lenz machten das Match 21:14 gegen Roman Klappstein und Steffi Mattis klar.
Damit stand fest: Team Klappstein spielte gegen Team Garn um den dritten Platz. Hier schaffte Team Garn den Sieg mit 21:14 – und freute sich über einen Pokal.
Im Finale der “Second Chance” standen damit Team Scheibe und Team Reinhold. Reinhold Ehl und Enzo Lenz beendeten plötzlich ihre Fehlsichtigkeit beim Anvisieren des gegenüberliegenden Brettes und warfen die Säckchen zielsicher ins Loch. So wurden sie am Ende ihrer Favoritenrolle gerecht und holten sich zumindest bei der “Second Chance” den 1. Platz.
Die wahren Sieger
Wenn aus jeder der vier Gruppen drei Teams in die K.O.-Runde kommen, dann sind das 12 Teams. Beim ersten Match wurden gleich einmal sechs Teams dauerhaft aus dem Rennen genommen.
Torsten und Melanie Heitmann gewannen 21:10 gegen Daniel und Sandra Schultz.
Detlef Plath und Falk Schumann wischten Sven Steller und Enrico Caterba mit 21:16 vom Platz.
Matthias Hoschek und Ingo Kurda schickten Ole Bujk und Björn Groeger mit 21:8 nach Hause.
Joachim Bammes und Stefan Keil holten sich mit 21:16 den Sieg über Lutz Butuci, der das Turnier alleine mit wechselnden Partnern bestritten hatte.
Dietmar Fechner und Jörg Reinhardt gewannen gegen Wolfgang und Christine Kosin. Der Endstand: 21:2.
Jacek Schiffer und Thorsten Koch dominierten mit 21:4 gegenüber Sven Passenheim und Andreas Haase.
Im zweiten Final-Match wurden wieder drei Teams eliminiert.
Detlef Plath und Falk Schumann besiegten die Heitmanns mit 21:16.
Joachim Bammes und Stefan Keil warfen Matthias Hoschek und Ingo Kurda mit einem knappen 21:19 aus dem Rennen.
Dietmar Fechner und Jörg Reinhardt mussten die Partie mit 6:21 gegen Jacek Schiffer und Thorsten Koch verloren geben.
Im Finale standen nun drei Mannschaften. Die Ansage: Jeder spielt gegen jeden, am Ende werden die Ergebnisse ausgezählt. Die drei Spiele zogen sich ganz schon in die Länge, da alle drei Mannschaften nahezu auf Augenhöhe spielten. Und wenn beide Teams ins Loch treffen, dann gibt es tatsächlich gar keine Punkte, da ja immer nur die erzielte Punktedifferenz beider Teams gewertet wurde.
Tatsächlich kam es am Ende zu diesem Ergebnis: Beim Spiel “Jeder gegen Jeden” gewann jedes Team genau einmal. So kürte am Ende allein die Punktedifferenz den Gewinner.
Platz 1: Detlef Plath und Falk Schumann
Platz 2: Joachim Bammes und Stefan Keil
Platz 3: Jacek Schiffer und Thorsten Koch
(Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 221 (8/2024).
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