Die BraLa ’24: Brandenburgische Landwirtschaftsausstellung im Erlebnispark Paaren
Das Havelland wird in besonderer Weise von seinem ländlichen Raum geprägt. Wer durch den Landkreis fährt, kommt an endlosen Feldern vorbei, sieht Kühe und Schafe und kann im Hofladen um die Ecke das einkaufen, was auf den Feldern geerntet wird. Die Brandenburgische Landwirtschaftsausstellung (BraLa) (www.brala.eu) findet einmal im Jahr auf dem Gelände vom MAFZ Erlebnispark Paaren (www.mafz.de) statt, um das gesamte Spektrum der Landwirtschaft vor interessierten Besuchern aus der Bevölkerung auszubreiten.
Als Schaufenster des ländlichen Raumes ist die BraLa die einzige überregionale Landwirtschaftsausstellung Brandenburgs. Die kombinierte Fach- und Publikumsmesse gibt es bereits seit 1991. Die 31. Neuauflage fand in diesem Jahr vom 2. bis zum 5. Mai auf dem Gelände vom Erlebnispark Paaren statt. An den vier Tagen konnten die Besucher auf viele Aussteller, Züchter, Techniker, Wissenschaftler und Praktiker der Agrarbranche treffen.
Ute Lagodka ist Mit-Geschäftsführerin vom MAFZ Erlebnispark Paaren: “Wir schätzen es sehr, dass sich ca. 450 mitwirkende Aussteller und Züchter für die BraLa und die Präsentation ihres Leistungsspektrums entschieden haben. Tiere und Technik vor Ort zu sehen, sich im persönlichen Gespräch auszutauschen ist im Zeitalter der Digitalisierung eine willkommene Form des Erlebens.”
In mehreren Zelthallen präsentierten die Züchter stolz ihre Tiere. In der Brandenburghalle stellten sich Firmen und Vereine vor. Im pro agro Erlebnismarkt konnte man regionale Produkte verkosten. Im Großen Ring gab es ein umfangreiches Programm zum Zuschauen. Und wer wollte, konnte sich auf der breiten Fläche die Landmaschinen anschauen oder im “Brandenburger Dorf” ein umfangreiches kulinarisches Angebot probieren.
Kleinstes Schaf Europas
Es gibt so viele verschiedene Nutztierarten auf der Welt. Um diese Diversität zu würdigen, benennt die BraLa in jedem Jahr stets die “BraLa-Rasse des Jahres“. In diesem Jahr unterbreitete der Schafzuchtverband Berlin–Brandenburg e.V. einen Vorschlag, der am Ende auch zur Umsetzung kam. Die “BraLa-Rasse des Jahres” ist 2024 das Ouessantschaf, das auch als Bretonisches Zwergschaf bekannt ist. Es soll von der Île d’Ouessant stammen – und hat von der Insel auch seinen Namen.
Diese aus Frankreich stammende Schafsrasse ist vom Aussterben bedroht. Sie gilt als kleinste Schafsrasse Europas. Nur noch wenige Schafe leben u.a. bei Züchtern in Brandenburg.
Beim Ouessantschaf tragen nur die Böcke Hörner. Sie werden 15 bis 20 Kilo schwer und sind am Widerrist nicht mehr als 49 Zentimeter hoch. Die Weibchen (Auen genannt) werden nur 13 bis 16 Kilo schwer, sie tragen keine Hörner und sind am Widerrist maximal 46 Zentimeter hoch.
Die meisten Ouessantschafe sind schwarz, es gibt sie aber auch in grau, in weiß, in braun oder in Schimmelfarben.
Die Eröffnung der BraLa
Wie wichtig der ländliche Raum auch für die Politik in Brandenburg ist, zeigte sich bei der Eröffnung der BraLa am 2. Mai. Um 11 Uhr gaben sich viele bekannte Politiker im “Großen Ring” die Ehre.
Roger Lewandowski, Landrat im Kreis Havelland: “Die BraLa ist ein wahrer Besuchermagnet im Havelland und eine feste Größe im havelländischen Veranstaltungskalender. Denn hier trifft sich das Land. Regionale Produzenten treffen Fachhändler. Moderne Landtechnik trifft auf Landestierschauen und Zuchtvergleiche. Während sich die Fachbesucher untereinander austauschen können, erleben Familien mit Kindern Tiere und Technik hautnah. Alle Aspekte der Landwirtschaft sind hier auf einem Fleck vereint. Das ist einzigartig und wir sind als Landkreis sehr stolz darauf, zu welch erfolgreichem Format sich die BraLa in den vergangenen Jahren entwickelt hat.”
Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel: “Auf der regionalen Fachmesse der Landwirtschaft geht es um den Austausch der Landwirte untereinander und mit der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Es ist aber auch eine Publikumsmesse, bei der Schauen und Staunen, Riechen und Schmecken – also: das hautnahe Erleben regionaler und moderner Landwirtschaft, ihrer Produkte und damit des ländlichen Brandenburgs – im Mittelpunkt stehen.”
Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands Brandenburg, fand allerdings auch klare und kritische Worte: “Einmal im Jahr präsentieren landwirtschaftliche Unternehmen, Landtechnik-Anbieter, grüne Verbände und Forschungseinrichtungen die Vielfalt, die Attraktivität, die Innovationsbereitschaft und die Berufschancen unserer Branche. Gerade in diesem Jahr, das mit den Bauernprotesten begonnen hat, zeigt die BraLa jedoch auch die Sorgenfalten unserer Verbandsmitglieder. Ähnlich wie in den Betrieben draußen im Land haben sich die Kosten für Vorkehrungen des Seuchenschutzes, der Tiergesundheit und die der Maschinenlogistik für diese wichtige Form der Öffentlichkeitsarbeit und des fachlichen Austausches enorm erhöht. Jeder Eingriff in die Kostenstruktur betrifft daher nicht nur den Betrieb selbst, sondern auch die nachgelagerten Wirtschaftsbereiche.”
Dietmar Woidke, Ministerpräsident im Land Brandenburg, stellte sich klar auf die Seite der Landwirte – und plädierte dafür, die Kürzungen beim Agrardiesel zurückzunehmen: “Die Landwirtschaft befindet sich in schwierigem Fahrwasser. Es geht aber nicht ohne unsere Land- und Forstwirte. Sie sorgen dafür, dass wir jeden Tag etwas zu Essen auf dem Tisch haben. Ich bedanke mich bei unseren Landwirten, dass bereits unfassbar viel Geld in die Erhöhung des Tierwohls investiert wurde. Aber ein Danke ist nicht genug. Wenn wir in Zukunft in bodenschonende Maßnahmen investieren möchten, dann brauchen die Betriebe klare und stabile Rahmenbedingungen.”
Schwarze Kuh, was nu?
Maria Mundry präsentierte auf der BraLa Tiere von ihrem landwirtschaftlichen Betrieb “Schwarze Kuh” (www.schwarze-kuh.farm) aus Kleßen-Görne.
Maria Mundry erzählte: “Wir haben aktuell 30 Kühe und alles, was an Nachzug vorhanden ist. Das geht vom fünf Tage alten Kalb bis zu unseren Ochsen, die schon 2,5 Jahre alt sind. Wir halten Angus-Rinder der Rassen Deutsch Angus und Eberdin Angus. Die Tiere sind schwarz und rot gefärbt.”
Die “Scharze Kuh” züchtet zum einen, um Zuchttiere zu verkaufen. Es geht aber auch um die Fleischvermarktung. Maria Mundry: “Wir schlachten vier Mal im Jahr. Wir vermarkten das Fleisch direkt an den Endkunden. In unserem Online-Shop können sich die Kunden das Fleisch bestellen. Wir liefern das Fleisch auch aus oder versenden es. Man kann es sich aber auch bei uns in Görne abholen.”
Wichtig ist es den Züchtern, dass ein Rind nicht nur aus Filet und Rouladen besteht. Alles vom Tier wird verwertet. So kommen auch seltene Fleischschnitte in den Verkauf, die der Kunde vielleicht so noch gar nicht kennt.
Die “Schwarze Kuh” ist nicht bio, aber nahe dran. Maria Mundry: “Unsere Tiere stehen das ganze Jahr draußen auf der Weide und ernähren sich von dem Gras, was dort wächst. Wir geben nur ab und zu etwas Mineralfutter dazu oder ein Schmankerl, einfach nur, damit die Tiere uns mögen.”
30 Kühe, das klingt aber nicht nach einem großen Betrieb? Maria Mundry, die bereits den Wirtschaftspreis vom Landkreis Havelland erhalten hat: “Insgesamt sind es 75 Tiere. Aber natürlich ist die ‘Schwarze Kuh’ noch immer ein Nebenerwerbsbetrieb. Hauptberuflich bin ich die Geschäftsführerin vom Kreisbauernverband Ostprignitz-Ruppin. Wir wachsen auch ganz langsam. Wir haben Ende 2016 mit null Tieren und null Euro angefangen. Wir wachsen nur mit dem, was der Betrieb einnimmt. Nur mit diesem Geld können wir expandieren.”
Für die Angus-Rinder hat sich Maria Mundry entschieden, weil die Tiere eine hervorragende Fleischqualität haben, sehr gutmütig vom Charakter her sind und keine Hörner tragen, sodass die umstrittene Enthornung entfallen kann.
pro agro – Lecker Eis
Zur BraLa gehört immer auch der “pro agro Regionalmarkt”. Im Rondell fanden sich auch in diesem Jahr über 30 regionale Produzenten aus ganz Brandenburg ein. Sie boten Sanddorn-Getränke, Liköre der Aronia-Beere, Obstweine, Räucherkarpfen und Flussfisch-Suppe, getrocknete Kräuter oder Eis am Stiel an.
Moment, Eis am Stiel? Annett Achtzehn von der California Pops Eismanufaktur (www.california-pops.de) aus Ludwigsfelde: “Uns gibt es seit 2015. 2019 sind wir mit unserer Manufaktur von Potsdam nach Ludwigsfelde umgezogen. Auf einer Reise durch Mexiko an der Küste herunter haben wir für uns dieses ganz besondere fruchtige Sorbet-Eis am Stiel entdeckt. Wir dachten: Das ist aber eine coole Idee. Lass uns das mit viel Obst und viel Früchten nach Berlin holen. So sind die Californa Pops entstanden.”
Das handgefertigte Eis am Stiel atmet den kalifornischen Lifestyle. Bei der Herstellung wird viel Wert auf den Einsatz bester Lebensmittel gelegt. Fairtrade Rohrzucker, echte Früchte, Vollmilch und Naturjoghurt bilden die Basis.
Annett Achtzehn (die wirklich so heißt wie eine Zahl): “Eis am Stiel wurde zu unserer großen Leidenschaft. In diesem Jahr bringen wir ein Sortiment mit neun Sorten Eis an den Start. Wir können aber noch viel mehr. Inzwischen haben wir die Rezepturen für etwa 30 verschiedene Eissorten am Stiel verfeinert.”
Was ist denn der Bestseller bei den Kunden? Annett Achtzehn: “Unser bestverkauftes Eis ist ganz klar Cheesecake-Blaubeere, dicht gefolgt vom Kiwi-Erdbeer-Sorbet. Mein persönlicher Favorit ist Salzkaramell. Wenn es draußen richtig heiß ist, dann geht aber für mich nichts über unser erfrischendes Zitronen-Eis. In unserem Online-Shop kann man 15er oder 25er-Boxen mit unserem Eis bestellen.”
Der Wasserstoff-Traktor
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hatte bei der Eröffnung der diesjährigen BraLa einen starken Auftritt. Er fuhr mit einem blauen New-Holland-Traktor mit Biomethan-Antrieb in den Großen Ring. Passend dazu erklang das Brandenburg-Lied “Steige hoch, du roter Adler”.
Bei dem vorgestellten Traktor handelte es sich um ein echtes Technik-Highlight. Der “New Holland T6 Methane Power” ist weltweit der erste in Serie hergestellte Traktor, der mit einem reinen Methangasantrieb ausgestattet ist.
Der Hintergedanke bei der Vorstellung dieses Traktors ist natürlich, dass mit dem Einsatz von Biomethan ein erster Schritt in der Kreislaufwirtschaft der energieunabhängigen Landwirtschaft (= “Energy Independent Farm”) gegangen wird. Die Idee ist, dass der Landwirt Feldfrüchte anbaut, um dann die Pflanzenreste in der Biogasanlage zu Biomethan zu vergären. Dieser Kraftstoff könnte dann gleich wieder verwendet werden, um den Traktor zu betanken.
Dass diese Idee aber noch Zukunftsmusik ist, machte Henrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbands Brandenburg, klar: “Der blaue Traktor, der mit Biomethan fährt, ist für die Landwirte zurzeit noch nicht finanzierbar.”
Neue Milchkönigin
In der Landwirtschaft wird der Adel noch gepflegt. Es gibt ganz offiziell Heideköniginnen, Ernteköniginnen und Milchköniginnen.
Auf der BraLa wurde eine der Königinnen sogar neu gekrönt. Die Brandenburger Milchkönigin Maria Brouwer (28) aus Meyenburg in der Prignitz gab ihr Zepter ab und kürte mit Lara Vollbort (26) aus Haselberg/Wriezen in Märkisch-Oderland ihre Nachfolgerin. Ihr wurde im Großen Ring die Schärpe umgehängt. Die neue Milchkönigin wird nun auf Veranstaltungen des Landes für die Brandenburger Milch, die daraus resultierenden Milchprodukte und auch für den Rinderzuchtverband werben.
Lara Vollbort bringt bereits einschlägige Erfahrungen und Hintergrundwissen für ihr Amt mit: “Ich habe nach der Schule ein freiwilliges ökologisches Jahr in einem Rinderzuchtbetrieb gemacht und anschließend fünf Jahre lang Landwirtschaft in Rostock studiert. Inzwischen bin ich im Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg als Förderungsberaterin angestellt.”
Die neue Milchkönigin hatte aber auch schon von Kindesbeinen an Kontakt mit Tieren: “Wir hatten bei uns immer schon Kaninchen und Schafe. Die Tiere haben mich schon seit jeher fasziniert.”
Nun hört man gerade im Havelland immer wieder, dass viele Milchbetriebe aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung schließen müssen. Und dass neue Betriebe nicht nachkommen werden, weil es Jahre dauert, bis ein neuer Milchviehbetrieb lukrativ arbeiten kann. Ist es um die deutsche Milch schlecht bestellt?
Lara Vollbart: “Grundsätzlich würde ich nicht sagen, dass es um unsere Milch so schlecht bestellt ist. Aber es werden den Landwirten immer wieder Steine in den Weg gelegt, seitens der Politik zum Beispiel.”
Die Betriebe hätten es aber auch schwer, geeignetes Personal zu finden: “Also es gibt bei den jungen Leuten kaum noch jemanden, der hart arbeiten und sich die Finger schmutzig machen möchte. Ich glaube, das ist auch eines der größten Probleme in der Landwirtschaft überhaupt.”
Wichtige Themen der Zeit
Auf der BraLa konnten die Besucher viele Tierarten aus der Landwirtschaft kennenlernen, darunter Rinder, Schweine und Schafe, aber auch Kaninchen, Tauben und Hühner. Insbesondere für die Kinder sind die Tierschauen eine selten wiederkehrende Gelegenheit, um einmal ein Welsh Black Fleischrind aus Wales mit 1.100 Kilo Lebensmasse, eine Bulgarische Schraubenhörnige Langhaarziege oder aber ein klassisches Mastschwein aus nächster Nähe zu bestaunen.
Im Rahmen von Vorträgen, Gesprächsrunden und Workshops wurden aber auch die grundlegenden Themen in den Fokus des Interesses gestellt, die für die Landwirtschaft und auch für die Konsumenten zurzeit ganz besonders wichtig sind:
• Moderne Technik der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft
• Schutz und Förderung der Biodiversität und züchterische Vielfalt
• Anpassung der Agrarwirtschaft an den Klimawandel
• Bioökonomie und zukunftsfähige Wirtschaftssysteme
• Tierzucht und züchterische Leistungen der Agrarwirtschaft
• Nachhaltigkeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft
• Klimaresistente Arten und Sorten im Anbau der Land- und Forstwirtschaft
• Automatisierung und Digitalisierung
• Ernährungsforschung und Vorstellung neuer Produkte
der Ernährungswirtschaft
• Direktvermarktung regionaler Agrarerzeugnisse
und deren Veredelungsprodukte
• Betriebsnachfolge, Unternehmensgründung und Startups
• Grüne Berufe und Studiengänge
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 219 (6/2024).
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