Falkenseer Falkenkorso: Meine Straße ist plötzlich rot!
Da staunten die Anwohner im Falkenseer Falkenkorso aber nicht schlecht: Ihre Straße wurde plötzlich über sämtliche Kreuzungen hinweg rot angemalt. Dahinter steckt eine Umwidmung: Aus der Anliegerstraße, die erst vor wenigen Jahren (teuer für die Anwohner) ausgebaut wurde, ist nun eine Fahrradstraße geworden. Hier haben die Fahrräder ab sofort Vorfahrt, so sieht es das Radverkehrskonzept der Stadt Falkensee vor. Einige Anwohner fragen sich nach dem Nutzen.
Im Dezember 2021 wurde das Falkenseer Radverkehrskonzept beschlossen. Natürlich hätten sich die Bürger an der Diskussion um dieses Konzept beteiligen können: Nur: Die wenigsten Bürger haben in der Corona-Zeit etwas davon mitbekommen.
Am 27. Mai 2024 bekamen die Anwohner im Falkenkorso einen Zettel in den Briefkasten gesteckt. Ihnen wurde mitgeteilt, dass ihre Straße nun tatsächlich zu einer Fahrradstraße umgewidmet wird. Im August war es so weit: Auf einmal zeigte sich der Falkenkorso zumindest an allen Kreuzungen in einem leuchtenden Rot. Aufgemalte weiße Fahrräder weisen darauf hin, dass die Autostraße ab sofort eine Fahrradstraße ist.
Das bedeutet: Die Fahrbahn ist nun vorrangig für die Fahrradfahrer da und wird sozusagen zum extrabreiten Radweg. Radfahrer dürfen auch im Schneckentempo nebeneinander fahren. Autos haben weiterhin eine Daseinsberechtigung auf dem Falkenkorso – allerdings nur dann, wenn sie einem Anlieger gehören.
Einige Anwohner sind von der Veränderung wenig begeistert. Es handelt sich beim Falkenkorso eh um eine sehr ruhige Anliegerstraße, die blind mit einem Poller vor der Nauener Straße endet. Radverkehr würde eigentlich nur zu beobachten sein, wenn die Kinder und Jugendlichen zur Schule fahren.
Hausärztin Antonia Stahl wohnt im Falkenkorso: “Es ist furchtbar. An den Kreuzungen entsteht nun ein ganzer Schilderwald und auf der Straße ist alles weiß und rot angemalt. Auch nach Tagen riecht der neue Belag noch sehr unangenehm, wenn man mit dem Fahrrad drüberfährt. Der Falkenkorso war dank seiner Größe und Lage schon immer eine Straße für Fahrradfahrer und andere Verkehrsteilnehmer, die nicht mit dem Auto unterwegs sind, zumal schon vorher Tempo 30 galt. Wir gehen fast jeden Abend mit unserem Sohn auf der Straße Skateboard oder Roller fahren und fühlten uns schon immer sehr sicher. Auch ohne das Label Fahrradstraße.”
Frank Deutsch: “Ich wohne seit 1961 im Falkenkorso. Die Straße ist keine Durchgangsstraße. Radfahrer, Fußgänger und Autos kamen hier schon immer gut miteinander aus. Ich kann mich an keinen Unfall erinnern.”
Frank Deutsch bewohnt ein Eckgrundstück zum Falkenkorso, bei dem der Eingang zum Haus aber in der Isarstraße liegt: “Ich bin sehr enttäuscht von der Lokalpolitik, was die Kommunikation mit den Betroffenen anbelangt. Bis heute habe ich keine offiziellen Informationen zu den geplanten Maßnahmen erhalten. Wir alle haben Fragen: Dürfen Besucher weiterhin im Falkenkorso parken oder werden sie in die Nachbarstraßen gedrängt? Vernünftig wäre es, wenn die Fahrradstraße über die Hansastraße und die Nauener Straße hinaus als Schulweg zur Erich-Kästner-Grundschule bzw. zum Lise-Meitner-Gymnasium fortgeführt wird. Ein plötzliches Ende an einer viel befahrenen Hauptstraße wäre für alle unverständlich und gefährlich!”
Fahrradstraßen sollen auch weiter dort entstehen, wo der “Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies in absehbarer Zukunft zu erwarten ist”. So seien in Falkensee noch 32 weitere Fahrradstraßen geplant. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 222 (9/2024).
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