Solar aufs Dach der Havelland Kliniken: 660.000 Euro aus dem Topf “Green Care and Hospital”!
Im Krankenhaus werden Menschen gesund gemacht. Damit das allerdings gelingt, wird im Hintergrund sehr viel Energie verbraucht. Energie, die teuer ist. Um die eigenen Kosten zu reduzieren, begeben sich auch die Havelland Kliniken auf den langen Weg zum “energieautarken Krankenhaus”. Im Rahmen der Landesförderung “Green Care and Hospital” konnte sich das Krankenhaus weitere 660.000 Euro für den Aufbau einer Solaranlage in Nauen sichern.
Strom ist teuer. In den letzten Jahren ist der Preis für die Kilowattstunde noch einmal deutlich in die Höhe geschossen. Gerade bei Krankenhäusern, die per se schon immer aufpassen müssen, nicht ins Minus zu rutschen, können die steigenden Energiekosten der besten Bilanz am Ende doch noch ein Bein stellen.
Nicht nur aus Klimaschutzgründen, sondern auch wegen der Wirtschaftlichkeit lohnt es sich deswegen für die Krankenhausbetreiber, möglichst schnell energieautark zu werden und die vor Ort verbrauchte Energie selbst und aus erneuerbaren Quellen zu produzieren.
Die Havelland Kliniken haben längst erkannt, dass eine Energieautonomität für die weitere Zukunft ganz besonders wichtig ist. Auf dem Dach vom Krankenhaus in Nauen ist deswegen gerade eine Photovoltaik-Anlage aufgebaut worden, die in Kürze eigenen Strom für den Standort produzieren wird. Am Krankenhaus-Standort in Rathenow gibt es bereits eine entsprechende Anlage (215 kW / 90 Tonnen CO2-Emmissionseinsparung im Jahr).
2,9 Millionen Euro hat die Havelland Kliniken Unternehmensgruppe bereits in energetische Maßnahmen investiert, um so vielleicht schon in wenigen Jahren komplett energieautark zu sein. Insgesamt 1,8 Millionen Euro hat die Unternehmensgruppe dabei vom Land Brandenburg in Form von Förderungen erhalten.
Das Land hat nämlich das Soforthilfe- und Förderprogramm “Green Care and Hospital” auf die Beine gestellt, um Krankenhäusern, Reha-Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe dabei zu helfen, ihre Energieversorgung nachhaltig umzustellen. In den Jahren 2023 und 24 werden dafür 65 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. 345 Anträge sind bereits eingegangen, 50 Millionen Euro wurden schon bewilligt.
660.000 Euro aus diesem Topf hat die Havelland Kliniken Unternehmensgruppe erhalten, um die Solaranlage am Standort Nauen zu errichten. Am 18. Juli besuchten Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher und Klimaschutzminister Axel Vogel das Nauener Krankenhaus, um sich über die Baufortschritte vor Ort zu informieren.
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher: “Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind sensible Bereiche, die auch in Krisenzeiten sicher funktionieren müssen. Investitionen in erneuerbaren Energien sind hier der beste Weg, um sich vor Preisschwankungen bei fossilen Brennstoffen zu schützen. Mit unserem Programm ‚Green Care and Hospital‘ machen wir Krankenhäuser und Einrichtungen der Pflege krisensicher, und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz.”
Klimaschutzminister Axel Vogel: “Der Gesundheitssektor als eine Säule der Energiewende: Daran denkt man nicht als Erstes. Als relevante Klimaschutz-Stellschrauben im Klinikbetrieb benennt die Weltgesundheitsorganisation neben der Eigenstromproduktion auch die energetische Gebäudesanierung, eine Raumkühlung in Hitzeperioden, die nachhaltige Verpflegung und Textilien wie Kittel, Bettwäsche und Handtücher, vor allem aber auch die Narkosegase, die bis zu 35 Prozent der Emissionen an einem Krankenhaus verursachen. Die neue Photovoltaik-Anlage der Havelland Kliniken macht deutlich, wie sinnvoll es ist, das Flächen- und Transformationspotenzial im Gesundheitswesen zu nutzen, um den benötigten Strom erneuerbar selbst zu produzieren.”
Klinik-Geschäftsführer Thilo Spychalski: “Energie im Krankenhaus, das ist schon sehr komplex. Das Thema hat viele, viele Dimensionen. Deshalb haben wir bei uns schon vor 2022 damit angefangen, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen und ein Konzept auszuarbeiten. Wir nennen unser Programm ‘Der Weg ins Grüne’. Es handelt sich um ein Konzept, dass sich ständig weiterentwickelt.”
Allein, die Umsetzung kostet eben auch viel Geld. Thilo Spychalski: “Das ‘Green Care and Hospital’-Programm kam für uns genau zur richtigen Zeit, als die Energiepreise sprunghaft nach oben stiegen. Unser Masterplan ‘Der Weg ins Grüne’ hin zu einem energieautarken Krankenhaus geht aber über Solar noch weit hinaus. Die nächsten Bausteine sind etwa die bessere Nutzung von Fernwärme und die Einbeziehung von Windenergie der ‘Nauener Platte’. Unser Fernziel ist die Speicherung der bei uns gewonnenen Stromüberschüsse etwa in Form von Wasserstoff. Die Havelland-Kliniken haben sich außerdem ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt.”
Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz: “Aus meinem anderen Geschäftsfeld als Landwirtschaftsminister kann man sehr deutlich erkennen, dass die Betriebe, die über eine Eigenstromversorgung und über eine eigene Treibstoffversorgung verfügen, sich in einer ganz anderen wirtschaftlichen Situation befinden und nicht von der Insolvenz bedroht sind, wie diejenigen, die plötzlich sehr hohe bis überhöhte Strom-, Gas- und sonstige Preise bezahlen müssen.”
Thilo Spychalski gibt zu bedenken: “Kaum ein Klinikbetrieb kann zurzeit wirtschaftlich arbeiten. Wenn wir energieautark wären, würde dies jedoch auch wirtschaftlich einen großen Schritt in die richtige Richtung bedeuten.”
Bei der Verwendung sogenannter grüner Energien geht es aber nicht nur um die Kosteneindämmung, sondern auch um den Klimaschutz. Thilo Spychalski: “Kliniken sind Großverbraucher, was die Energie anbelangt. Ein einzelnes Krankenhausbett produziert im Jahr so viel CO2 wie ein Einfamilienhaus. Es gibt Untersuchungen, die davon ausgehen, dass die deutschen Krankenhäuser für mindestens vier Prozent des CO2-Ausstoßes in der Bundesrepublik Deutschland verantwortlich sind.“
Die 660.000 Euro finanzielle Unterstützung für die Nauener Photovoltaik-Anlage (331 kW / 135 Tonnen CO2-Emmissionseinsparung im Jahr) sind sehr willkommen.
Sie dürfen aber noch nicht das Ende sein, wenn es nach der Klinikleitung geht. Thilo Spychalski: “Wir haben im Rahmen des Programmes ‘Green Care and Hospital’ bereits so einiges an Maßnahmen umsetzen können. Aber wenn man etwas anfängt, dann muss man es auch fortführen, damit wir die angestrebte Energieautonomität auch tatsächlich irgendwann erreichen können. Deswegen wünschen wir uns, dass das Förderprogramm auch über 2024 hinaus fortgeführt wird, was eine mögliche Anschlussfinanzierung anbelangt.”
Zum Betrieb beider PV-Anlagen stehen aufgrund von Lieferschwierigkeiten noch allerletzte technische Arbeiten aus. In Nauen wird damit gerechnet, dass die Solaranlage noch im Oktober in Betrieb gehen kann. Auch die Rathenower Anlage soll noch in diesem Jahr ans Netz gehen. (Text: Ssch,cs / Fotos: Sonja Schröder)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 222 (9/2024).
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