Kinder regieren: Erste Kinder-Stadt “Mini-Falkensee” im Haus am Anger!
In der allerersten Woche der diesjährigen Sommerferien 2024 hat sich das Creative Zentrum “Haus am Anger” komplett verwandelt, es wurde zur “Mini-Stadt Falkensee”. Kinder im Alter zwischen sieben und 15 Jahren bekamen vor Ort die Möglichkeit, Bürger der neuen Stadt zu werden und verschiedene Berufe in Mini-Falkensee auszuprobieren. Auf diese Weise lernten sie spielerisch demokratische Prozesse kennen.
In diesem Jahr fand im Creativen Zentrum “Haus am Anger” ein ganz besonderes Ferienangebot speziell für Kinder statt. In der ersten Woche der Sommerferien verwandelte sich das “Haus am Anger” in eine echte Mini-Stadt. 50 Kinder aus Falkensee und der Umgebung hatten sich im Vorfeld anmelden können, um dann ab dem 22. Juli zu einem Bewohner von Mini-Falkensee zu werden. Die Kinder konnten sich anschließend vor Ort den ganzen Tag über in verschiedenen Berufen ausprobieren und ihr eigenes Geld verdienen. Auf diese Weise lernten sie demokratische Prozesse kennen und gestalteten diese sogar aktiv mit.
Wie kann man sich das vorstellen? Ganz einfach: Der erste Tag begann für die Kinder mit einem Besuch beim Einwohnermeldeamt von Mini-Falkensee. Dort erhielten sie ihren Ausweis, den jede Bürgerin und jeder Bürger der Mini-Stadt zwingend benötigte. Besucher brauchten ein Visum, wenn sie sich in Mini-Falkensee aufhalten wollten, dieses wurde ebenfalls im Einwohnermeldeamt ausgestellt.
Wie im echten Leben mussten die Mini-Bürger und Bürgerinnen arbeiten, um Geld zu verdienen. Jobangebote gab es beim Arbeitsamt der Kinder-Stadt. Auf dem Tisch der Arbeitsvermittlung lagen die Stellenausschreibungen aus. Hier durften die Mini-Gartenstädter sich zwei bis drei Jobs aussuchen, die sie an diesem Tag ausüben wollten. Vielseitig waren die Stellenangebote durchaus. Ganz egal, ob Koch, Bankmitarbeiter, Florist, Designer, Schneider, Tischler, Fahrradschlosser, Student oder Journalist: Die Kinder konnten in die verschiedenen Berufe hineinschnuppern. Für ihre Arbeit erhielten die Mini-Falkenseer einen Lohnschein. Den konnten sie nach getaner Arbeit bei der Bank einlösen. Ihren Lohn erhielten die kleinen Arbeiter in der Mini-Falkenseer Währung, dem “Falken”. Abhängig vom jeweiligen Job verdienten die Mini-Falkenseer bis zu vier “Falken”. Aber Achtung: Wie im richtigen Leben wurden vom erzielten Einkommen Steuern abgezogen. Von vier “Falken” Lohn wurden drei „Falken“ ausbezahlt, der vierte wanderte allerdings in die Stadtkasse.
Eine Stadt braucht ein Oberhaupt, das die Bürgerinnen und Bürger anleitet und für ihre Angelegenheiten, Wünsche und Sorgen zuständig ist.
In Mini-Falkensee sollte aber nicht nur einer oder eine den Hut aufhaben. Deswegen wählten die Mini-Falkenseer keinen Bürgermeister, sondern stadtdessen gleich mehrere Stadträte als Führungsgremium.
Die Kinder konnten sich gleich am Montag für den Stadtrat bewerben. Es gab acht Bewerber. Fünf wurden in einer geheimen Wahl in den Stadtrat gewählt. Mit dem gewählten Stadtrat wurden an den kommenden Tagen der Woche Stadtversammlungen abgehalten und Stadtthemen entschieden. Der Kinderstadtrat lud täglich zu Versammlungen ein, bei denen dann gemeinsam Entscheidungen getroffen wurden. Dabei ging es um Themen, mit denen sich Kinder ansonsten noch gar nicht auseinandersetzen müssen – wie zum Beispiel die Ausgabe der Steuern oder Regeln zur Meinungsfreiheit. Spielerisch lernten die Kinder demokratische Prozesse kennen.
“Wir bieten eigentlich immer Ferienangebote für Kinder an. Die Kinder-Stadt Mini-Falkensee ist allerdings ein Pionierprojekt und findet zum ersten Mal hier bei uns in Falkensee statt. Unser Ziel ist es, die Mini-Stadt in den nächsten Jahren über mehrere Wochen auszuweiten, damit noch mehr Kinder teilnehmen können”, erklärte Steffi Witt, Leiterin des Hauses am Anger.
Sie ergänzte: “Die Mini-Stadt kostet natürlich auch Geld, wir sind deswegen auf Spenden und Fördergelder angewiesen. Wir hatten dieses Jahr das Glück, dass die Partnerschaft für Demokratie in Falkensee die Hälfte der Honorargelder für die Helfenden fördert, die andere Hälfte wurde von der Stadt Falkensee getragen.”
Das Team um Steffi Witt, bestehend aus neun Helferinnen und Helfern, unterstützte die Mini-Falkenseer bei ihren Aufgaben und leiteten sie an. Babette Schilling (Kinderbeauftragte der Stadt Falkensee) und Stefan Settels (Partnerschaft für Demokratie Falkensee) haben sich dabei um die Demokratievermittlung gekümmert, sie schulten den Kinder-Stadtrat und bereiteten die kleinen Stadträte auf ihre Aufgabe vor.
Reges Treiben herrschte schon bald im Haus am Anger, denn die Mini-Falkenseer nahmen ihre Aufgaben sehr ernst.
Es entstand ein städtisches Leben “im Kleinen” – mit Berufen, Geld und demokratischen Strukturen. Gewissenhaft führten die Bürgerinnen und Bürger von Mini-Falkensee ihre Jobs aus und hatten viel Spaß dabei.
Täglich wurde auch die Stadtzeitung “Mini Stadt Journal” zum Preis von einem “Falken” herausgebracht. Sie informierte die Bürger der Mini-Stadt über aktuelle Ereignisse. Die Mini-Journalisten recherchierten zu verschiedensten Themen, interviewten die Bürger Mini-Falkensees und veröffentlichten Beschlüsse der Kinder-Stadt.
Für das leibliche Wohl war ebenfalls bestens gesorgt. Im Mini-Falkenseer Café und Bistro wurde täglich eine Mahlzeit, die die Kinder selbst kochten, angeboten. Bezahlt wurde das Essen einmal mehr mit dem “Falken”, das restliche Geld konnte nachmittags auf dem Basar ausgeben werden. Hier wurden alle Sachen, die in den Werkstätten hergestellt wurden, zum Verkauf angeboten. Sie konnten ebenfalls mit der Mini-Stadt-Währung erworben werden.
Der neunjährigen Nahla gefiel Mini-Falkensee sehr gut: “Hier lernt man Sachen fürs Leben, zum Beispiel, wie man richtig mit Geld umgeht. Gut fand ich auch, dass man verschiedene Berufe ausprobieren konnte und dass man andere Kinder kennenlernt.” Mini-Stadt Bürger Rasmus war ebenfalls voll des Lobes über Mini-Falkensee. “Hier ist alles sehr sehr realistisch – wie im großen Falkensee”, meinte der 10-jährige. “Toll finde ich, dass man eigenständig entscheiden kann, was man mit seinem erarbeiteten Geld machen möchte. In Mini-Falkensee kann man sein Selbstbewusstsein stärken.” Henrik (10 Jahre) ergänzte, dass alle “sehr nett sind und wenn jemandem etwas auf dem Herzen liegt, hat immer jemand ein offenes Ohr.”
Ein besonderes Highlight war die am Donnerstag einberufene Stadtversammlung, denn diese fand im echten Rathaus im Rathaussitzungssaal statt. Verschiedene Tagesordnungspunkte standen auf dem Plan, über die abgestimmt werden sollte. Die Mini-Bürgerinnen und Bürger entschieden per Handzeichen, ob sie für oder gegen einen Vorschlag waren.
Wie bei den Versammlungen der großen Falkenseer ging es auch bei den Mini-Falkenseern heiß her. Die Stadträte wollten so etwa mehr Geld für ihre Arbeit bekommen. Als Argument trugen sie vor, dass sie eine besonders wichtige Tätigkeit ausführen würden. Prompt kam starke Gegenwehr von Seiten der Mini-Falkenseer. Sie wollten dann aber auch für ihre Jobs mehr Geld bekommen, denn diese Arbeiten seien mindestens genau so wichtig. Es wurde heftig diskutiert und zum Schluss wurde der Antrag auf höhere Bezahlung für die Stadträte mit großer Mehrheit abgelehnt. Na bitte. So geht Demokratie. Und Spaß macht’s auch. (Text/Fotos: Hannelore Berg)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 222 (9/2024).
Seitenabrufe seit 10.08.2024:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige