ChristAl Bee Honig: Dallgower Bienen erzeugen regionalen Honig von der NABU-Streuobstwiese!
Was schmeckt besser als ein knuspriges Brötchen mit Butter und Honig? “ChristAl Bee” aus Dallgow-Döberitz versorgt die Nachbarschaft mit rein regionalem Honig ohne irgendwelche Fremdzutaten. Wer im Havelland handgemachten Honig genießen möchte, muss ihn sich allerdings am Gartenzaun abholen. Dieses Jahr rechnen die Hobby-Imker Alex Schlegel und Christian Beschorner nur mit einer kleinen Honigausbeute. Schuld könnte der frühe Frost und das damit einhergehende Absterben der Obstblüten sein.
Honig ist ein absolutes Naturprodukt, das zu einhundert Prozent von Bienen hergestellt wird. Honig darf nicht gestreckt oder durch Zusatzstoffe verfremdet werden. Das ist bei Honig “Made in Germany” durchaus gegeben und wird auch kontrolliert. Bei Honig aus Nicht-EU-Ländern handelt es sich oft um verfälschten Honig, etwa durch Zugabe von Zuckerrübensirup.
Wer seinen Honig pur und unverfälscht genießen möchte, kauft ihn am besten nur noch beim Inker in der Nachbarschaft. Da ist das 500-Gramm-Glas zwar oft teurer als im Supermarkt, aber das hat auch seinen Grund. Beim Imker wird die Bienenwabe nicht erhitzt, damit der Honig schneller ausfließt. Sondern er wird kalt geschleudert, damit alle Enzyme, Vitamine und Inhaltsstoffe erhalten bleiben.
In Dallgow-Döberitz haben die beiden Freunde Alex Schlegel (50) und Christian Beschorner (50) die Hobby-Imkerei “ChristAl Bee” (www.christalbee.de) gegründet. Das Wort “ChristAl” setzt sich aus den beiden Namen zusammen – “Christ” für Christian und “al” für Alex.
Beide Hobby-Imker haben übrigens eine berufliche Verbindung zur Bahn. Alex Schlegel: “Wenn du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährst und eine Ansage hörst, welche Station als nächstes angefahren wird, dann kommt das aus meinem Tonstudio. Ich produziere die Dinger.”
Christian Beschorner: “Ich arbeite bei einer Infrastrukturfirma der Deutschen Bahn, bei der DB InfraGo AG. Dieser Kontakt war für uns sehr wichtig, denn unsere Bienenvölker stehen auf einer Fläche der InfraGo AG.” Dabei handelt es sich um eine in Vergessenheit geratene Streuobstwiese im Dyrotzer Luch, die als Ausgleichsfläche für die Schnellfahrstrecke Berlin-Hannover von der Bahn übernommen wurde. Heute kümmert sich der NABU Osthavelland im Auftrag der Bahn um die Pflege der Wiese. Hier dürfen nun auch die Bienenvölker stehen. Die Bienen nutzen die Obstbäume und die wilden Kräuter der Streuobstwiese, eine Lindenallee in der für die Bienen erreichbaren Nachbarschaft und die Blühstreifen der angrenzenden Felder als Quelle für ihren Honig.
Die beiden Freunde kümmern sich noch gar nicht so lange um die Hege und Pflege ihrer Bienen. Christian Beschorner: “Das war eine spontane Idee, ein Corona-Projekt. Im Jahr 2020 haben wir gemeinsam einen Imkerkurs besucht. Das hat uns begeistert und wir haben gesagt, das probieren wir aus. Zum Start hatten wir zwei Jungvölker und ein Produktivvolk. Jungvölker müssen noch wachsen, sie produzieren den Honig erst einmal nur für sich. Beim Produktivvolk werden der Brut- und der Honigraum so voneinander getrennt, dass die Königin nicht in den Honigraum wechseln kann. Deswegen sind dort keine Larven zu finden und wir können den Honig besser ernten. Inzwischen haben wir sechs Produktivvölker und zwei, drei Jungvölker, die noch nicht so weit sind.”
Alex Schlegel: “Der viel zu milde Winter hat uns leider einige Völker gekostet. Die Bienen sind aufgrund der hohen Temperaturen viel zu früh aktiv geworden, haben aber keine Blüten vorgefunden und sind verhungert.”
Genau diese Erfahrungen sind es, die die Imker Jahr für Jahr etwas dazulernen lassen. Christian Beschorner: “In jedem Jahr lernen wir etwas Neues kennen, das aktiv gegen die Biene arbeitet. Das kann die Varroamilbe sein, die Wachsmotte, angreifende Hornissen oder die Faulbrut. Wobei wir die Faulbrut zum Glück noch nie bei uns im Volk hatten.”
Wenn man sich ganz neu mit der Imkerei beschäftigt, hat man natürlich romantische Ideen davon, wie die Bienen ganz alleine den Honig eintragen und man selbst den Rest des Jahres von dem lebt, was die Insekten erwirtschaftet haben. Christian Beschorner: “Ich wollte eigenen Honig haben und diese Erwartung hat sich auch voll und ganz erfüllt. Seitdem gibt es keinen Fremdhonig mehr in unserem Haushalt. Was mich aber überrascht hat, ist, wie viel Zeit man in die Imkerei investieren muss. Ich bin froh, dass wir das zu zweit machen, alleine würde ich das gar nicht schaffen.”
Alex Schlegel: “Ich habe gezielt nach einem Ausgleich zum Bürojob gesucht, bei dem man den ganzen Tag sitzt und sich nicht bewegt. Überrascht war ich davon, wie unterschiedlich der Honig bei gleichem Standort abhängig von den Jahreszeiten schmeckt. Und dass ein Honig auch ganz anders schmecken kann, abhängig davon, ob man ihn flüssig lässt oder ihn cremig rührt.”
Wie viel Honig erntet “ChristAl Bee” im Jahr? Christian Beschorner: “Das ist unterschiedlich. Im ersten Jahr waren es 50 Kilo. In unserem besten Jahr haben wir 300 Kilo ernten können. Das war, als der Landwirt nebenan Raps angebaut hat, das macht den Unterschied. Da hatten wir zwei Ernten direkt nacheinander, weil die Bienen so viel Honig eingetragen haben.”
Alex Schlegel: “Dieses Jahr wird ein schlechtes Honigjahr. Wir haben Mitte Juli in die Honigräume hineingeschaut und nur wenig volle Waben gesehen. Es gibt dieses Jahr keinen Raps in der Nachbarschaft. Und auf unserer NABU-Streuobstwiese sind die Blüten der Obstbäume erfroren. Hier gab es für die Bienen nichts zu holen. Einige Völker stehen aber bei uns Zuhause in Dallgow-Döberitz, da sieht es besser aus. Eins ist uns wichtig: Unsere Völker bleiben an Ort und Stelle stehen, wir reisen den Landwirten und dem Raps nicht hinterher. Es ist immer ein großer Stress für die Bienen. Sie müssen sich neu orientieren und sozusagen ihr Navigationssystem resetten. Unsere Bienen dürfen so naturbelassen leben, wie sie es wollen. Wenn sie schwärmen möchten, dann dürfen sie schwärmen. Wir fangen das Jungvolk dann wieder ein.”
Wer den regionalen Honig probieren möchte, bekommt das 500-Gramm-Glas für acht Euro – in der Felix-Mendelssohn-Straße 49 oder in der Herderstraße 2 in Dallgow-Döberitz. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 221 (8/2024).
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