Kino-Filmkritik: Twisters
1996 wirbelte der Kinofilm “Twister” in die Kinos auf der ganzen Welt. Helen Hunt und Bill Paxton jagten gemeinsam den Tornados hinterher, um eine neue Erfindung zu testen, die einen solchen Wirbelsturm stoppen könnte. Der Katastrophenfilm schockierte mit aufregenden Sturmbildern, langweilte aber mit einer mies geschriebenen Story.
1997 wurde “Twister” mit der “Goldenen Himbeere” ausgezeichnet – in der Kategorie “Am schlechtesten geschriebene Filme, die über 100 Millionen Dollar einspielten.”
Lange hat’s gedauert, aber nun wird es wieder stürmisch in den Kinos. “Twisters” steht ganz für sich alleine, greift das alte Thema aber mit den Mitteln von heute wieder auf: Kate Cooper (Daisy Edgar-Jones) ist eine sehr niedliche Sturmjägerin, die bereits seit der Schulzeit daran knobelt, wie man mit dem Einsatz verschiedener Chemikalien Wirbelstürme dazu bringt, sich einfach aufzulösen. Zu wagemutige Experimente mitten im Tornado haben allerdings ihrer jungen Crew das Leben gekostet. Kein Wunder, dass sich Kate bis nach New York verkriecht, um sich hinter den Bildschirmen einer Wetterfirma zu verstecken.
Ihr alter Freund Javi überredet sie dazu, doch wieder ins Auto zu steigen, um Tornados zu jagen – ein neu entwickeltes 3D-Scanverfahren soll getestet werden. Unterwegs lernt sie den lauten YouTuber Tyler Owens (Glen Powell) kennen, der mit seiner Crew nur den Nervenkitzel sucht und im Zentrum der Tornados Raketen steigen lässt. Aber – irgendwie charmant ist er am Ende doch.
Ärgerlich nur, dass in Zentral-Oklahoma, wo sich alle Sturmjäger gerade aufhalten, die Bahnen mehrerer Sturmsysteme aufeinander treffen. Es dürfte windig werden.
“Twisters” ist ein modern inszenierter Katastrophenfilm, der dank 200 Millionen gut investierter Dollar ordentlich Luft aufwirbelt. Wenn die Tornados zuschlagen, wird alles in die Luft gesaugt, was nicht bei Drei im Keller hockt. Das sieht sehr gut aus, hätte aber sehr gern noch viel mehr eskalieren dürfen. Die brutale Gewalt der wirbelnden Luftmassen lässt sich erahnen, drückt den Zuschauer aber nicht wirklich schockiert und ängstlich in die Sitze. Wahrscheinlich hätte man für mehr Schockelemente die Jugendfreigabe riskieren müssen. Aber auch so gibt es zwei, drei richtig gute Szenen, die haften bleiben.
Richtig viel Freude hat Glen Powell an seiner Rolle gehabt. Wenn er als YouTuber mit seinem Sturmjäger-Truck mitten in den Tornado hineinbrettert, die Rockmusik bis zum Anschlag hochfährt und die Raketen abfeuert, würde man am liebsten ein Teil seiner durchgeknallten Social-Media-Crew sein.
Nach zwei Stunden taumelt man gut durchgeschüttelt aus dem Kino und hat Spaß gehabt. Sobald aber das Gehirn wieder arbeitet, stellt man sich – Fragen. Viele Fragen. Wenn da so viele Tornados in Oklahoma zusammenkommen, warum wird da niemand prophylaktisch evakuiert? Warum brechen die Sturmforscher jedes Mal wichtige Manöver ab, nur um ins nächste Tornado-geschädigte Dorf zu brettern, um selbstlos Erste Hilfe zu leisten? Warum werden die Sturmforscher immer wieder von Stürmen überrascht, obwohl sie das Wetter doch eigentlich lesen können sollten? Und wo ist die Nationalgarde?
Lee Isaac Chung führte Regie und orientierte sich am Drehbuch von Mark L. Smith. (CS / Bilder: Warner Brothers)
Fazit: 3,5 von 5 Sternen (FSK 12)
Spieldauer: 122 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=_V4igeWhz3s
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 221 (8/2024).
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