Kino-Filmkritik: To the Moon
Am 20. Juli 1969 landete Apollo 11 auf dem Mond. Zum ersten Mal betraten Menschen den Erdtrabanten. Wer zu dieser Zeit bereits gelebt hat, wird selbst jetzt noch ganz genau wissen, was er an diesem besonderen Tag gerade getan hat. Es war schon ein wahrlich großer Moment für die Menschheit.
Aber das ist viele Jahrzehnte her. Und genau das ist das Problem, mit dem es der Film “To the Moon” an den Kinokassen zu tun bekommt. Er ist richtig gut und langweilt keine Sekunde. Aber wird es das Thema schaffen, so viele Menschen ins Kino zu bringen, dass sich ein Budget von 100 Millionen Dollar refinanziert?
Um was geht es? Apollo 11 ist noch nicht gestartet. Nach vielen Misserfolgen und Rückschlägen verlieren die Menschen und erst Recht die Politiker das Interesse an der NASA und ihren Weltraummissionen. Um das zu ändern und den Wettlauf gegen die Sowjets doch noch zu gewinnen, wird das Marketing-Genie Kelly Jones (Scarlett Johansson) engagiert. Um das Image der NASA aufzupolieren, schreckt sie vor nichts zurück. Ebenso charmant wie skrupellos lügt sie, dass sich die Balken biegen, engagiert Doppelgänger für die eher langweiligen NASA-Akteure und bringt die angehenden Mond-Astronauten sogar auf die Kellogg’s-Schachteln.
Dabei rauscht sie immer wieder mit dem sehr gut aussehenden, aber nerdig-ernsthaften Startdirektor Cole Davis (Channing Tatum) zusammen, der an nichts anderes denken kann als an die Mondmission. Bei beiden sprühen die Funken, aber sie bewegen sich eben doch in völlig verschiedenen Welten.
Ihren Disput müssen sie beilegen, als der ebenso mächtige wie zwielichtige Agent Moe Berkus (Woody Harrelson) befiehlt, einen Fake-Film über die gelungene Mond-Landung zu drehen. Falls doch etwas schiefgeht, soll es die Welt nicht erfahren.
Der Film “To the Moon” von Regisseur Greg Berlanti (“Love, Simon”) ist definitiv nichts für Kinder oder “die ganze Familie”. Es ist ein sehr, sehr gut gemachter Erwachsenenfilm mit einem brillanten Drehbuch von Rose Gilroy (basierend auf einer Vorlage von Bill Kirstein und Keenan Flynn), das dem Film ein starkes Fundament – und erstklassige Sprüche – mit auf den Weg gibt.
“To the Moon” präsentiert sich als Komödie, Drama, historischer Rückblick, Agententhriller und Liebesgeschichte – und wird all diesen Themen wirklich gerecht. Dass am Ende auch die Spannung nicht fehlen darf und wir den Start einer riesigen Rakete bestaunen können – sehr gut!
Der Film ist aber auch deswegen so gut, weil er bis in die allerletzten Nebenrollen perfekt besetzt ist. Die Menschen, die hier auf der Leinwand zu sehen sind, wachsen einem ganz schnell ans Herz. Umso mehr fiebert man mit ihnen mit – und ist neugierig darauf, wie diese Geschichte wohl auch für sie ausgeht.
Vor allem Scarlett Johansson, die den Film auch mit produziert hat, bietet in “To the Moon” eine ihrer besten Schauspielleistungen und präsentiert ihre flirtige, skrupellose, einfallsreiche und redestarke PR-Ikone samt düsterer Vergangenheit so unfassbar gut und präzise, dass die Schauspielerin komplett in ihrer Rolle verschwindet. Der ganze Gang, die Präsenz, die Ausstrahlung – alles an Scarlett Johannson ist anders als sonst. Einen Oscar für die beste Hauptdarstellerin würde ich ihr jederzeit gönnen. (CS / Bilder: Sony Pictures)
Fazit: 4,5 von 5 Sternen (FSK: 6)
Spieldauer: 131 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=8EJgc2Ap79w
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 221 (8/2024).
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