Wie geht’s weiter? 1.100 Schülerinnen und Schüler suchen auf der Perspektivmesse Falkensee nach ihrer Zukunft!

Wenn ich einmal groß bin, möchte ich am liebsten Astronaut, Zugführer, Polizist oder – ganz modern – Influencer werden! Viele Berufsträume aus der Kindheit überdauern unbeschadet sogar die Schulzeit, andere werden vollständig durch neue Interessensgebiete abgelöst. Viele Schüler haben aber auch so überhaupt gar keine Idee, wo die berufliche Reise einmal hingehen könnte. Bei der 19. Messe für berufliche Orientierung in Falkensee durften am 13. Juni über 1.100 Schüler aus der Region den 82 teilnehmenden Ausstellern Löcher in den Bauch fragen.
Guido Hildebrandt ist Lehrer an der Falkenseer Gesamtschule Immanuel Kant. Er begleitete am 13. Juni 22 Schülerinnen und Schüler aus einer neunten Klasse auf die “Perspektivmesse Falkensee”.
Guido Hildebrandt: “Die Schüler haben im Vorfeld eine konkrete Aufgabe bekommen. Sie sollten in der Stadthalle einen konkreten Ausbildungsberuf und außerdem noch einen Studiengang recherchieren. Diese Informationen sollen später in der Schule ausgewertet werden. Natürlich sollte die Schüler die ausgesuchte Ausbildung oder das Studium auch tatsächlich persönlich interessieren. Aber Tatsache ist, dass viele Schüler noch so gar keine Idee davon haben, was sie später einmal arbeiten könnten. Viele haben noch gar nicht realisiert, dass die Schule für sie nach der zehnten Klasse mitunter vorbei ist und dann die Berufswahl ansteht. Das ist schon in einem Jahr.”
Die Kant-Schule ist als “Schule mit hervorragender Berufsorientierung” ausgezeichnet worden und unternimmt bereits sehr vieles in Bezug auf die Berufsorientierung der eigenen Schüler. Dazu gehört auch, dass im Schulalltag mehr Praktika vermittelt werden, als dies üblich ist.
Für regionale Unternehmen, Behörden und Vereine ist die “Perspektivmesse Falkensee” (www.falkensee.de/perspektivmesse) eine gelungene Möglichkeit, sich selbst, das Team und die verschiedenen Ausbildungen, Dualen Studien und Studiengänge einmal persönlich allen Schülern vor Ort vorzustellen. Das nutzten in diesem Jahr u.a. der TSV Falkensee e.V., der Landkreis Havelland, die E.DIS Netz GmbH, die Havelländische Eisenbahn AG, der ASB, die Lebenshilfe Havelland oder die Störk GmbH aus – ebenso aus wie Mosolf, PacTech, Havelbus oder das BioBackhaus.
Babett Ullrich von der Wirtschaftsförderung der Stadt Falkensee: “Über 1.100 Schülerinnen und Schüler aus Falkensee und Umgebung haben uns besucht, viele kamen sogar aus Spandau.”
82 Aussteller präsentierten sich an den zum Teil aufwändig gestalteten Messeständen, um über 100 Ausbildungsberufe, über hundert Studienrichtungen und über 80 Sofort-Jobangebote vorzustellen.
Für sie war das Angebot auf der Perspektivmesse übrigens völlig kostenfrei: Wichtiger als Geld zu verdienen war es den Verantwortlichen, den Schülern aufzuzeigen, wo vielleicht ihre Zukunft liegen könnte – und das durchaus auch bei Anbietern aus der unmittelbaren Nachbarschaft.
Babett Ullrich: “Wir sind sehr zufrieden mit dieser 19. Messe für berufliche Orientierung in Falkensee. Es ist übrigens die sechste, die in der neuen Stadthalle stattfindet. Wir haben den ganzen Tag über immer wieder gutes Feedback von den einzelnen Ausstellern bekommen. Die Sportkita hat uns so etwa erzählt, dass es sofort konkrete Vermittlungsgespräche gegeben hat.”
Die Messe wurde auch in diesem Jahr in enger Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Potsdam, der Agentur für Arbeit Nauen, dem Jobcenter des Landkreises Havelland und vielen weiteren Partnern organisiert – und zwar direkt von der Stadt Falkensee und hier federführend von der Wirtschaftsförderung.
Von 10 bis 17 Uhr ging es aber nicht nur um die konkrete berufliche Zukunft der Schüler, sondern auch um Ferienjobs und um die Möglichkeit, bei einem unverbindlichen Praktikum in einen interessanten Beruf hineinzuschnuppern.
Stefan Baerns von der Falkenseer Firma “Elektro Wolf”: “Es gibt keine Fachkräfte mehr auf dem Arbeitsmarkt. Wenn ich einen Elektriker bei mir im Unternehmen brauche, muss ich ihn oder sie selbst ausbilden. Ich suche deswegen auf der Perspektivmesse nach einem Azubi. Man muss die Schüler allerdings gezielt ansprechen, sonst laufen sie am Stand vorbei. Trotzdem hat die Resonanz bereits meine Erwartungen übertroffen. Bei den Schülern aus der 8. und 9. Klasse steht vor allem die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen, im Fokus des Interesses. Während eines Praktikums bekommt man sehr schnell mit, ob einem eine bestimmte Tätigkeit liegt oder nicht.”
Für die BARMER Ersatzkasse in Falkensee stand Viola Leschik am grün eingefärbten Stand: “Wir stellen auf der Messe zwei Ausbildungsberufe vor. Da geht es um den Fachinformatiker, vor allem aber um die Ausbildung ‘Kaufleute im Gesundheitswesen’. Hier bilden wir sogar regional aus. Die Ausbildung dauert drei Jahre, man kann sie aber auf zweieinhalb Jahre verkürzen. Auch wir beobachten: Man muss die Schüler schon ansprechen, von alleine kommen sie nicht an den Stand. Einige wussten auch gar nicht, dass es sich bei der Barmer um eine Krankenkasse handelt.”
Bürgermeister Heiko Richter: “Unser vielseitiges Messeangebot kann sowohl einen ersten Überblick verschaffen, als auch den konkreten Kontakt zwischen Arbeitgebenden und Interessierten herstellen.”
Besonders clever waren die Aussteller, die ihre Messetische nicht nur mit kostenlosen Gimmicks wie Kugelschreibern, Haftnotizen, Luftballons oder Flaschenöffnern dekoriert hatten. Das BioBackhaus hatte einen kompletten Tresen mit frischen Backwaren mit dabei, die an die Schüler ausgegeben wurden. Was man anfassen, essen und genießen kann, weckt vielleicht die Lust darauf, selbst einmal zum Bäcker zu werden und das Brot von Morgen zu backen?
Viele Aussteller hatten auch ihre aktuellen Azubis mitgebracht, um dem Nachwuchs sozusagen auf Augenhöhe begegnen zu können. Klar, die Azubis wussten die Fragen der Schüler oftmals besser zu beantworten, weil es noch gar nicht so lange her war, dass sie selbst noch in der Situation der Schulabgänger waren.
Auch Besucher jenseits des schulpflichtigen Alters konnten auf der Falkenseer Messe noch etwas lernen. So gibt es tatsächlich spezielle Gap-Year-Angebote. Dabei handelt es sich um befristeste Arbeitsangebote in einem freiwilligen oder erzwungenen Jahr zwischen dem Schulabschluss und einer regulären Ausbildung oder einem Studium. Viele Jugendliche nutzen so ein Gap-Year-Angebot, um ehrenamtlich tätig zu werden oder um ein Auslandspraktikum wahrzunehmen.
Die 82 Aussteller, darunter auch Grunske Metall-Recycling, das Hauptzollamt Potsdam, die BLG Industrielogistik und Panther Print, drängten sich in der Veranstaltungshalle und im Foyer der neuen Stadthalle. Auch auf dem Campusplatz im Freien hatten sich mehrere Aussteller positioniert, hier standen für die Schüler auch Tische und Bänke zum Verweilen bereit. Im Foyer war außerdem eine Bühne aufgebaut, auf der einzelne Aussteller interviewt wurden.
Drumherum unterstützte die Industrie- und Handelskammer Potsdam die Schüler mit der Erstellung von kostenlosen Bewerbungsfotos nach einem vorgeschalteten Styling. Die Agentur für Arbeit bot außerdem einen Bewerbungsknigge und einen Mittagspausen-Talk zum Thema “Ausbildung und Studium” an.
Bürgermeister Heiko Richter: “Mit den Angeboten der IHK und der Agentur für Arbeit möchten wir ein attraktives Rahmenprogramm zur Messe schaffen, das in den Folgejahren weiter ausgebaut werden kann.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 220 (7/2024).
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