Knotenpunkte: Wustermark plant den Ausbau der B5-Abfahrten!
Wustermark wächst und gedeiht gar prächtig. Ganz egal, ob es um Karls Erlebnis-Dorf, den Bahn-Campus, das Designer Outlet Berlin oder das Wohngebiet im Olympischen Dorf geht – die Abfahrten von der Bundesstraße 5 werden oft zum Nadelör des Verkehrs. Hier droht immer wieder ein Rückstau auf die Bundesstraße. Das darf aber nicht sein. Aus diesem Grund geht die Gemeinde nun den Ausbau der beiden Anschlussstellen der B5 an – auch wenn das sehr teuer wird.
Es gibt so ganz bestimmte Momente im Jahr, da drängt gefühlt die halbe Welt nach Elstal, um einen Aktionstag im Designer Outlet Berlin oder bei Karls mitzunehmen.
Der absolute Albtraum der Verkehrsplaner ist es dann, wenn sich die Autos in den B5-Abfahrten Stoßstange an Stoßstange drängen und der Rückstau schließlich sogar den Verkehr auf der B5 selbst beeinträchtigt. Angesichts der Tatsache, dass Elstal stetig wächst und immer mehr Anziehungskraft für Menschen aus ganz Berlin und Brandenburg entwickelt, muss an den Knotenpunkten vor Ort dringend etwas passieren. Sie müssen ausgebaut werden, um den steigenden Verkehr der kommenden Jahre aufnehmen zu können.
Im engen Kontakt mit dem Landesbetrieb Straßenwesen geht die Gemeinde Wustermark das Problem mit hochgekrempelten Ärmeln an. Am 14. Mai gab es eine Bürgerinformationsveranstaltung in der Aula der Grundschule Wustermark, bei der verschiedene mögliche Varianten des Ausbaus vorgestellt wurden. Und am 16. Mai fanden sich die Wustermarker Gemeindevertreter zusammen, um sich schließlich für eine Variante zu entscheiden.
Bürgermeister Holger Schreiber betonte noch einmal die Dringlichkeit des Vorhabens: “Die Qualifizierung der Knotenpunkte an der B5 sind ganz wesentliche Entwicklungspunkte der Gemeinde. Die Gemeinde Wustermark bringt das jetzt auf den Weg.”
Der Weg hin zu einer vorzeigbaren Planung war indes kein leichter, so Holger Schreiber: “Wir hätten im Winter die Heizung im Rathaus ausschalten können, so sehr haben uns die Köpfe geraucht. Es ist aber ein tolles Zeichen, dass wir das Projekt noch vor der Kommunalwahl auf den Weg bringen können. So können die Gemeindevertreter es auch beschließen, die bereits so viele Jahre lang an dem Projekt gearbeitet haben.”
Uwe Schollän, der in Wustermark in der Verwaltung als Fachbereichsleiter für die Gemeindeentwicklung verantwortlich ist: “Nach zehn Jahren Diskussion können wir nun endlich eine echte Lösung diskutieren.” Denn: “Wenn die B5-Anschlüsse in Elstal nicht funktionieren, wird Elstal abgehangen. Die B5 ist aber eine Bundesstraße erster Ordnung, da schaut auch das Bundesministerium drauf. Wir sind angehalten worden, Lösungen zu finden. Dabei mussten wir allerdings mit den Flächen zurechtkommen, auf die die Gemeinde an den Knotenpunkten auch tatsächlich Zugriff hat. Wichtig ist: Was wir planen, muss auf Dauer funktionieren – auch für das, was da noch kommen mag.”
Was da noch kommen mag? Das betrifft vor allem Karls. Das Rövershagener Unternehmen möchte in den kommenden zwei Jahrzehnten insgesamt 78 Hektar Fläche bebauen – u.a. mit einem Bibi & Tina Freizeitpark, einem umfangreichen Übernachtungsangebot und einem großen Spaßbad.
Für den angedachten Ausbau der Knotenpunkte wurden zahlreiche Verkehrssimulationen durchgespielt. Am Ende entschieden sich die Gemeindevertreter am sogenannten Knotenpunkt Ost bei Karls für diese Ausbauvariante:
Der Verkehr, der von Berlin aus über die B5 kommt, wird auf eine nicht mehr ein-, sondern zweispurige Abfahrt Richtung Elstal geführt. Zwei Abbiegespuren führen den Verkehr nach Elstal, eine leitet den Verkehr zu Karls und auch in die Döberitzer Heide weiter. Die Hauptstraße im Kreuzungsbereich wird von zwei Spuren auf insgesant vier ausgebaut. Zwei Spuren führen zu Karls. Allerdings wird die Brücke weiterhin zweispurig bleiben.
Wer von Karls kommend über die Brücke fährt, kann eine Linksabbiegespur zur B5 nehmen. Hinter der Kreuzung führen zwei Spuren weiter nach Elstal.
Autofahrer, die von Nauen aus über die B5 fahren, finden ebenfalls eine zweispurige Abfahrt in Richtung Karls vor.
Wichtig ist, dass es eine moderne Ampelanlage geben soll. Mit der Hilfe von Induktionsschleifen in der Fahrbahn lassen sich hohe Verkehrsaufkommen messen, um dann die Ampeln so zu schalten, dass es mitunter längere Grünphasen gibt, um einen drohenden Stau sofort aufzulösen.
Im Grunde genommen wird der Knotenpunkt künstlich durch mehr Spuren “aufgebläht”, sodass er mehr Autos fassen kann, die sich nun nicht mehr auf die B5 zurückstauen können.
Der Ausbau soll, nachdem er gestartet wurde, “innerhalb von zwei Jahren erledigt sein”, wenn alles glatt geht, so Bürgermeister Schreiber. Eine krasse Aussage: Die Zu- und Abfahrten sollen während der Bauarbeiten (bis auf kleine Ausnahmen) weiterhin befahrbar bleiben.
Der Ausbau des Knotenpunktes Ost wird mit 6,9 Millionen Euro taxiert. Robert Dahl hat sich als Inhaber von Karls dazu bereit erklärt, diese Summe zu übernehmen, damit man nicht endlos auf die Bewilligung von Förderungen warten muss, was alle weiteren Baumaßnahmen verzögern würde. Er hat sich zu diesem Schritt bereit erklärt, obwohl der Verkehr an der B5-Anschlussstelle Ost nicht ausschließlich von Karls hervorgerufen wird. Auch der nicht zu unterschätzende Verkehr zum neuen Wohngebiet Olympisches Dorf und zum Bahntechnologiezentrum in Elstal fließen schließlich über die gleiche B5-Abfahrt.
Bei der neu geplanten Verkehrsführung bleibt für Fußgänger und Radfahrer übrigens kein Platz mehr. Für sie müsste 50 Meter neben der Autobrücke eine eigene Brücke über die B5 geschlagen werden. Diese Brücke würde noch einmal 6,5 Millionen Euro kosten. Die Gemeinde Wustermark hofft hier auf Förderungen.
Bauamtsleiter Wolfgang Scholz schätzt, dass die neue Fußgängerbrücke nicht vor 2028 oder ’29 fertiggestellt ist. Und: Erst danach kann der Ausbau des Autoknotenpunktes in Angriff genommen werden.
Eine ähnliche Planung wie bei Karls gibt es auch für die B5-Anschlussstelle Elstal West am Designer Outlet Center. Auch hier plant man eine Erweiterung der Spuren – auch unter der Autobahnbrücke hindurch. Dafür müsste auch hier der Fußgänger- und Radfahrerverkehr über eine neu zu bauende Brücke geführt werden. Beim Ausbau vom Knotenpunkt West stehen Kosten in Höhe von 10,5 Millionen Euro im Raum. (Text/Foto: CS, Luftbilder: Sebastian Kelm)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 219 (6/2024).
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