Landesmeisterschaft im Hundesport: Obedience in Nauen!
Zum 8. Mal rief in diesem Jahr der “Schutz- und Gebrauchshundesportverband” (SGSV) zu einer Landesmeisterschaft in der Hundesportart Obedience auf. Verantwortlich für die Durchführung war der “Landesverband Berlin-Brandenburg e.V.”. Am 14. April war es soweit. Hund und Mensch zeigten auf dem Hundesportplatz des Nauener Vereins “Sportpfoten Berlin-Brandenburg e.V.” ihr Können. Hier war nicht nur Gehorsam wichtig. Auch Präzision und Harmonie waren bei der “hohen Schule der Unterordnung” sehr gefragt.
Die Gehorsamkeit des vierbeinigen Lieblings – das ist bei dem ein oder anderen Hundebesitzer durchaus ein heikles Thema. Nicht immer macht der Hund nämlich das, was Herrchen oder Frauchen gern möchte. Wer kennt nicht den ironischen Spruch “mein Hund gehorcht super – nur eben nicht auf das erste Wort”?
Das stellt so manchen Hundeliebhaber auf eine harte Probe. Auch Nauens Bürgermeister Manuel Meger, Schirmherr der diesjährigen Obedience-Landesmeisterschaft, kann davon ein Lied singen. Er hatte am Wettkampftag nicht nur einen Scheck in Höhe von 300 Euro für die “Sportpfoten Berlin-Brandenburg e.V.” (www.sportpfoten.de) mit dabei, sondern auch noch ein persönliches Geständnis.
“Wir haben auch einen Hund. Vaida ist eine neunjährige altdeutsche Schäferhündin. Im Welpenalter waren wir nicht ganz so konsequent, sie war doch noch so klein und niedlich. Die Disziplin ist vorhanden, vor allem aber gehorchen Herrchen und Frauchen sehr gut”, gestand Nauens Stadtoberhaupt, der sehr beeindruckt von der Gehorsamkeit der bei der Landesmeisterschaft angetretenen Hunde war. Dieses Geständnis sorgte für einige Schmunzler bei den anwesenden Teilnehmern.
16 Hundesportler aus acht Vereinen aus Berlin und Brandenburg reisten mit ihren Vierbeinern der verschiedensten Rassen nach Nauen, um an der Landesmeisterschaft Obedience teilzunehmen.
Dazu eingeladen hatte der “SGSV Landesverband Berlin-Brandenburg e.V.” (www.sgsv-lvbb.com). Ausgerichtet wurde die Meisterschaft vom Verein “Sportpfoten” auf dem vereinseigenen Gelände.
Der englische Name “Obedience” bedeutet nichts anderes als “Gehorsam”. Obedience ist eine Teamarbeit zwischen Mensch und Hund, doch bei dieser Hundesportart geht es um mehr als nur um Gehorsam. Gefragt sind ebenso Präzision und Harmonie bei der “hohen Schule der Unterordnung”.
Obedience wird ausschließlich über positive Verstärkung, Belohnung und Zuwendung trainiert. Bei den Prüfungen muss der Hund Kommandos umsetzen, die mal ganz aus der Nähe kommen und mal aus der Ferne. In verschiedenen Situtionen wird ein kontrolliertes Verhalten abverlangt; dabei spielen Arbeitswille, Arbeitsgeschwindigkeit und Präzision in der Ausführung der Übungen eine große Rolle. Voraussetzung für eine Teilnahme an den Meisterschaften ist übrigens stets eine abgelegte Begleithundeprüfung.
Vor dem Beginn der Landesmeisterschaft 2024 wurden die Startplätze ausgelost. Hier hatte sich der Verein etwas Besonderes ausgedacht. Die Reihenfolge wurde nicht mittels Zettel aus einem Behälter gezogen. Auf einem Tisch befanden sich rote und weiße Loop-Schals, die sorgsam gefaltet waren. Die Teilnehmer durften sich ein Exemplar aussuchen und fanden in dem Schal versteckt ihre Startnummer.
Vor dem Start stand noch die Chipkontrolle der Hunde an. “So kontrollieren wir, ob das auch tatsächlich der gemeldete Hund ist”, erklärte die Leistungsrichterin Raphaela Handke vom SGSV.
Bei der Landesmeisterschaft in Nauen waren die unterschiedlichsten Hunderassen vertreten. Ob Papillon, Golden Retriever, Deutscher Schäferhund, Riesenschnauzer, Rhodesian Ridgeback, Australian Shepherd oder Nova Scotia Duck Tolling Retriever – alle zeigten ihr Können und hatten viel Spaß dabei.
“Bei der heutigen Landesmeisterschaft Obedience sind die Klassen 1 bis 3 zugelassen. Die Klassen steigern sich im Schwierigkeitsgrad. Je höher die Klasse ist, umso schwieriger werden die Aufgaben. Die Klasse 3 ist die Königsdisziplin”, erklärte Verena Großmann, Ausbildungswartin bei den Sportpfoten.
Die Meisterschaft bestand aus zwei Gruppen- und einer Einzelübung. Bei der Gruppenübung mussten die Hunde je nach Klasse entweder zwei Minuten in einem gewissen Abstand ruhig nebeneinander liegen oder aber zwei Minuten lang den Sitzbefehl befolgen. Dabei durften sie erst dann reagieren, wenn sie vom Hundehalter abgerufen werden. Acht Aufgaben mussten zudem bei den Einzelübungen absolviert werden.
Verena Großmann nahm mit ihrer sieben Jahre alten Border Collie Hündin Momo an der Meisterschaft in der Klasse 3 teil. Verena und Momo waren bei ihrer Prüfung hoch konzentriert und absolvierten die gestellten Aufgaben mit Bravour. So viel sei vorweg gesagt, Verena Großmann und ihre Momo aus Falkensee holten sich den Landesmeistertitel!
Bei einer der Prüfungen sollte Momo auf Kommando aus der Grundstellung heraus ein Apportierholz holen und zu Verena bringen. Das wäre aber viel zu einfach, also befanden sich in der Prüfung gleich drei Hölzer auf dem Rasen. Welches Holz Momo apportieren sollte, wurde Verena vom Ring-Steward mitgeteilt, der die Mensch-Hund-Teams durch die Prüfung führte und die nächsten Übungen verkündete. Die Hundeführer mussten die Anweisungen direkt an die Hunde weitergeben – per Hör- oder Sichtzeichen.
Auf diese Weise konnte Verena das Kommando “Mitte” geben. Sofort sprintete Momo los, ignorierte die Hölzer rechts und links und brachte das richtige Apportierholz zu Frauchen.
Eine weitere Übung war die sogenannte “Box” – eine der anspruchsvolleren Übungen. Hier musste Momo zehn Meter zügig geradeaus laufen und genau in einem auf dem Boden aufgemalten Kreis per Kommando gestoppt werden. Das war gar nicht so einfach, denn die Hunde waren bei den Prüfungen durchaus flink unterwegs. Aber auch diese Aufgabe meisterte die Border Collie Hündin ohne Mühe.
Leistungsrichterin Raphaela Handke schaute bei der Landesmeisterschaft ganz genau hin und bewertete – mit auf dem Platz laufend – jede einzelne Übung. Bis zu zehn Punkte pro Übung konnten die Hund-Mensch-Teams erlangen. Nach der absolvierten Prüfung gab es für Momo erst einmal ein überschwängliches Lob. Neben vielen Streicheleinheiten bekam die Hündin ihr Lieblingsspielzeug überreicht und tobte sich freudig aus.
Obedience ist eine vielfältige und abwechslungsreiche Hundesportart, die für Hunde aller Rassen, Größen und Altersstufen geeignet ist.
Brit Koch aus Ahrensfelde nahm mit ihrer Nova Scotia Duck Tolling Retriever Hündin Finja zum allerersten Mal an einer Obedience Meisterschaft teil: “Seit dem Welpenalter haben wir den Turnierhundesport in verschiedenen Disziplinen betrieben. Dann bin ich zu Obedience übergegangen, da diese Sportart einfach abwechslungsreicher ist und der Hund vom Kopf her mehr gefordert wird.”
“Bei Obedience werden die rassetypischen Besonderheiten berücksichtigt”, erklärte Verena Großmann und ergänzte: “Die Bindung zwischen Hund und Mensch wird durch das Training noch intensiver. Man lernt sich immer besser kennen.”
Wichtig war allen Hundesportlern vor allem eins – Hund und Mensch müssen gleichermaßen Spaß an diesem Sport haben, denn nur so bleibt es für beide Seiten entspannt.
Neben Verena Großmann und Momo wurden Casandra Pilgram-Hammerschmidt und ihr Border Collie Rüde Tetris als heiße Anwärter auf den Titel gehandelt. Casandra und Tetris belegten an diesem Tag den zweiten Platz in der Klasse 3. Landesmeister der Klasse 3 sind Verena Großmann mit Momo, in der Klasse 2 überzeugte Uwe Tauer mit Oprah und den ersten Platz in der Klasse 1 errang Brit Koch mit Finja.
Regelmäßiges Training sei wichtig, um beim Obidience zu bestehen. Casandra trainiert so etwa mit Tetris drei bis sechs Mal in der Woche für jeweils 30 Minuten. Frauchen und Hund nehmen regelmäßig an Meisterschaften in ganz Deutschland und teilweise auch im Ausland teil.
Verena Großmann hingegen trainiert jeden Tag: “Ich bin da aber kein Maßstab. Ich habe drei Hunde und trainiere alleine schon deswegen täglich. In diesem Jahr fahre ich noch zur deutschen Meisterschaft nach Bayern.” (Text: Hannelore Berg / Fotos: Enrico Berg)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 218 (5/2024).
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