Am Scheinwerferberg in Falkensee: 4. Boßeln-Turnier mit dem Kronprinz – und “Unser Havelland”!
Das 4. “Unser Havelland” Boßel-Turnier fand in diesem Jahr am 16. März statt. 52 Spieler kamen am Samstag um zehn Uhr in der Früh am Ende der Ruppiner Straße am Falkenseer Scheinwerferberg zusammen. 12 Teams hatten sich im Vorfeld für das Event angemeldet. An den Start gingen unter anderem Mannschaften von “EMA Immobilien”, von “Thamm Event”, von der “Tanzschule Allround”, von der “Geschwister Scholl Grundschule” und von “Unser Havelland”.
Viele der Mannschaften waren übrigens Wiederholungstäter. Neu am Start war Wolfgang Kosin mit seinem Team aus Glienicke/Nordbahn.
Weitere Teams kamen in diesem Jahr leider nicht “zum Wurf”, weil die Anmeldeliste sehr schnell voll war. Die Teams in Lauerstellung hatten trotz der niedrigen Temperaturen und einer Regenwarnung keine Chance, von der Warteliste nachzurücken: Keins der gesetzten Teams machte einen Rückzieher.
Boßeln – so geht das
Boßeln (manchmal auch Bosseln genannt) ist ein Sport aus dem hohen Norden. Dort treffen sich die Menschen in der kalten Jahreszeit zwischen Herbst und Frühling, um gemeinsam eine große Boßel-Kugel (800 Gramm) über die Straße rollen zu lassen. Mehrere Teams treten traditionell mit Bollerwagen und viel Schnaps gegeneinander an. Wer auf der vorgegebenen Strecke die wenigsten Würfe zu verzeichnen hat, gewinnt am Ende die Runde.
Wir in Falkensee haben das Boßeln ein wenig abgewandelt und verändert. Beim jährlich stattfindenden “Unser Havelland Boßel-Turnier” (mit 10.000 Schritten) spielen immer 12 Teams mit jeweils vier Teilnehmern gegeneinander. Es gibt eine Hinrunde (um den Scheinwerferberg) und eine Rückrunde (vom Kronprinz durch den Wald bis zum Bahnhof Finkenkrug und zurück).
Jedes Team bekommt eine kleine, orangene Plastikkugel (ein Street Hockey Ball) ausgehändigt. Innerhalb des Teams wechseln sich die Spieler beim Werfen (von unten nach oben wie beim Boule) ab, sodass jeder Teilnehmer gleich oft an die Reihe kommt. Es wirft immer das Team, dessen Kugel gerade am weitesten hinten liegt – wie beim Golfen.
Damit sich die Spieler nicht gegenseitig im Weg stehen, gibt es drei Gruppen mit jeweils vier Teams. Sobald die erste Gruppe ausreichend Abstand gewonnen hat, darf die nächste Gruppe auf dem Parcours nachfolgen.
Der Weg der Strecke war auch in diesem Jahr fest vorgegeben, aber nur dem Spielleiter von “Unser Havelland” bekannt. Aus diesem Grund mussten alle drei Gruppen immer Sichtkontakt halten, damit jedes Team auch wirklich die gleiche Strecke läuft.
Auch beim vierten Boßeln zeigte sich, dass es einen unbändigen Spaß machen kann, mit einem bunten Ball durch den Wald zu laufen. So viel lautes Gelächter ist im Wald sonst nicht zu hören.
Am Scheinwerferberg
In den letzten drei Jahren fand das Boßel-Turnier immer und ausnahmslos im Wald zwischen dem Kronprinz und dem Bahnhof Finkenkrug statt.
In diesem Jahr war es Zeit für eine echte Abwechslung. Aus diesem Grund wurde für die Hinrunde ganz neu das Areal um den Scheinwerferberg in den “Falkenhagener Alpen” ausgewählt.
In diesem Bereich gibt es aufgewehte Dünen aus feinstem Sand, der nach der letzten Kältezeit am Gletscherrand zurückblieb. Dieser Sand wurde sehr gern zum Bauen verwendet – etwa für den Bahndamm zwischen Spandau und Falkensee.
Die höchste Düne aus Sand ist der Scheinwerferberg, der sich etwa 50 Meter hoch über den Boden erhebt. Hier gab es im Zweiten Weltkrieg eine Flak-Scheinwerferanlage – sie gab dem Hügel ihren Namen. Heute ist das Areal um den Scheinwerferberg ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet. Im Winter nutzen die Kinder den Scheinwerferberg zum Rodeln, im Sommer treffen sich hier gern die Jugendlichen für ein abendliches Come-together.
Das Areal um den Scheinwerferberg eignet sich ganz wunderbar für das Boßeln. Hinter jeder Wegkurve zeigt sich eine komplett neue Landschaft. Man läuft durch karge Kiefernwälder, klettert sandige Rinnen herunter, flaniert an Preiselbeerbüschen vorbei und landet dann plötzlich in einer Sandwüste. Nirgends sonst in Falkensee gibt es so viele verschiedene “Landschaften” auf kleinstem Raum.
Für die Boßel-Freunde war dies eine große Herausforderung. Auf dem sandigen Boden rollten die Kugeln nämlich nicht besonders weit. Und unfassbar viele Wurzeln und Hölzer sorgten bei einem versehentlichen Treffer für unerwünschte Strafpunkte.
Achtung, Strafpunkte
Als wäre es nicht schon schwer genug, eine Kugel mit möglichst wenig Würfen insgesamt fünf Kilometer weit durch den Wald zu werfen!
Um das Boßeln im Falkenseer Forst noch etwas aufregender zu gestalten, hatte sich das Orga-Team noch drei fiese Sonderregeln einfallen lassen.
So gab es immer dann einen Strafpunkt, wenn …
… eine geworfene Kugel auf ihrem Weg eine andere Kugel berührte, die bereits auf der Erde lag.
… eine Kugel in der Luft oder nach dem Aufkommen auf dem Boden einen Baum, einen Ast, ein Stück Holz oder eine Wurzel traf. Dieses Stück Holz musste allerdings dicker sein als ein Frauenunterarm.
… die Kugel am Ende ihres Weges in einer Pfütze liegen blieb.
Die Gefahr, sich einen Strafpunkt zu fangen, veränderte das gesamte Boßel-Spiel. Wurzeln, die mitten auf dem Weg aus dem Erdreich brachen, sorgten ebenso für Schweiß auf der Stirn der Werfer wie tiefhängende Äste, querliegende Baumstämme oder andere hölzerne Hindernisse.
Die Schadenfreude der anderen sorgte bei jedem Treffer dafür, dass die Schmach noch intensiver wurde. So mancher Werfer suchte am Zielort angekommen nach einer Entschuldigung. Zu sagen: “Da passt doch aber noch ein Finger zwischen”, wenn der Ball fest unter einem Baumstamm klemmte, war nicht zielführend. Da musste man als Werfer einen kühlen Kopf behalten, auch wenn die Kontrahenten bereits hämisch das Startsignal gaben: “Auf die Birke, fertig, los.”
So manche Kugel nahm auf ihrem Weg zum Liegepunkt gar wunderliche Wege. Sie rollte um Bäume herum, hüpfte über Wurzeln hinweg oder kam genau vor einem Baumstamm zum Stillstand. Man darf auf jeden Fall festhalten: Ohne die Strafpunkte wäre das Boßeln nur halb so lustig gewesen.
Schnappsi-Schnappsi
Das war der Deal. Wer die eigene Kugel gegen einen Baum semmelte oder eine andere Kugel traf, bekam einen Strafpunkt – und “musste” außerdem einen Kurzen trinken.
Diese Strafe kam bei der Boßel-Truppe sehr gut an – am Ende waren 200 Schnäpse weg. Für alle, die alkoholfrei bleiben wollten, gab es Süßigkeiten aus dem tragbaren Körbchen.
Böse Buben
Auf der Strecke kam es zu sehr viel Schabernack. So “intensivierte” die erste Gruppe mit Absicht die hölzernen Hindernisse auf dem Parcours, auf dass sich die nachfolgende Gruppe noch mehr Strafpunkte aufschreiben sollte. Und was machte Gruppe zwei? “Wir haben überlegt, noch ein paar Äste mehr dazuzulegen, fanden es aber am Ende doch viel zu unfair.”
Ohne Petze geht es nicht
Oft konnte man von der Wurflinie aus gar nicht sehen, ob eine Kugel am Ende ihres Weges noch einen Baum oder einen dicken Ast berührte oder nicht. Man konnte es nur vermuten. Aus diesem Grund gingen immer wieder einzelne Spieler der Gruppe voraus, um einen Live-Blick auf die letzten Meter der rollenden Kugel zu bekommen: Ohne Petze keine Strafpunkte.
Wer schreibt, der bleibt
Natürlich macht es Spaß, in der Gruppe durch den Wald zu laufen. Aber – Boßeln ist auch ein knallharter Sport. Aus diesem Grund gab es in jeder Gruppe einen Schriftführer, der akribisch genau jeden Wurf und jeden Strafpunkt festhielt. Dieses Ehrenamt wurde von den anderen Spielern sehr misstrauisch beäugt, da alle immer Angst hatten, dass Würfe nicht notiert wurden.
Pause machen
Das hat bereits Tradition: Am Ende der Hinrunde geht es in das Hotel & Restaurant Kronprinz (www.hotel-kronprinz.de). Hier warten Schmorgurken und frisch geschmierte Schmalzstullen auf die Spieler, außerdem gibt es einen Glühwein zum Aufwärmen. Man kann noch einmal auf die Toilette gehen – und auf geht es zur zweiten Runde, der Rückrunde.
Wer trifft den Eimer?
Das war doch einmal ein faires Angebot, um das hohe Punktekonto einzelner Teams noch einmal zu reduzieren. Jeder Boßel-Spieler durfte nach der Pause zu einem kleinen Bonusspiel antreten. Dabei ging es darum, vom oberen Rand einer Treppe wahlweise eine ganz leichte oder eine sehr schwere Kugel zu werfen. Mit dem Ziel, einen Eimer am unteren Ende der Treppe zu treffen. Dabei musste die Kugel am Ende aber IM Eimer liegen bleiben.
Es wurden sehr viele verschiedene Taktiken ausprobiert – leider mit mäßigem Erfolg. Am Ende gelang es nur einem einzigen Spieler, den Pluspunkt zu ergattern. Nur Heiko Kirmes aus dem Team Kosin schaffte es, die Kugel den Regeln entsprechend im Eimer zu versenken.
Im Waldheim-Wald
Zwischen dem Bahnhof Finkenkrug, dem Kronprinzen und der Wohnenklave Waldheim gibt es ein weitläufiges Waldstück, das von vielen kleinen, verwinkelten Wegen und langen, geraden und sehr breiten Pfaden durchschnitten wird. Dieser Abschnitt eignet sich perfekt fürs Boßeln, weil er sehr viel Abwechslung zu bieten hat.
Auf den engen Wegen liegen viele dicke Äste, am Rand viele umgefallene Bäume. Hier muss man seinen Ball sehr taktisch werfen, damit er eben nicht noch gegen ein paar Hindernisse rollt und auf diese Weise Strafpunkte generiert. Mitunter machte es auch Sinn, eine Kugel mitten zwischen die Bäume zu werfen, um so eine kleine “Abkürzung” zu realisieren, wenn der Weg im rechten Winkel abknickte.
Carsten Scheibe vom Orga-Team: “Wir sind auf der Rückrunde vom Kronprinz aus erst kleine Wege bis fast zum Bahnhof Finkenkrug gelaufen, bis wir auf den breiten Hauptweg gekommen sind. Auf ihm ging es zurück zum Kronprinz. Hier waren nun die Werfer im Vorteil, die mit Kraft im Arm ordentlich Meter machen konnten. Am Ende pressierte es den Spielern auch: Ihnen war kalt und sie hatten inzwischen großen Hunger und viel Durst.”
Essen im Kronprinz
Das Hotel-Restaurant Kronprinz in der Friedrich-Engels-Allee 127 bietet eine hochwertige deutsche Küche in einem tollen Ambiente an. Das Restaurant hat unter der Woche von 17 bis 22 Uhr geöffnet und am Samstag von 12 bis 22:30 Uhr. Der Sonntag ist ein Ruhetag. Viele Havelländer nutzen die Räumlichkeiten im Kronprinz auch sehr gern zum Feiern.
Vor Ort bekommt der Gast einen leckeren Wildschweinbraten ebenso wie eine Kalbsleber “Berliner Art”, ein Finkenkruger Triplebein oder eine Brandenburger Bauernente. Auch echte Klassiker wie eine Rinderroulade oder Königsberger Klopse stehen auf der Karte. Und zum Nachtisch darf es gern ein Kaiserschmarrn sein.
Von Anfang an ist der Kronprinz ein starker Partner, wenn es um das Boßel-Turnier gibt. Denn hier endet das Turnier immer bei einem gemeinsamen Essen und der Siegerehrung.
Alle Spieler hatten auch in diesem Jahr wieder im Vorfeld ausgewählt, was sie essen wollten. So konnte die Küche alles vorbereiten. Restaurantleiterin Katrin Ehrlich: “Zur Auswahl gab es ein Eisbein mit Sauerkraut und Kartoffeln, ein Schnitzel Wiener Art mit Pommes oder aber als vegetarische Variante einen Gemüse/Schafskäsestrudel auf Ratatouille und mariniertem Ruccola. Erstmals haben sich übrigens mehr Gäste für das Schnitzel entschieden als für das Eisbein.”
Das Turnier begann um 10 Uhr, gegen 15 Uhr nahm es sein Ende. Nach so vielen Stunden an der frischen Luft und viel körperlicher Betätigung freuten sich viele der Spieler nun doch auf ein intensives Intermezzo mit ihrem Wochenend-Sofa.
Die Sieger der Herzen
Am Ende des Turniers waren alle Witze und Scherze vergessen, da ging es plötzlich nur noch um eins: Wer hatte das 4. Boßel-Turnier wohl gewonnen? Die Turnierleitung rechnete die Wurfpunkte der Hin- und der Rückrunde zusammen und addierte am Ende auch noch die Strafpunkte dazu.
Apropos: Das Team “Andreas Kockert” holte sich mit 21 Strafpunkten auf der Hin- und Rückrunde die Krone für die meisten “Miesen” auf dem Konto, dicht gefolgt von der von Christian Thamm angeführten “Tanzschule Allround” mit 20 Strafpunkten. Auf Platz 3 kam “EMA Immobilien” mit 19 Strafpunkten.
Zur Siegerehrung. Erster wurde in diesem Jahr das Team “Steller” mit den Spielern Sven Steller, Jacek Schiffer, Enrico Caterba und Dirk Weber. Das Team führte am Ende mit 114 Punkten. Man muss hier auch betonen, dass dieses Team auch nur 12 Strafpunkte hatte. Die Vermeidung von Strafpunkten ist natürlich auch eine Strategie, um am Ende gut in den Punkten zu stehen.
Auf Platz 2 landete das Siegerteam vom letzten Jahr. Das Team “Geschwister-Scholl-Grundschule” (Kristina Scheibe, Ulrike Koser, Veit Sponholz und Henry Koser) holte sich Platz 2 mit 119 Punkten. Es hatte ebenfalls 12 Strafpunkte.
Über Platz 3 freute sich das Team Sellenthin (Peggy Sellenthin, André Sellenthin, Sandra Kollerer, Ingo Kollerer). Sie kamen auf 123 Punkte – bei nur neun Strafpunkten.
Ach, wie gern hätten auch die anderen Teams die blinkenden Pokale mit nach Hause genommen. Auf Platz vier lag “Unser Havelland” (Carsten Scheibe, Jörg Reinhardt, Susanne Ripke, Dietmar Fechner) mit 126 Zählern punktgleich mit Team “EMA Immobilien” (Christian Scheffler, Oliver Theil, Petra Sebastian, Sophie Röschlein).
Fotos: Carsten Scheibe, Kristina Scheibe, Susanne Ripke, Petra Sebastian, Wolfgang Kosin
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 217 (4/2024).
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