Tanz-Flashmob bei “One Billion Rising”: “Rise for Freedom” hieß es in Falkensee – gegen Frauengewalt!
Eine UN-Studie brachte es an den Tag: Eine von drei Frauen auf der Welt wird im Verlauf ihres Lebens vergewaltigt oder aber das Opfer schwerer Körperverletzung. Der Aktionstag “One Billion Rising” macht seit 2012 immer am Valentinstag auf das Schicksal der Frauen aufmerksam – weltweit. Die Demonstration gegen Frauengewalt kam in diesem Jahr zum ersten Mal auch in Falkensee an. Zusammen mit Ministerin Ursula Nonnemacher wurde ein Tanz-Flashmob auf dem Bahnhofvorplatz organisiert.
Am 14. Februar kehrten Familien bei Janny’s Eis am Bahnhof Falkensee ein, um sich ein Eis zu gönnen. Männer hetzten mit Blumensträußen aus dem nahen Blumenladen, schließlich war es ja der Valentinstag. Menschen hetzten zu den Zügen, um nur ja weiter zu ihrem nächsten Ziel zu gelangen.
Inmitten dieses Trubels machten sich die Mädchen der Tanzgruppe “B.Steps” vom Vicco-von-Bülow-Gymnasium startklar. Im leichten Nieselregen sorgten sie auf dem Bahnhofvorplatz für Aufsehen – mit einem um 16:30 Uhr getanzten Flashmob passend zum Aktionstag “One Billion Rising”. Nach und nach fielen viele der fast einhundert Anwesenden in den Tanz ein. So einen Trubel hat Falkensee an dieser Stelle sicherlich auch noch nie gesehen.
Viel lokale Politik war ebenfalls herbeigeeilt, um mit ihrer Präsenz parteiübergreifend ein Signal zu senden. Neben den Stadtverordneten Anne von Fircks (Die Grünen), Hans-Peter Pohl (CDU) und Harald Petzold (Die LINKE) waren auch die Vizepräsidentin des Landtages Barbara Richstein (CDU) und die “Frauenministerin” Ursula Nonnemacher (Die Grünen) mit dabei.
Um was ging es es den tanzenden Demonstranten aber? Sie wollten auf die große Not der Frauen hinweisen, die weltweit immer wieder ein Opfer der Gewalt werden. Zum einen oft hinter verschlossenen Türen, wenn sie von ihrem eigenen Partner geschlagen oder vergewaltigt werden. Zum anderen aber auch ganz öffentlich. In den Zeiten zunehmender Kriege etwa in der Ukraine oder ganz aktuell in Israel wird sexuelle Gewalt gegen die Zivilbevölkerung auch immer öfters gezielt als “Waffe” genutzt.
Bereits 2012 initiierte die New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler deswegen den Aktionstag “One Billion Rising”, der seitdem immer am 14. Februar stattfindet – und zwar in inzwischen über 200 Ländern auf der Erde. Am Aktionstag soll das sonst verborgene Leiden der Frauen in die Öffentlichkeit gebracht werden, um klar zu sagen: Das muss endlich ein Ende haben!
Falkensee war in diesem Jahr zum allerersten Mal Teilnehmer bei “Rise for Freedom” (“Aufstehen für Freiheit”). Das Regenbogencafé hatte die Aktion organisiert und sich auch für den Flashmob als Motto der Veranstaltung organisiert. Gegen das Verbrechen und Unrecht anzutanzen ist sicherlich eine gut gewählte Form für eine Demonstration, weil sie keine Gegenaggression auslöst. Und – eine Landesministerin wie Ursula Nonnemacher einmal ausgelassen tanzen zu sehen, das ist eine politische Betätigung, die wir gern öfters bestaunen möchten.
Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz, freute sich sehr, dass “One Billion Rising” nun auch in Falkensee stattfindet: “Ich war schon oft in Rathenow bei diesem Aktionstag mit dabei, und auch in Potsdam. Dass nun auch in Falkensee, wo ich wohne, zu ‘Rise for Freedom’aufgerufen wird, ist toll. Lasst uns daraus eine wiederkehrende Tradition machen.”
Aber natürlich ließ die Veranstaltung auch Raum für Ernstes.
Ursula Nonnemacher: “Die Aktion ‘One Billion Rising’ ist wichtig und aktueller denn je: Kriege, Klimakatastrophen und Nationalismus verschärfen die Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die zu den meistverbreiteten Menschenrechtsverstößen weltweit gehört. In Brandenburg haben wir unseren Landesaktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder weiterentwickelt, um die Istanbul-Konvention konsequent umzusetzen. Damit machen wir als Landesregierung deutlich, dass wir diese Gewalt mit aller Entschlossenheit bekämpfen! Frauen und Mädchen sollen sicher, selbstbestimmt und gleichberechtigt leben können, das ist das Signal, das wir heute mit Aktionen überall im Land aussenden.”
Und die Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg ergänzte: “Demokratische Prinzipien wie das Recht auf ein gewaltfreies Leben und die Gleichberechtigung der Geschlechter sollten ein universelles Versprechen sein – und für alle gleichermaßen gelten. Auch in Brandenburg zeigen Frauen Vergewaltigungen noch zu selten an. Wir kennen die wahren Zahlen nicht. Deshalb müssen wir hinsehen, zuhören, unterstützen und vor allem eins – Betroffenen glauben, unabhängig von Religion und Herkunft.”
Dass Gewalt gegen Frauen nicht nur in anderen Ländern stattfindet, sondern auch in Deutschland, in Brandenburg, im Havelland und in Falkensee, das zeigen aktuelle Zahlen. Staatssekretärin Dr. Antje Töpfer: “Mehr als 3.800 Frauen wurden laut Polizeistatistik im Jahr 2022 Opfer häuslicher Gewalt. 16 Frauen wurden getötet, 166 wurden Opfer von Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen oder besonders schweren sexuellen Übergriffen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 216 (3/2024).
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