Seniors in School: Senioren helfen bei Konflikten in Falkenseer Grundschule!

In der Grundschule ist auch nicht immer alles eitel Sonnenschein. Mitunter reichen kleine Anlässe aus – und unter den Kindern brechen echte Streitigkeiten aus oder Freundschaften zerbrechen. Die “Seniorpartner in School (SiS)” helfen den Kindern auf ehrenamtlicher Basis dabei, selbst eine Lösung für ihre aktuellen Konflikte zu finden. Als Mediatoren bieten die Senioren sogar feste Zeiten in ausgewählten Schulen an: Ihr Dienst kommt bei den Kindern sehr gut an.
Auch Kinder haben ihre ganz eigenen Probleme, Sorgen und Konflikte. Nicht immer schaffen sie es aus eigener Kraft, eine Lösung zu finden. Sie möchten sich aber auch nicht ständig ihren Eltern oder den Lehrern anvertrauen. Mitunter wäre es von Vorteil, wenn sich eine dritte unbeteiligte Person dieser Sorgen annehmen würde.
Genau dies ist der Ansatz der ehrenamtlich tätigen Vereinigung “Seniorpartner in School” (www.seniorpartnerinschool.de), die deutschlandweit aktiv ist.
Harald Brockmann (63) aus Brieselang ist im östlichen Havelland als Schulmediator tätig, wirkt für den Landesverbund Brandenburg aber auch im Vorstand von “Seniorpartner in School” mit. Er erklärt: “‘Seniorpartner in School’ gibt es seit etwa 15 Jahren. Hier nehmen sich ältere Menschen gezielt die Zeit, um sie jungen Schülern zu widmen, die in der Schule in Streit geraten sind. Um ein ‘Seniorpartner in School’ werden zu können, absolvieren wir ganz offiziell eine Ausbildung zum Mediator, die etwa 80 Stunden dauert. Diese Ausbildung wird uns bezahlt, wobei das Geld zum Teil aus Zuwendungen vom Land Brandenburg und zum Teil aus Spenden kommt. Für unsere Arbeit in den Schulen bekommen wir kein Geld, zahlen aber selbst einen kleinen Mitgliedsbeitrag von etwa 40 Euro im Jahr an unseren Landesverbund. ”
Im Havelland gibt es zurzeit nur einen einzigen Einsatzort für die ehrenamtlichen Streitschlichter – in der Geschwister-Scholl-Grundschule in Falkensee.
Karin Störmer (71) aus Falkensee: “Das finden wir sehr traurig. Wir waren auch schon einmal in Dallgow-Döberitz an einer Grundschule tätig. Zurzeit sind wir nur noch in Falkensee tätig. Das liegt nicht am mangelnden Interesse der Schulen. Wir finden einfach keine Senioren in der Region, die bereit dazu sind, die Ausbildung zum Mediator zu absolvieren. In Potsdam sieht das ganz anders aus. Hier sind wir bereits sehr gut vertreten.”
Harald Brockmann: “Während der Corona-Zeit haben wir viele Mitglieder verloren, weil eine Tätigkeit an den Schulen nicht stattfinden konnte. Ein hohes Alter ist übrigens auch keine Voraussetzung dafür, um sich bei uns einzubringen. Wir nehmen auch jüngere Mediatoren gern ab 40 Jahren in unseren Reihen auf.”
In der Geschwister-Scholl-Grundschule stehen die Senioren den Schülern seit September 2022 an jedem Dienstag von 9:45 bis 12:30 Uhr in einem fest zugewiesenen Raum zur Verfügung. Rosemarie Riese (71) aus Brieselang ist die dritte Seniorin im Bunde: “Die Kinder kommen in der Pause zu uns oder machen gezielt einen Termin. Manchmal werden sie auch von der Lehrerin geschickt. Tatsächlich sind die Kinder sehr dankbar, wenn sie ihre Sorgen und Probleme zur Sprache bringen können. Manchmal erinnert mich das an eine Großmutter-Betreuung. Wir wissen ja vom Umgang mit den eigenen Enkeln, wie wir helfen können.”
Die “Seniorpartner in School” haben viele Probleme auf der Agenda. Es geht um Freundschaften, die plötzlich aufgekündigt werden, was für schlaflose Nächte sorgt. Es geht um Kloppereien auf dem Schulhof, um einen Keksraub aus der Butterdose und natürlich auch um Mobbing.
Karin Störmer: “Wir hören uns die Probleme genau an. Wir geben keine Ratschläge, sondern unterstützen die Kinder dabei, selbst eine Lösung zu finden.”
Harald Brockmann: “Mitunter finden die Schüler nicht das Gehör der Eltern, oft haben diese ihre ganz eigenen Themen. Wichtig ist uns, dass alles, was wir besprechen und zu hören bekommen, bei uns im Raum bleibt. Das Vertrauensverhältnis zu den Schülern ist uns sehr wichtig, wir erzählen nichts vom Gesagten an die Eltern oder Lehrer weiter. Mit den Lehrern sprechen wir nur, wenn es von den Kindern ausdrücklich gewünscht wird. Eher passiert es, dass wir bemerken, dass ein Problem größer ist als gedacht – und es noch weitere Schüler betrifft. Dann vergrößern wir die Runde und bitten alle Streithähne zum Gespräch, die involviert sind. Am Ende ist es oft so, dass alle Beteiligten unglücklich mit der aktuellen Situation sind und sich freuen, wenn es uns gelingt, gemeinsam zu einer friedlichen Lösung zu finden.”
Rosemarie Riese: “Wir sehen uns klar als Ergänzung zu den Lehrern und zu den Sozialarbeitern. Die Geschwister-Scholl-Grundschule ist bereits von Hause aus sehr sozial. Sie bildet ja unter den Kindern selbst Streitschlichter aus, die sich auf dem Pausenhof ansprechen lassen. Wir sind in der Schule übrigens sehr gut angenommen worden. Wir durften zum Start auch alle Klassen besuchen, damit die Kinder unsere Gesichter kennenlernen konnten.”
Mitunter kann es für die Seniorpartner auch schwierig werden. Harald Brockmann: “Das kann passieren, wenn Kinder aus russischen und ukrainischen Familien in der Schule aufeinander treffen. Die Kinder verstehen die Konflikte um den Krieg in ihrer Heimat nicht, werden aber Zuhause instrumentalisiert.”
Karin Störmer: “Bei den Jungs geht es meist um Vorkommnisse auf dem Pausenhof, etwa um einen Ball, der ihnen weggenommen wurde. Bei den Mädchen sind zerbrochene Freundschaften oft das große Thema.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 215 (2/2024).
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