Theater im Bürgerhaus Finkenkrug spielt “Eine Herzensangelegenheit”: Drei Frauen für den traurigen Witwer!
Nach vier Jahren Pause ist das “Theater im Bürgerhaus Finkenkrug” wieder zurück auf der Bühne. Das neue Stück heißt “Eine Herzensangelegenheit” – Premiere war am 12. Januar. Und darum geht es: Noch aus dem Grab heraus kümmert sich Ellen um ihren Ehemann. Der trauernde Witwer droht haltlos zu vereinsamen. Zum Glück hat die verstorbene Ehefrau noch rechtzeitig für eine potenzielle Nachfolgerin gesorgt. Drei Damen stehen zur Wahl. Wenn sie nur nicht alle so schrecklich durchgeknallt wären.
Die Kornflakes stehen auf dem Fußboden, in den Staub auf den Schränken könnte man seinen Namen schreiben und sein Hemd hat er auch nicht richtig zugeknöpft. Keine Frage: Seitdem seine Frau Ellen verstorben ist, ist mit Alexander Carrington (Stefan Pickert) kein Staat mehr zu machen. Der attraktive Arzt Anfang der Fünfziger lässt sich ganz schön gehen.
Das findet sein bester Freund Joshua (Roy Schumacher) mehr als befremdlich. Aber erst Julia (Maria Giebe), die beste Freundin der verstorbenen Ellen, bringt neuen Schwung in die triste Junggesellenbude. Ellen hätte ihr vor ihrem Tod noch eine Liste mit drei Frauennamen gegeben – alle drei potenzielle Nachfolgerinnen in Alexanders Leben, sozusagen pures Hochzeitsmaterial.
Alexander ist zwar misstrauisch, lässt sich aber auf das Experiment ein: “Früher hat sie mir Einstecktücher geschenkt, jetzt eine neue Frau?”
Doch die drei Damen (Anja Looks und Janina Baier) sind der pure Horror. Alexander ist nicht begeistert: “Die eine hat doch Würmer, die andere ist so klein, die kann aufrecht unter dem Tisch durchlaufen.”
Damit ist die Marschroute bereits gesetzt. Das neue Stück “Eine Herzensangelegenheit” ist eine scharfzüngige, mal böshumorige und mal herzergreifende Komödie von Donald R. Wilde. Das Stück hat sich die seit 2009 bestehende Theatertruppe aus Finkenkrug (www.theater-finkenkrug.de) mit Bedacht ausgewählt.
Stefan Pickert: “Wir standen zuletzt im Herbst 2019 mit ‘Zum Verlieben, dieser Fisher’ auf der Bühne. Dann kam Corona und unsere Pause ist etwas länger geworden. Wir haben für den Neustart gezielt nach einer Komödie gesucht, weil wir wussten, dass die Besucher nach der langen Pause etwas zum Lachen haben wollen.”
Roy Schumacher: “Wir haben bestimmt ein halbes Jahr nach dem richtigen Stück gesucht und locker zwanzig verschiedene Skripte gelesen. Viele Stücke, die auf dem Markt sind, haben ein komisches Ende. Das Stück, das wir nun spielen, ist schon ein wenig älter. Wir haben ein paar Dinge angepasst, damit es zu uns passt.”
Stefan Pickert: “Es war schwierig, wieder in den richtigen Tritt reinzukommen, also den Text zu lernen und wieder regelmäßig zur Probe zu gehen.”
Aber es hat sich gelohnt: Die Premiere am 12. Januar war schnell ausverkauft. Und auch die Folgetermine am 13. Januar sowie am 16. und 17. Februar waren schnell ausgebucht. Das Bürgerhaus Finkenkrug hat aber auch nur 45 Plätze pro Vorführung zur Verfügung. Es ist hier schon alles recht eng und vom Platz her beschränkt. Das tat der Freude der Zuschauer aber keinen Abbruch, zumal es aus der Küche heraus eine Verpflegung der Gäste mit Brezeln, Säften und Wein gab.
Und die Zuschauer bekamen auf der kleinen Bühne, die Alexander Carringtons Wohnzimmer zeigte, schließlich so einiges geboten. Die erste Frau, die den Witwer aufsuchte, heißt Lucteria Stark. Sie huldigt dem Paranormalen, analysiert Auren und findet schnell heraus, dass laut Namenslehre der Alexander doch ein waschechter Eroberer sei. Das kann der Witwer alles sehr schnell korrekt einordnen: “Sie ist eine Erleuchtete. Da hat aber jemand vergessen, oben eine Glühbirne auszutauschen.” Und: “Der einzige Weg, mein Leben glücklich mit dieser Frau zu verbringen, wäre eine Gehirnamputation.”
Auch die zweite Dame – Debora Heridge – ist ganz besonders. Sie trinkt sehr gern (“Rin in die Rinne”), lehrt aber außerdem die feministische Wissenschaft und möchte nicht mehr alles “durch die phallokratische Linse betrachten”. Sie wäre durchaus bereit für eine Beziehung mit dem Witwer, mahnt aber an, dass er bei jedem Schritt der Annäherung vorher artig um Erlaubnis fragen müsse.
Alexander Carrington zeigt sich verwirrt – und lässt auch die Übung vermissen: “Ich war das letzte Mal sexuell erregt, als Sharon Stone in diesem komischen Film ihre Knie nicht zusammenhalten konnte.”
Und auch die letzte der drei Schreckschrauben der aus dem Jenseits anberaumten Paarvermittlung ist kein Jackpot. Heidi Fleischman ist Krisenberaterin, geht sehr forsch ans Werk und “hat einen kleinen Haken”.
Alexander Carrington ist am Ende “fast schon ein bisschen traurig”, als die Liste abgearbeitet ist, auch wenn er sich weiterhin wundert: “Ich verstehe nicht, wie sich meine Frau eine ganze Reservebank halten kann.” So richtig in die Gänge kommt der Witwer aber auch nicht: “Ich glaube, ich habe einen Getriebeschaden.”
Doch auch er muss noch lernen, dass alles, was seine tote Frau für ihn getan hat, tatsächlich einem tieferen Sinn folgt.
Das Publikum war auf jeden Fall sehr angetan von der Premiere und huldigte dem Team, zu dem auch Techniker Thilo Frank gehört, nach dem letzten Vorhang mit einem anhaltenden Applaus. Stefan Pickert: “Wir sind sehr zufrieden, vor allem, weil die Lacher an der Stelle kamen, wo wir sie erwartet haben. Die Frage ist ja immer, ob ein Stück so funktioniert, wie man sich das vorstellt. Heute war das so.”
Wie es mit der Finkenkruger Theatergruppe nun weitergeht, wird sich zeigen. Man sei auf jeden Fall nicht die Gruppe, die jedes Jahr ein neues Stück auf die Bühne bringt. Trotzdem ist die Gruppe in sich sehr stabil. Seit 2009 stehen die gleichen Personen auf der Bühne, nur Conny Röth ist zuletzt ausgestiegen.
Maria Griebe: “Es kam für Conny auch keine neue Person dazu. Wir tun uns da recht schwer, wir suchen auch nicht. Wir sind halt alle untereinander befreundet und machen das schon viele Jahre lang. Ein neuer Mitspieler wäre zunächst eine Art Fremdkörper, den wir irgendwie integrieren müssen. Aber ich denke, wir sind jetzt an dem Punkt, an dem wir zumindest darüber nachdenken. Es ist schwer, ein Stück zu finden, das sich mit fünf Personen spielen lässt.”
Die Eintrittsgelder sollen in diesem Jahr vor allem dem Bürgerverein zugute kommen. Maria Griebe: “Der Bürgerverein hat uns immer im besonderen Maße unterstützt. Er gibt uns immer bedenkenlos unseren Raum und nimmt große Rücksicht auf uns, wenn wir proben und Aufführungen haben.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 215 (2/2024).
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