Oh Happy Days: “The Best of Black Gospel” auf der “Mission Hope”-Tournee zu Gast in der Falkenseer Stadthalle!
In diesen unbeständigen und von vielen Krisen und Kriegen geprägten Zeiten kann ein wenig Hoffnung, Freude und gemeinsamer Gesang absolut nicht schaden! Am 11. Januar war wieder “The Best of Black Gospel” in der Falkenseer Stadthalle zu sehen und zu hören. Chorleiter Andrew Lauer und seine bunt gewandete Truppe aus den besten Sängerinnen und Sängern der afroamerikanischen Gospelszene zauberten den Besuchern schnell ein verzücktes Lächeln ins Gesicht.
In den USA gibt es unzählige verschiedene Glaubensgemeinschaften und Kirchen, die sich an jedem Sonntag um das Seelenheil ihrer Schäfchen kümmern. In den afroamerikanischen Gemeinden hat sich der Gospel entwickelt – ein zutiefst religiöser, zugleich aber positiver, emotionaler und gute Laune verbreitender Chorgesang.
Was in Amerika gelebte Kultur ist, kennen in Europa und in Deutschland oft nur Eingeweihte. Um das zu ändern, tourt seit 22 Jahren “The Best of Black Gospel” zwei Monate lang durch Europa.
Chorleiter Andrew Lauer, der eine deutsche Mutter (aus Zweibrücken an der Grenze zum Saarland) und einen amerikanischen Vater (aus Sacramento in Kalifornien) hat: “Für unseren Chor stellen wir in jedem Jahr eine neue Truppe aus den besten Sängerinnen und Sängern der USA zusammen. Bei uns sind Künstler dabei, die füllen ganze Stadien, die sind bei der unfassbar populären Talentshow ‘Sunday Best’ aufgetreten oder haben eigene Lieder in den obersten Rängen der Gospel Charts. Gospel ist in den USA ein ganz großes Thema.”
In Amerika entwickelt sich der Gospel immer weiter – und nimmt ständig neue Formen an. Was “The Best of Black Gospel” (www.bestofblackgospel.de) in Falkensee auf der Bühne gezeigt hat, ist eher dem traditionellen, ursprünglichen Gospel zuzuordnen – so wie sich das der Europäer vorstellt. In bunten Gewändern wurden bekannte Gospels gesungen – wie etwa “Go Tell It on the Mountain”, “Amazing Grace”, “When the Saints Go Marching In”, “Take My Hand, Precious Lord”, “Nobody Knows the Trouble I’ve Seen” oder “He’s Got The Whole World In His Hands.”
Andrew Lauer machte dem Falkenseer Publikum von der ersten Sekunde an klar, dass es an diesem Abend nicht reichen würde, still auf den Plätzen sitzen zu bleiben und dem Gesang zu lauschen: “Ihr sollt alle mitsingen. Es muss nicht schön sein. Ihr müsst auch den Text nicht können. Nur laut muss es sein. Und steht ruhig auf. Tanzt. Klettert auf die Stühle.”
Tatsächlich ließ sich das Publikum in der leider zur zur Hälfte gefüllten Halle sofort mitreißen. Klatschend, singend und zum Teil auch tanzend gingen die sonst so zurückhaltenden Falkenseer mit der Musik mit. Und hatten viel Spaß dabei.
Vivian König aus Falkensee war mit ihrer Tochter mit vor Ort: “Es war supertoll. Die Stimmung war einfach gut im Saal. Nach einem langen Arbeitstag muntert einen diese Musik sofort auf. Ich war schon einmal vor drei Jahren mit dabei, da hat es mir auch sehr gut gefallen.”
Alle Lieder von “Let My People Go” über “Kumbaya, My Lord” bis hin zu “We Are Marching” sind zutiefst religiös geprägt. Trotzdem hat man beim Gospel nie das Gefühl, dass man als Zuhörer bekehrt werden soll. Andrew Lauer: “Es ist egal, an was ihr glaubt. Es ist nur wichtig, dass ihr glaubt. Vor allem an euch selbst.”
Die Mitglieder des Gospel-Chors stammen aus Houston, Philadelphia, Las Vegas und aus vielen anderen Orten in den USA. In diesem Jahr waren Jacinta Muse, Lilian Lloyd, Damala Lavette, Steven Spradley, Chelsey Barnes und George Anthony mit dabei. Andrew Lauer: “Das sind große Künstler, die nicht für eine bestimmte Kirche singen, sondern das ganze Jahr unterwegs sind und von Kirchen, Stadien und Fernsehproduktionen gebucht werden.”
Interessant ist, dass die einzelnen Sängerinnen und Sänger durchaus verschiedenen Religionen angehören. Andrew Lauer: “Unsere Künstler kommen aus verschiedenen Kirchen, da ist irgendwie alles mit dabei, und trotzdem kommen alle wunderbar miteinander zurecht.”
Auf der Bühne wurden die Musiker verstärkt durch Dylan Waterman am Keyboard und Jay Jackson am Schlagzeug. Andrew Lauer, der selbst auch Bariton singt, spielte die Bass-Gitarre.
Fast hätte sich der Chor noch durch einen Zuhörer aus dem Publikum verstärken können. Der Kinderkardiologie Dr. med. Titus Mbah Sabi aus Falkensee war nämlich mit seinem ganzen Praxisteam beim Konzert mit dabei: “Das war ein wirklich tolles Konzert. Die Künstler haben gute Stimmen. Und sie animieren einen sehr gut zum Mitmachen. Tatsächlich habe ich früher selbst Gospel gesungen und hätte bei vielen Liedern mit einsteigen können.”
Wenn die Gospel-Sänger in den USA ganze Stadien füllen und auch im Fernsehen auftreten: Ist es für sie dann nicht ein Schock, in Deutschland nur vor wenigen Zuschauern aufzutreten? In Falkensee waren etwa nur 300 Zuschauer im Publikum.
Andrew Lauer: “Nein, die finden das mega. Das ist auch für sie wie eine Reise zurück in der Zeit. Was sich die Deutschen unter Gospel vorstellen, das entspricht dem Gospel in den USA, wie er vielleicht in den 50er, 60er oder 70er Jahren zelebriert wurde. Heute sieht das in den USA ganz anders aus. Da gibt es regelrechte Rockkonzerte nur mit Gospel. Wir versuchen aber diesen neuen Gospel Stück für Stück auch in unsere Konzerte mit einzubauen.”
Ist es ein Problem, wenn die Menschen im Publikum zwar die Melodien feiern und den Gospel-Chor auf der Bühne beklatschen, aber die englischen Texte nicht verstehen? Andrew Lauer: “Es kommt darauf an, wo man gerade in Deutschland ist. Wenn wir im Osten von Deutschland unterwegs sind, etwa in Sachsen, dann merkt man es schon, dass die Zuhörer kein Englisch verstehen. Anders ist das etwa in Frankfurt am Main. Da ist alles easy, da waren ja auch die Amerikaner stationiert. Gott sei Dank kann ich Deutsch reden, das ist schon ein Vorteil. Man sagt ja gern, die Deutschen brauchen immer etwas länger, um aufzutauen und mitzumachen. Das ist mir egal. Ich hole sie alle von den Stühlen und bringe sie auf Touren.”
Wie kommt es nun aber, dass die Menschen nach einem Gospel-Konzert so extrem gut gelaunt nach Hause gehen? Andrew Lauer: “Ich glaube, dass diese positive Energie, die im Gospel steckt, einfach jeden im Publikum ansteckt. Wer traurig zu uns kommt, geht einfach mit einer guten Energie und mit einem Lächeln wieder nach Hause.”
Vor dem Nach-Hause-Gehen forderten die Zuschauer am 11. Januar lautstark noch eine letzte Zugabe ein. “Oh Happy Days” sollte es sein – kein Problem für den Chor, der natürlich auch diesen Titel im Portfolio hatte. Anschließend stellte sich der ganze Chor ins Foyer, um geduldig Autogramme zu geben. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 215 (2/2024).
Seitenabrufe seit 12.01.2024:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige