Kampf der Monster: Yu-Gi-Oh!-Sammelkartenspiel lockte 282 Spieler nach Falkensee!
Wenn “Geistermädchen” durch “frostige Flüche” im “Gefängnis des Eisdrachen” landen, dann kann es durchaus sein, dass zwei Sammelkartenspieler gerade eine Partie “Yu-Gi-Oh” ausfechten. Am 6. Januar nahmen 282 Spieler aus ganz Deutschland am “Heiligen Drei Könige Turnier von Yu-Gi-Oh!” in der Falkenseer Stadthalle teil. In acht Spielrunden konnten die Gamer ihr ganz persönliches Kartendeck zum Einsatz bringen.
“Yu-Gi-Oh!” ist ein echter Taschengeldkiller. Das Sammelkartenspiel wurde 1999 vom japanischen Unternehmen Konami auf den Markt gebracht. Nur zehn Jahre später waren weltweit bereits über 25 Milliarden Karten verkauft. Der “Yu-Gi-Oh!”-Run war stellenweise so groß, dass es einzelne Schulen den Kindern untersagten, die bunten Karten zum Tauschen oder Spielen mit in den Schulranzen zu packen.
Passend zum Spiel gibt es unzählige verschiedene “Structure Decks” mit den wichtigsten Monster-, Zauber- und Fallenkarten. Hinzu kommen “Booster”-Päckchen mit vielen weiteren Karten. Diese Karten tragen Namen wie “Bibiru, das Urwesen”, “Kosmoszyklon”, “Rötliche Riesenhexe” oder “Gefrorene Rose”.
Das wohl meistverkaufte Kartenspiel der Welt triggert vor allem Sammler, die versuchen, die seltenen Karten mit Glanzeffekten und Hologrammen zu ergattern. Für manche rare Karte wie etwa die mit dem Namen “Blauäugiger weißer Drache” werden tausende Euro bezahlt.
Aber man kann mit den Karten auch spielen. Zwei Spieler sitzen sich dabei als “Duellanten” gegenüber. Jeder Spieler hat vor sich eine bunte und mit Fantasymotiven bedruckte Spielmatte zu liegen, auf der die eigenen, meist in Schutzhüllen verpackten Karten ausgelegt werden. Die Karten der Spieler mischen sich nicht, sodass jeder Duellant nach einem Spiel seine Karten wieder einstecken kann.
“Yu-Gi-Oh!” wird als Turnierspiel vor allem im Japan gern gespielt, aber auch die USA und Deutschland sind starke Turnierländer. In Deutschland hat nun Christopher Böttcher (der früher einmal bei Karls in Elstal gearbeitet hat) als Organisator und Event-Manager das “Turnier der Heiligen Drei Könige von Yu-Gi-Oh!” (www.phototaxis.eu) neu aufleben lassen. Das Turnier gab es bereits seit 2007 regelmäßig. Am 6. Januar fand nun ein “Rebirth” unter neuer Kontrolle statt.
Christopher Böttcher (35): “Die Falkenseer Stadthalle eignet sich sehr gut als Standort für unser Turnier, weil wir Parkplätze vor der Tür haben, die Verkehrsanbindung gut ist und Berlin vor der Tür liegt. Wir hatten 282 Anmeldungen aus ganz Deutschland, sodass unser Turnier sehr gut besucht war. Der Altersschnitt reichte von Anfang zwanzig bis Mitte dreißig. Bei diesem Turnier gab es keine einzige Frau unter den Teilnehmern, ich habe aber bei den Zuschauern zwei bemerkt.”
Wie läuft so ein “Yu-Gi-Oh!”-Spiel aber genau ab? Christopher Böttcher: “Als Spieler hat man zu Beginn einer neuen Runde 8000 Lebenspunkte. Man versucht durch Angriffe seiner Monster die Lebenspunkte des Gegners auf 0 zu reduzieren. Alle Spieler nutzen eigene Karten. Die werden zu einem Deck zusammengestellt. Vor dem Turnier gibt man eine Deckliste ab, auf der die Namen der Karten verzeichnet sind. Man darf das Deck während des Turniers nicht mehr verändern.”
Dominik Barz (29) aus Dallgow-Döberitz hat als “Head Judge” beim Turnier geholfen – also als Schiedsrichter. Er ergänzt: “Es gibt inzwischen an die 11.000 verschiedene Karten. Ein Deck kann aus mindestens 40 und maximal 60 Karten bestehen. Aus denen wird die Starthand gezogen, die aus fünf Karten besteht.”
Die Regeln sind äußerst komplex beim “Yu-Gi-Oh!”, alleine die Kartenaufdrucke sind für Außenstehende nahezu unverständlich. Klar, dass es da einen Schiedsrichter braucht. Dominik Barz: “Ich achte darauf, dass alles mit rechten Dingen zugeht und alle Spieler ihre Karten korrekt verwenden. Und ich passe auf, dass alle Spieler fair miteinander umgehen, weil das Spiel auch viel mit Kommunikation zu tun hat. Oft bin ich aber auch nur dafür da, um eine Frage zu beantworten oder um eine Entscheidung zu treffen, wenn sich die Spieler bei der Verwendung einer Karte nicht einig sind.”
Dominik Barz ist dem Spiel bereits seit zwanzig Jahren verfallen. Seitdem er neun Jahre alt ist, gibt er Geld für die “Yu-Gi-Oh!”-Karten aus. Dominik Barz: “Im Vergleich zu Maumau, wo man immer mit den gleichen 32 Karten spielt, oder Poker, wo es bereits 52 Karten sind, habe ich beim Yu-Gi-Oh! die Auswahl aus über 11.000 Karten. Und ich kann mir bei jedem Turnier ein neues Deck zusammenstellen. Das sorgt dafür, dass es kein Spiel wie das andere ist. Und ich kann mit meinem Deck an jedem Turnier auf der ganzen Welt teilnehmen, weil die grundlegenden Regeln überall gleich sind.”
Natürlich kann sich ein Spieler, der ausreichend Geld investiert, leicht ein besonders starkes Deck zusammenstellen. Aber, so Christopher Böttcher: “Mir nützen ja die besten Karten nichts, wenn ich nicht das passende Verständnis für das Spiel habe. Erfahrene Spieler wissen ganz genau, wie sie gegen einen bestimmten Decktyp angehen können. Dann passt man sein Spiel einfach entsprechend an. Übrigens: Bei großen internationalen Events sind leicht schon einmal 3.000 bis 4.000 Spieler mit dabei.”
Auf dem Falkenseer Turnier boten Händler jede Menge Decks und Booster für die Besucher an. Es war aber auch möglich, seltene Karten einzeln zu kaufen. Mehrere Side-Events liefen. Die besten Spieler des Hauptevents wurden nach dem Schweizer System ermittelt. Auf die Sieger des K.O-Modus warteten Preise.
Christopher Böttcher: “Ich möchte das Turnier auch im kommenden Jahr sehr gern wieder in Falkensee veranstalten.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 215 (2/2024).
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