Kino-Filmkritik: The Marvels
Das Marvel Cinematic Universe (MCU) ist ins Stolpern geraten: Die Gelddruckmaschine von Disney stottert, die Fans bleiben den Filmen fern und auch die Kritiker zücken immer häufiger den Rotstift. Tatsächlich scheint bei den neuen Superheldenfilmen der rote Faden zu fehlen, der sie zusammenhält und Film für Film eine Spannung aufbaut, die sich dann traditionell in den übergroßen Avengers-Filmen entlädt. Die Kritiker monieren einfallslose Drehbücher und schlechte Spezialeffekte.
“The Marvels” ist der 33. Spielfilm aus dem MCU, er ist zugleich einer der kürzesten, Nia DaCosta heißt die Regisseurin und gekostet hat der Streifen über 200 Millionen Euro.
“The Marvels” ist die Fortsetzung von “Captain Marvel” aus dem Jahr 2019. Der Kinofilm ist aber auch die Fortsetzung der Disney+-Streaming-Serien “WandaVision” (2020), die Monica Rambeau (Teyonah Parris) vorstellt, und “Ms. Marvel” (2022), die erstmals den Teenager Kamala Khan (Iman Vellani) präsentiert. Der Kinofilm setzt voraus, dass man diese Marvel-Streifen gesehen hat. Ist das nicht der Fall, staunt man mitunter, wer sich da plötzlich alles auf dem Bildschirm tummelt.
Um was geht es bei “The Marvels”? Captain Marvel hat die Künstliche Intelligenz der außerirdischen Kree vernichtet – mit fatalen Folgen für den Heimatplaneten der Kree. Das macht die Kree-Kriegerin Dar-Benn (Zawe Ashton) ziemlich wütend. Sie nutzt ein uraltes Artefakt, um ihren Heimatplaneten neu zu beleben. Auch wenn das auf Kosten anderer Welten passiert, die Captain Marvel alias Carol Danvers (Brie Larson) zu beschützen geschworen hat.
Die Kräfte von Captain Marvel, Monica Rambeau und Ms. Marvel sind alle sehr ähnlich. Dadurch, dass die fiese Dar-Benn (deren Namen man nach dem Film getrost wieder vergessen darf) nun die gleichen Kräfte entfesselt, passiert etwas Erstaunliches: Immer, wenn die drei Frauen ihre Kräfte einsetzen, tauschen sie die Position – egal, wo sie sich gerade aufhalten. Das bringt dem neuen Kinofilm zumindest in der ersten halben Stunde viele lustige Szenen ein.
Doch schon bald wird es ernst: Die Existenz mehrerer Planeten steht auf dem Spiel – die drei Frauen müssen ihre Kräfte gebündelt und kontrolliert einsetzen, um der Bedrohung standzuhalten.
“The Marvels” bietet in der Folge solide Action an, die größtenfalls im Weltall stattfindet, was im 3D-IMAX-Kino für sehenswerte Effekte sorgt. SciFi-Freunde kommen voll auf ihre Kosten. Jedenfalls so lange, bis man mit dem Fuß in einem der vielen Logiklöchern steckenbleibt, von denen es im Film viel zu viele gibt.
Monica Rambeau hat als Superheldin leider kein wirkliches Charisma. Captain Marvel schaut dieses Mal zwar etwas weniger streng in die Kamera als in ihrem ersten Solofilm. Aber: Das Teenagermädchen Kamala Khan alias Ms. Marvel stiehlt ihnen locker jede einzelne Szene. Es ist einfach zu herrlich, wie sie als Fangirl mit pakistanischen Wurzeln Captain Marvel anschmachtet und sich wünscht, dass sie BFFs zu werden.
Damit der neue Film auch wirklich möglichst viele Frauen im Publikum anspricht, gibt es noch eine interplanetare Tanzszene mit viel Gesang (ärks!) und eine Überdosis Katzenniedlichkeit (ja, es sind Flerken!). Da weiß man aber nicht, ob das eher befremdlich oder tatsächlich irgendwie amüsant ist.
Summierend muss man leider feststellen, dass “The Marvels” ganz großes Mittelmaß ist. Kaum hat man den Film gesehen, hat man ihn auch schon wieder vergessen. Was Marvel zurzeit fehlt, das sind wirklich spannende und emotional tiefschürfende Geschichten. (CS / Bilder: Disney)
Fazit: 3 von 5 Sternen (FSK 12)
Spieldauer: 105 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Sz5Rejvx8ZU
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 213 (12/2023).
Seitenabrufe seit 12.11.2023:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige