Historische Schätze sammeln: Eröffnung eines neuen Heimatarchivs in Dallgow-Döberitz!
Dallgow-Döberitz ist über 750 Jahre alt und weist eine sehr abwechslungsreiche und vor allem durch das Militär geprägte Geschichte auf. Da ist es doch längst an der Zeit, historische Schätze zu sammeln und auf diese Weise für zukünftige Generationen zu bewahren. Ein eigenes Museum gibt es in Dallgow-Döberitz zwar noch immer nicht. Die neu gegründete “Interessengemeinschaft Geschichte Dallgow-Döberitz” hat aber zumindest den Startschuss für eine neue “Geschichtssammlung” gegeben. Die ersten Sammlerstücke haben nun im alten Gemeindeamt eine Heimat gefunden. Am 11. Oktober fand die feierliche Eröffnung statt.
Bereits im späten Mittelalter sprachen die Menschen in Brandenburg vom Dorf Dallgow. Es wurde im Jahr 1271 erstmals urkundlich erwähnt. 1273 folgte Döberitz, 1283 kam Seeburg dazu und 1313 wurde Rohrbeck vermerkt.
Heute, über 750 Jahre später, sind die kleinen Dörfer längst zur Gemeinde Dallgow-Döberitz zusammengewachsen. Über 10.000 Menschen leben hier, darunter sehr viele Zugezogene. Diese wissen oft gar nicht, was für eine bewegte Vergangenheit der Ort hat, in dem sie jetzt wohnen. So wurde Dallgow-Döberitz sehr stark vom Militär geprägt: Kaiser Wilhelm II ließ hier ab 1892 den Truppenübungsplatz Döberitz errichten. Viele alte militärische Gebäude lassen sich noch immer im Stadtbild entdecken. Andere sind leider abgerissen worden – hier ist ein Teil der Dallgower Geschichte für immer verschwunden.
Das Wissen über die Vergangenheit wird u.a. von den beiden Geschichtsfreunden Klaus Michels und Hans-Heinrich Rathjen bewahrt, die immer wieder gern zu kostenfreien und sehr informativen Wanderungen durch Dallgow-Döberitz einladen.
Aber die geführten Rundgänge selbst reichen nicht aus, um die Geschichte von Dallgow-Döberitz dauerhaft zu bewahren. Aus diesem Grund fanden am 1. April 2023 gleich mehrere historisch bewanderte Personen im Ort zusammen, um die “Interessengemeinschaft Geschichte Dallgow-Döberitz” zu gründen.
Zu den Gründungsmitgliedern gehören Winfried Libera, Andreas Krüger, Michael Kotte, Christina Stepien, Klaus Michels und Hans-Heinrich Rathjen. Auch Dr. Christoph Janssen ist zur IG dazugestoßen. Unterstützung erfährt die Interessengemeinschaft vor allem durch die Bibliotheksmitarbeiterin Nora Weisse.
Gemeinsam hat man bereits erste Exponate zusammengetragen. Doch wo lassen sich diese Relikte aus Dallgows Vergangenheit am besten aufbewahren? Und ggf. auch der Öffentlichkeit zeigen?
Die Gemeinde hat den Historikern zwei Räume im alten Gemeindeamt gleich neben dem neuen Rathaus zur Verfügung gestellt. Hier entsteht nun Zug für Zug eine erste Ausstellung mit Exponaten.
Bürgermeister Sven Richter: “Im alten Gemeindehaus arbeiten unsere ehrenamtlichen Schiedspersonen, der Bürgerbus Dallgow-Döberitz nutzt die Räumlichkeiten und auch die Arbeiterwohlfahrt ist vor Ort aktiv. Dass jetzt die ‘Interessengemeinschaft Geschichte’ mit einzieht, ist in meinen Augen ganz wunderbar.”
Am 11. Oktober wurden die neuen Räumlichkeiten feierlich eröffnet, der Bürgermeister übergab einen goldenen Schlüssel an die Geschichtsfreunde. Besucher könnten ab sofort alte Landkarten, historische Postkarten, bedeutsame Urkunden, Bücher über Dallgow Vergangenheit, Jahrzehnte alte Fotos und verschiedenste Artefakte begutachten. Wer wusste eigentlich, dass es zu DDR-Zeiten im Ort einmal den “VEB Kerzenherstellung Dallgow” gegeben hat?
Christina Stepien gehört zur “Interessengemeinschaft Geschichte”. Sie erklärte bei der Eröffnung: “Wir möchten die Geschichte unseres Ortes sammeln und sie der Öffentlichkeit zugänglich machen. Der Grundstock ist gelegt. Ich habe nun die Aufgabe übernommen, ältere Bürger im Ort zu fragen, ob sie nicht vielleicht im Keller oder auf dem Dachboden noch weitere Exponate verwahren, die für uns von Bedeutung wären. Ein paar von uns träumen sicherlich schon von einem eigenen Museum. Aber das ist reine Zukunftsmusik, das kostet ja auch viel Geld.”
Die IG verfolgt deswegen lieber die Strategie der kleinen Schritte. Jetzt stehen erst einmal Räumlichkeiten zur Gründung eines Heimatarchivs zur Verfügung, die sich frei nutzen lassen. Christina Stepien: “Öffnungszeiten gibt es noch keine. Wer unsere Ausstellung besuchen möchte, wendet sich an die Bibliothek oder schreibt eine Mail an geschichte@dallgow.de. Dann vereinbaren wir einen Termin.”
Bürgermeister Sven Richter: “Es ist beeindruckend, dass sich Bürger im Ehrenamt dazu bereit erklären, die Geschichte unseres Ortes zu dokumentieren. In der Gemeinde gibt es bestimmt ganz viele Dinge, die den Bürgern so noch nicht bekannt waren. So habe ich etwa gelernt, dass wir schon einmal ein Heimatmuseum im Dorf hatten, das wusste ich nicht.”
Die alte Dallgower Heimatsammlung wurde in etwa zur Zeit der Wende aufgelöst. Gesucht wird im Zuge dieser Auflösung auch noch nach einer alten verschollenen Festplatte, auf der sich ganz viele Fotos befinden sollen.
Christina Stepien: “Wir besitzen noch weitere Exponate, diese werden zur Zeit noch Zuhause bei den IG-Teilnehmern verwahrt. Winfried Libera hat allein noch über 250 Postkarten von früher und darüber hinaus noch einige Kartons mit Fotos. Andreas Krüger besitzt auch über tausend Fotos. Das soll alles nach und nach digitalisiert werden.”
Sven Richter: “Wir haben das alte Wappen von Dallgow-Döberitz im Keller gefunden. Ein Schmied baut uns nun einen Ständer, damit wir es im Foyer vom Rathaus ausstellen können.”
Nun, der Anfang ist gemacht: Dallgow-Döberitz hat ab sofort eine eigene Geschichtssammlung. Wünschenswert wären regelmäßige Veranstaltungen vielleicht in Form von Vorträgen, um den Bürgern neue Exponate vorzustellen. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 212 (11/2023).
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