Internationale Profiboxgala Vol. 4: 12 spannende Boxkämpfe in der Falkenseer Stadthalle!
Falkensee wird zunehmend zum Boxzentrum. Bereits zum vierten Mal veranstaltete Almin Kuc vom Boxstall “KUC Boxing” seine “Internationale Profiboxgala” in der Gartenstadt. Dieses Mal am 7. Oktober an seiner Seite: LUNOS-Chef Ingo Volckmann mit seinem Boxstall “AGON Sports & Events”. Das Gespann stellte gleich zwölf Boxkämpfe zusammen: In der Stadthalle wurde bis morgens um ein Uhr großer Boxsport gezeigt.
Wer Spaß am Boxsport hat, bekam am 7. Oktober die volle Packung serviert. “KUC Boxing” und “AGON Sports & Events” wagten erstmals den Schulterschluss und präsentierten den Boxfreunden in Falkensee gleich zwölf packende Kämpfe. Am ganzen Abend gab es nur eine einzige Pause, ansonsten wurde von 17:30 bis ein Uhr nachts durchgeboxt. Wer den Weg in die Falkenseer Stadthalle nicht selbst auf sich nehmen wollte, konnte die Kämpfe auch live bei fight24.tv mitverfolgen.
Im Oktober hatten die Veranstalter das Ringgeviert wieder in der Sporthalle aufgebaut. Man fühlte sich prompt wie in Las Vegas: Über dem Ring hatte man große Monitore aufgehängt, die das Geschehen zwischen den Seilen stark vergrößert zeigten – auch für die Zuschauer, die auf der erhöhten Tribüne saßen. Während die Entourage der Boxer und die Prominenz aus dem Box-Umfeld vorrangig unten um das Ringgeviert herum Platz genommen hatten, waren auf den Rängen viele Falkenseer und Box-interessierte Havelländer zu finden. Anscheinend findet die Veranstaltung zunehmend auch Fans in der Region. Karten ließen sich bereits ab 32 Euro bei der Ticketagentur Eventim bestellen.
Im Ring ging es dieses Mal so international zu wie noch nie in Falkensee. Die Kämpfer kamen aus Spanien, Italien, Deutschland, Kuba, Serbien, Argentinien und aus Mexiko – entsprechend viele Sprachen waren aus der Betreuerecke zu hören. Wer gut zugehört hatte, kann nun bestimmt Anweisungen wie “Drücken, drücken, drücken, jetzt Uppercut” oder “Schieb ihn weg und dann links-rechts” in mehreren Sprachen wiederholen.
Die Kämpfe, die gezeigt wurden, waren spannend, abwechslungsreich und sehenswert. Eine gute Portion Drama wartete gegen 19 Uhr beim einzigen Frauenkampf des Abends auf die Zuschauer. Saida Bukvic aus Serbien, in sieben Profikämpfen ungeschlagen, stellte sich nach einer Babypause der Italienerin Angela Cannizzaro, die deutlich älter war, aber auch schon mehr Kämpfe im Frauenbantamgewicht absolviert hatte. Bukvic dominierte den Kampf, was die Italienerin so sehr zu frustrieren schien, dass sie ihre Gegnerin in den Hals biss. Referee Marco Morales schaute sich das nicht lange an – und disqualifizierte Cannizzaro in der dritten Runde. Die Italienerin war außer sich und suchte nach dem Kampfabbruch weiter Streit. Sie kam in die Ecke ihrer Gegnerin, spuckte um sich und schlug zu.
In zwei Kämpfen ging es um mehr als nur um eine gute Boxbilanz. Bei diesen Begegnungen der Boxer standen zwei Intercontinental-Titel der International Boxing Federation (IBF) zur Disposition.
Im ersten Kampf traten Thomas Piccirillo aus Köln und Marten Arsumanjan aus Stein in Bayern im Mittelgewicht gegeneinander an. Die Besonderheit bei diesem Kampf: Die beiden Boxer kämpften um den Gürtel, den Vincenzo Gualtieri zuvor freiwillig niedergelegt hatte, um sich so für einen Welttitel frei zu machen. Beide Boxer gaben Vollgas von der ersten Sekunde an und ließen in 12 Runden fast nonstop die Fäuste fliegen. Mit Konsequenzen: Thomas Piccirillo hatte schnell einen blutig-geschwollenen Cut unter dem Auge, während Marten Arsumanjan eine Verletzung am Ohr hatte, das während der Begegnung immer blauer wurde. Am Ende holte sich Thomas Piccirillo – übrigens aus dem AGON-Stall – den Sieg und damit auch den Gürtel nach Punkten.
Im zweiten Kampf ging es um den Intercontinental-Titel der IBF im Superweltergewicht. In zwölf Runden trat Haro Matevosyan aus Deutschland gegen den in 13 Kämpfen ungeschlagenen Mirko Natalizi aus Italien an. Die Zuschauer sahen einen spannenden Kampf, der in den letzten Sekunden in einem aberwitzig schnellen Schlagabtausch mündete. Der zuvor in 17 Kämpfen unbesiegte Haro Matevosyan (ebenfalls AGON) konnte seinen Titel aber am Ende nach Punkten verteidigen. Damit hatte er seinen IBF-Gürtel bereits zum siebten Mal in den Ring getragen – und ihn immer wieder mit nach Hause genommen. So auch dieses Mal.
Direkt am Ring hatte dieses Mal Boxlegende Arthur Abraham Platz genommen. Der ehemalige Profiboxer der Herzen war IBF-Weltmeister im Mittelgewicht sowie zweifacher WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht. Unvergessen sein Kampf, als er 2006 mit gebrochenem Unterkiefer weiterboxte – und den Kampf am Ende sogar noch gewann. Abraham machte Fotos mit jedem, der wollte, und sagte am Ende: “Ich sehe heute viele talentierte, junge Boxer – und gute Kämpfe. Wir haben alle einmal so angefangen. Weiter so.”
Unter den Zuschauern war auch der Olympiasportler Ronald Rauhe, der in Falkensee lebt und als Kanute 31 Goldmedaillen bei verschiedenen Europa- und Weltmeisterschaften gewonnen hatte: “Ich bin eng mit Sven Ottke befreundet und habe früher immer bei seinen Kämpfen zugesehen. In Falkensee war ich dieses Mal zum ersten Mal mit dabei. Es ist klasse. Das wurde alles absolut professionell umgesetzt. Boxen ist keinesfalls nur Prügeln, wie viele immer denken. Als Boxer musst du gleichzeitig schnell sein und Ausdauer haben. Das ist eine Kombination, die man sonst im Sport nur sehr selten findet.”
Für die Zuschauer sind natürlich vor allem die Kämpfe im Schwergewicht besonders sehenswert. Bei der 4. Boxgala gab es gleich vier davon. In der Klasse kämpfte zunächst Felix Langberg aus Mecklenburg-Vorpommern gegen Muhammed Ali Durmaz aus Baden-Württemberg. Muhammed Ali Durmaz startete gut in den Kampf, kassierte aber bald einen schweren Leberhaken, der ihn in die Knie zwang – er wurde vom Ringrichter angezählt. Anschließend kam er nicht mehr in den Kampf zurück. Seine Ringecke warf in der fünften Runde das Handtuch.
Die Zuschauer fieberten vor allem auf den Kampf zwischen KUC-Boxing-Fanliebling Sanel Hasanovic aus Serbien und Alfonso Damiani aus Italien hin. Der Hühne aus Serbien hatte seinen letzten Kampf in der Falkenseer Stadthalle überraschend verloren – das war die erste Profi-Niederlage für den Boxer mit der extrem starken Schlagkraft. Seinen neuen Kampf dominierte er deutlich – und gewann nach sechs Runden nach Punkten. Kein Wunder bei mehreren schweren Treffern, die er landen konnte.
Gegen 22:30 Uhr kämpfte Granit Shala aus München gegen Abraham Pascual aus Mexiko. Der Kampf musste in der fünften Runde mit einem technischen K.O. abgebrochen werden – der Mexikaner hatte sich am Ellbogen verletzt.
Den Hauptkampf des Abends absolvierte Dusan Beletic aus Serbien gegen Erik Pfeifer aus Hamburg. Der 1,95 Meter große und 102 Kilo schwere Serbe aus dem “KUC Boxing” Stall zeigte einen ganz eigenen Kampfstil und ließ seine Deckung fast immer unten. Trotzdem war er unfassbar schnell und konterte die Angriffe des Deutschen mit schweren Treffern. Am Ende musste dessen Ecke in der siebenten Runde das Handtuch werfen, um Schlimmeres zu verhindern.
Vor dem Hauptkampf gab es noch eine schöne Überraschung. Almin Kuc holte Noch-Stadthallen-Veranstaltungsmanager Heiko Richter (der ab November Bürgermeister von Falkensee wird) auf die Bühne und bedankte sich für die Zusammenarbeit bei vier Boxnächten vor Ort. Er überreichte Heiko Richter weiße Boxhandschuhe, die von allen Boxern des Abends unterschrieben worden waren – auch von Arthur Abraham. Richter: “Almin Kuc war nicht der erste Boxpromoter, der sich für unsere Stadthalle interessiert hat. Er war aber der erste, der dem Gespräch auch Taten hat folgen lassen.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 212 (11/2023).
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