Kino-Filmkritik: Das fliegende Klassenzimmer
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“Das fliegende Klassenzimmer” ist ein Kinder- und Jugendbuch von Erich Kästner, das bereits vor 90 Jahren geschrieben wurde. Es wurde immer wieder einmal verfilmt, zuletzt 2003 mit Ulrich Noethen in einer Hauptrolle. Jetzt bringt Regisseurin Carolina Hellsgård die Erzählung nach einem Drehbuch von Gerrit Hermans neu ins Kino.
Die 13-jährige Martina (Leni Deschner) lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einer Hochhaussiedlung in Berlin. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Geld – und Martina ist eigentlich die, die sich darum kümmert, dass die Familie funktioniert. Aber auch sie hat Träume. Einer erfüllt sich, als ihr ein Stipendium für das Südtiroler Johann-Sigismund-Gymnasium in Aussicht gestellt wird.
Vor Ort ist alles so ganz anders als in Berlin. Im Alpenstädtchen Kirchberg lernt sie die charakterstarke Jo (Lovena Börschmann Ziegler), den starken Matze (Morten Völlger) und den schlauen Uli (Wanja Valentin Kube) kennen. Sie gehen ebenfalls auf das Internat. Sie sind die “Internen”. Und die befinden sich im ständigen Wettstreit mit den “Externen”, also den normalen Schülern aus dem Ort. Immer wieder geraten die Cliquen aneinander. Ob ein gemeinsames Theaterstück, die Aufführung vom “fliegenden Klassenzimmer”, den Zwist begraben könnte?
Die Kinder finden in einem alten Eisenbahnwaggon auf einer Wiese, in der der “Nichtraucher” wohnt, einen ganz privaten Rückzugsort. Aber was hat der “Nichtraucher” (Trystan Pütter) eigentlich mit dem netten Internatsleiter Justus Bökh (Tom Schilling) zu tun?
“Das fliegende Klassenzimmer” funktioniert auf vielen Ebenen. Es gibt den Kampf der “Internen” gegen die “Externen”. Martina hat ihren eigenen Konflikt, weil ihre Familie kein Geld hat und sie ihr Stipendium nicht riskieren darf. Die zerrüttete Beziehung zwischen dem Internatsleiter und dem “Nichtraucher” muss gekittet werden. Und auch Jo, Matze und Uli haben so ihre ganz eigenen Probleme.
Erich Kästner ist ein toller Autor. Auch in “Das fliegende Klassenzimmer” steht er zu hundert Prozent auf der Seite der Kinder. Er versteht ihre besonderen Probleme, die für andere Erwachsene vielleicht nichtig und belanglos sind – und gibt ihnen Raum. Dadurch, dass er in seinem Roman so viele Erzählebenen eingeflochten hat, bleibt die Geschichte immer spannend. Und am Ende geht es vor allem um eins – um Freundschaft. So ist das Buch ein zutiefst positives Werk.
Die erneute Verfilmung verstolpert sich aber immer wieder. So nervt es kolossal, wenn immer wieder aktueller Jugendsprech und moderne Gerätschaften aus unserem Technikpark Eingang in den Film finden. Eigentlich lebt das “fliegende Klassenzimmer” von einer gewissen Zeitlosigkeit und einem Anspruch an Wortausdruck und Verhalten. Die Vorlage zu “modernisieren” ist ein Fehler.
Was noch mehr auffällt, ist, dass viele Figuren plötzlich von jetzt auf gleich in einer Art und Weise handeln, die absolut nicht zu ihrem Charakter passt. Wenn sich Konflikte plötzlich von jetzt auf gleich auflösen, ohne dass dafür etwas im Film passiert ist, kann man nur erstaunt mit dem Kopf schütteln.
Keine Frage: Die Neuverfilmung unterhält und wird “Klassenzimmer”-Neulinge zum Lesen des Buches verführen: Die beste Verfilmung des Kinderbuchklassikers ist das aber nicht. (CS / Bilder: Leonine Studios)
Fazit: 3 von 5 Sternen (FSK 0)
Spieldauer: 86 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=YeUzrRZBFMo
Kinostart: 12. Oktober 2033
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 211 (10/2023).
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