12. Nauener Ackerbürgerfest & The Velvet Creepers: Der Blick in vergangene Zeiten!

Nauen kann feiern – und wie! Da gibt es Jahr für Jahr das Nauener Laternenfest, das Birnenfest am Schloss Ribbeck oder die berühmte Nauener Hofweihnacht. Nur das ursprüngliche Ackerbürgerfest, das musste sieben volle Jahre lang pausieren. Nun durfte es in diesem Jahr am 16. September endlich wieder stattfinden. Die Stadt Nauen konnte den Semnonenbund e.V. als Hauptveranstalter gewinnen. Er sorgte für ein mittelalterlich angehauchtes Fest rund um den Martin-Luther-Platz.
Nauen hat Geschichte. Das wusste auch Bürgermeister Manuel Meger, der das erste Ackerbürgerfest nach langen Jahren Pause eröffnete. Er erklärte: “Nauen ist eine Ackerbürgerstadt, deren damalige Bewohner hauptsächlich Landwirtschaft betrieben haben, also quasi Stadtbauern waren. Mit Erhalt des Stadtrechts 1292 entwickelte sich Nauen im Laufe der Jahrhunderte aus der einstigen Ackerbürgerstadt zu einem wachsenden Mittelzentrum mit heute rund 20.000 Einwohnern.”
So eine Geschichte, an die muss natürlich auch erinnert, wieder zum Leben erweckt, gepflegt und nacherzählt werden. Wer könnte da ein besserer Partner für die Stadt Nauen als Veranstalter sein als der im Ort ansässige Semnonenbund e.V. (www.gannahall.de), der seit dem Jahr 2000 unermüdlich daran arbeitet, das alte Germanendorf Gannahall in Nauen wieder auferstehen zu lassen. Rico Krüger war hier der verantwortliche Kopf, der in Kooperation mit dem “KultURerbe – Historische Veranstaltungen”, HeroIne Artists und der Stadt Nauen das Event auf die Beine gestellt hat.
Bei dieser geschichtsträchtigen Erfahrung war es freilich kein Wunder, dass sich die 12. Neuauflage des ursprünglich von Marina Wesche erfundenen Festes recht mittelalterlich gab. Ritter mit Schwertern schepperten über das Kopfsteinpflaster, Gaukler tanzten hinterher und auch Kräuterweiber gab es zu bestaunen.
Auf dem Martin-Luther-Platz war eine große Bühne aufgebaut. Hier gab es für die Besucher von 11 bis 20 Uhr ein kostenloses Programm. Die Nauener Heimatfreunde 1990 e.V. erzählten Nauener Geschichten und Anekdoten und sie zelebrierten einen Waschtag in Nauen wie vor hundert Jahren. Das Ensemble Balliamo Thyrow zeigte Tänze der Renaissance. Es gab eine historische Schau “2000 Jahre märkische Trachtenmode”. Und der Semnonenbund selbst inszenierte eine mittelalterliche Kampfvorführung und zeigte die Eroberung der Mark Brandenburg.
Der Nauener Nachtwächter hatte in der Sankt Jacobi Kirche eine Bilderschau vorbereitet – und lud interessierte Zuschauer auch noch zu einer Stadtführung ein – bei der man lernen konnte, dass die Nauener Rosenstraße nicht so heißt, weil da früher Rosen wuchsen. Stattdessen war das die Notdurftecke für alle, die auf dem Markt arbeiteten und einmal mussten. Da roch es also ganz bestimmt nicht nach Rosen.
Um die Bühne herum entdeckten die Besucher eine Vielzahl mittelalterlich geprägter Buden mit einem tollen Angebot. Man konnte lernen, mit welchen getrockneten Pflanzen sich Stoffe färben lassen, durfte sich beim Bogenschießen anstellen oder beim Pfeilschnitzen mitmachen. Wer wollte, konnte sich das Runenorakel legen lassen, beim Spinnen zuschauen, eine massierende Nackenwohltat buchen oder in der Kirche ein Kerzenritual abhalten.
Überall gab es etwas zu entdecken. Auf Stelzen lief so etwa auch ein riesiger Walking Act durch die Menge. Es gab ein Kasperletheater für die Kinder, das vom Nachwuchs begeistert aufgenommen wurde. Händler boten handgefertigten Schmuck, aber auch historische Trinkbecher, Felle und Runensteine an.
Rico Krüger vom Semnonenbund: “Wir vom Semnonenbund waren schon beim allerersten Ackerbürgerfest mit dabei. Das Fest hatte sich zuletzt zu sehr zu einem reinen Volksfest entwickelt. Das war nicht mehr unsere Welt. Unsere Vision war es in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt: back to the roots. Dabei wollten wir den Bogen auch nicht überspannen. Aus diesem Grund haben wir in diesem Jahr erst einmal nur den Martin-Luther-Platz bespielt. Bei einem größeren Fest wäre der Verwaltungsaufwand einfach zu groß gewesen. Wir haben aber auch andere historische Vereine mit eingebunden, das ist uns glaube ich sehr gut gelungen.”
Viele hundert Besucher ließen sich zum Feiern auf dem Ackerbürgerfest verführen. Und das Fest war um 20 Uhr noch lange nicht zu Ende. Es ging in der Nauener Freilichtbühne weiter – mit einem Programm nur für Erwachsene. Die Agentur “HeroIne Artists” (www.heroine-artists.com), die bereits die magische Welt der Seifenblasen, ein Hula-Hoop-Angebot für die Kinder und eine Kontakt-Jonglage-Show auf dem Martin-Luther-Platz mit inszeniert hatte, holte “The Velvet Creepers” auf die Bühne. Die drei Ladies machten das Cabaret der Goldenen 20er Jahre wieder lebendig – und heizten dem Publikum ordentlich ein. (Text/Fotos: CS)
The Velvet Creepers
Opulentes Cabaret in der Nauener Freilichtbühne
Am 16. September wurde abends in der Nauener Freilichtbühne ganz genau aufgepasst: Minderjährige wurden nicht eingelassen, der Zutritt war erst ab 18 Jahren erlaubt. Denn “The Velvet Creepers”, die das Abendprogramm zum Ackerbürgerfest stellten, boten dem Publikum eine Show mit Zirkus und Cabaret, aber auch aus dem erotischen Bereich des Burlesque.
“The Velvet Creepers” (www.thevelvetcreepers.com) – das ist ein Performance Trio aus Berlin, das Zirkus, Cabaret und Burlesque mit Glamour und Frauenpower verknüpft. Die drei Damen Fifi Fantôme (Luftartistin und zeitgenössische Tänzerin), Dunja von K (Hula Hoop Artistin und Cabaret Performerin) und Lilly Mortis (Sängerin und Moderation) haben sich 2018 zusammengeschlossen, um einen Zauber auf die Bühne zu bringen, wie man ihn noch aus den Goldenen Zwanzigern her kennt.
Lilly Mortis erzählte dem Publikum auch gleich: “Sie haben alle ein Goldenes Ticket für eine unvergessliche Reise gebucht. Wir feiern heute die Sinnlichkeit.”
In fantastischen Kostümen bekamen die Zuschauer in der Freilichtbühne einiges zu sehen. Akrobatische Übungen in einem schwebenden Ring, fingerfertige Vorführungen mit im Dunkeln leuchtenden Hula-Hoop-Ringen, eine Feuershow und Gesang à la “Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt”: Das war genau die Show, die sich die Zuschauer erwartet hatten. Und da “Burlesque” ja die sinnlichste Art und Weise ist, sich auszuziehen, gab es auch nackte Tatsachen zu sehen – auch wenn die letzten Details doch im Verborgenen blieben.
Lilly Mortis: “Wir feiern die Sinnlichkeit. Wenn jemand auf der Bühne ein Kleidungsstück verliert, tun Sie es ihr doch einfach nach. Und am Ende tanzen wir alle nackt im Mondschein.”
So viel darf verraten werden: Dazu kam es in der Nauener Freilichtbühne dann doch nicht. Was vielleicht auch an den frischeren Temperaturen in den dunklen Abendstunden lag.
Das hielt die Damen auf der Bühne aber nicht davon ab, eine tolle Show zu bieten. Lilly Mortis, die durch den Abend führte: “Jetzt, wo wir uns etwas besser kennen, bin ich in etwas Bequemes geschlüpft.”
Schlüpfrig wurde es aber auf der Bühne nie, auch wenn es hieß: “Put your hands together and your legs apart.” Der stetige Wechsel zwischen Show, Gesang, Akrobatik und einigen kleinen nackten Einlagen sorgte für Spannung im Publikum.
Zieht man die Umbaupause für den Abbau des Lollipops, also des Aerialrings ab, so performten die drei Damen über eine Stunde lang auf der Bühne.
Anschließend durfte das Publikum sogar noch bleiben: Fifi Fantome blieb als DJane in der Freilichtbühne und sorgte für tanzbare Musik von den 80igern bis heute.
Der Nauener Nachtwächter war auch mit dabei und bestaunte die biegsamen Frauenkörper. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 211 (10/2023).
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