13. Havelländer Erntefest im Erlebnispark Paaren: Nauen feiert die Ernte!
Was sind die vier größten Probleme der Landwirte? Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Da das Einbringen einer ertragreichen Ernte alles andere als einfach ist und das Gelingen neben dem Wetter auch von vielen anderen Faktoren abhängt, feiern die Bauern anschließend um so ungestümer. Am 3. September fand so bereits das 13. Havelländer Erntefest im Erlebnispark Paaren statt. Es gab den ganzen Tag über viel zu sehen und zu erleben. Die Besucher freuten sich etwa auf den Umzug der geschmückten Erntewagen, auf eine große Tierschau, auf ein umfangreiches Bühnenprogramm und auf die Vorstellung der neuen Erntekönigin.
Das Havelländer Erntefest wird traditionell in jedem Jahr von einer anderen ländlich geprägten Gemeinde oder Stadt ausgerichtet. In diesem Jahr bekam die Stadt Nauen zum zweiten Mal den Auftrag, das Fest zu organisieren und auszurichten. Für Bürgermeister Manuel Meger eine Steilvorlage: “Unsere Gemeindegebietsreform jährt sich in diesem Jahr zum 20. Mal. Damals wurden die 14 Ortsteile zwangsweise mit der Kernstadt fusioniert. Ich darf stolz sagen, dass diese große Familie erfolgreich zusammengewachsen ist. Dass Nauen das Erntefest ausrichtet, passt: Die Landwirtschaft hat in unserer Ackerbürgerstadt mit 70 aktiven Betrieben eine lange Tradition.”
Auch Landrat Roger Lewandowski freute sich darüber, dass das Erntefest nach einer langen Corona-Pause endlich wieder stattfinden konnte: “Im Havelland ist die Landwirtschaft der drittstärkste Wirtschaftsbereich. Ich zitiere: Nur das ist wahrer Reichtum, was die Erde hervorbringt. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir jeden Tag einen gedeckten Tisch vorfinden.”
Das Erntefest wurde bei der 13. Neuauflage einmal mehr im Erlebnispark Paaren ausgerichtet. Im Großen Ring war eine Bühne aufgebaut, hier wurde das Fest am 3. September um zehn Uhr mit einem Ernte-Dank-Gottesdienst eröffnet.
Auf der Bühne führte Johannes Funke, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Havelland e.V., durch das abwechslungsreiche Programm. Die Musikschule Fröhlich aus Ketzin trat auf, die Linedancer der Jumpin´ Devils mit den Nauener Linedancers mischten mit, Amandas Ballett- und Tanzstudio Nauen war zu sehen und außerdem spielte Paul Speckan mit Band.
Die Besucher hatten vor allem ein großes Interesse an den festlich geschmückten Erntewagen aus dem ganzen Havelland, die sich zunächst auf der grünen Wiese versammelten, um dann gemeinsam im gemächlichen Tempo eine Runde durch Paaren zu fahren.
17 der Erntewagen wurden von einer Jury bewertet, um am Ende den schönsten Wagen küren zu können. Matthias Kremer, Marktdirektor der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, die das Fest neben dem Landkreis Havelland mit finanziert hatte, gehörte zur Jury. Für ihn, der es sonst vor allem mit Zahlen zu tun bekommt, war es gar nicht so einfach, die Wagen zu bewerten: “Für mich musste da einfach ein Erntebezug vorhanden sein. Ich wollte also am Wagen die Früchte der Ernte sehen. Und ich habe darauf geachtet, wie liebevoll die Wagen geschmückt sind. Toll fand ich einen Wagen, der hatte vorne eine große Auslage mit Obst und Gemüse – und hinten hing ein Hänger dran, den man zum Partywagen umgemünzt hatte.”
Während die Erntewagen mit vielen feierfreudigen Gästen durch Paaren tuckerten, gab es auf dem Gelände vom MAFZ vieles zu entdecken. So etwa eine auf dem Rasen aufgebaute Minigolfanlage, auf der kleine Plastikbälle mit einem umgedrehten Holzkrückstock ins Zielloch geschoben werden mussten. Jedes Loch war zudem mit Informationen über eine Nauener Institution bestückt. So konnte man sich beim Spielen über die Kirche, die Versuchsstation und die Mühle von Berge schlau machen.
In der Brandenburghalle zeigte der Kreisverband Havelland im Rahmen der Jungtierschau die Ergebnisse der eigenen Geflügel- und Kaninchenzucht – über 300 Tiere waren vor Ort zu sehen. Olaf Niemann aus Märkisch Luch durfte mit seinem Kaninchen sogar auf die Bühne: “Das ist der beste Rammler in ganz Deutschland, der ist amtierender deutscher Meister. Er gehört zur Rasse Blauer Holicer.”
Etwas Besonderes war auch die Regionaltierschau der Westbrandenburger Rinderzuchtvereine am Großen Ring. Hier kamen die Milch- und Fleischrindzüchter aus dem Havelland, aus Potsdam-Mittelmark, aus der Ostprignitz-Ruppin und aus weiteren Regionen zusammen. Vorgeführt und fachmännisch bewertet wurden im Rondell Kühe mit Kälbern, Bullen und Jungrindern. Hier wurde sogar die “Wahl der schönsten Kuh” mit dem Titel “Miss Westbrandenburg” durchgeführt.
Viele Besucher hatten natürlich gar nicht die Fachkompetenz, um bei den Wettbewerben mitreden zu können. Sie konnten aber die “Kuhwaschanlage” bestaunen, bei der dreckige Kühe mit viel Wasser und Seife so für die Schau hergerichtet wurden, bis ihr Fell wieder glänzte und sauber strahlte.
Auch das “Kuhfladen-Bingo” war vor Ort aufgebaut: Hier durften die Zuschauer darauf wetten, auf welchem abgesteckten Planquadrat die Kuh wohl als nächstes ihren Fladen fallen lässt. Die Kinder konnten sich derweil an einem Melksimulator versuchen.
Peter Kaim, Landwirt aus Ribbeck, zeigte sich zufrieden: “Das Erntefest lässt keinen Wunsch offen, es gefällt mir sehr gut. Toll ist, dass auch unsere Tierschau ein Teil des Ganzen ist, dann haben wir deutlich mehr Publikum als üblich.”
Bis zum Eintreffen der Erntewagen konnten die Besucher auch zahllose Buden am Rand des Geschehens aufsuchen, um sich etwas zu Essen zu besorgen, Vereine kennenzulernen, sich das alte Handwerk zeigen zu lassen oder um mit den Landfrauen ins Gespräch zu kommen.
Und dann stand ja auch noch die Vorstellung der neuen Havelländer Erntekönigin an. Die noch amtierende 12. Havelländer Erntekönigin Madita Wendte ließ es sich nicht nehmen, ihre Nachfolgerin selbst zu krönen und ihr die Schärpe umzulegen. Die 13. Erntekönigin ist nun Marleen Koning aus Hertefeld. Sie ist 19 Jahre alt und erzählte: “Ich habe ein großes Interesse an der Landwirtschaft. Tatsächlich haben meine Eltern einen eigenen Betrieb, auf dem ich mitarbeite, seitdem ich 15 bin. Ich habe mein Abitur abgeschlossen und würde nun gern Agrarwirtschaft studieren.”
Und dann rollten unter lautem Jubel die Erntewagen ein, um vor der Bühne kurz zu halten. Am Ende holte sich Madita Wendte vom Landwirtschaftsbetrieb Groß aus Dallgow-Döberitz den Sieg. Sie fuhr mit einem Ruß spuckenden Traktor der Marke Bulldog Lanz von 1936 vor.
Zu bewerten gab es auch vier Erntekronen, die in stundenlanger Arbeit von Hand geknotet wurden. Hier holte sich Sandra Wensche aus Lietzow den Sieg: “Das war meine allererste Erntekrone, die ich zusammen mit meiner Nichte, der Oma und der Uroma für den Heimatverein Lietzow gefertigt hatte.”
Steffi Peters von den Landfrauen erklärte, welche Getreideähren in einer solchen Erntekrone zum Einsatz kommen sollten: “Wir verwenden für unsere Erntekrone immer nur das Getreide, das auch wirklich bei uns auf den Feldern wächst.”
Erstmals gab es auf dem Erntefest einen Marmeladenwettbewerb – überwacht von den Landfrauen. Antje Schulz: “Wir haben 18 Marmeladen zum Verkosten bekommen. Gewonnen hat Jana Wendland aus Kienberg mit einer leckeren Erdbeermarmelade.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 211 (10/2023).
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