Naturfotograf Mario Lütcke aus Falkensee: Mit Geduld auf Eisvogel, Biber und Wolf warten!
Wer die Natur in ihrer reinen Form erleben möchte, braucht im Havelland nur vor die eigene Haustür zu treten. Mario Lütcke (52) aus Falkensee hat die Beobachtung von wild lebenden Tieren zu seinem Hobby gemacht. Mit der Kamera in der Hand spürt der ASB-Mitarbeiter gern dem Eisvogel, jungen Füchsen, imposanten Seeadlern oder dem farbenfrohen Schwalbenschwanz-Schmetterling nach. Die Aufnahmen, die bei Mario Lütckes Exkursionen entstehen, lassen sich anschließend auf Instagram bestaunen.
Eigentlich ist Mario Lütcke ja Bäcker. 32 Jahre lang stand er in der Backstube und hat Brote und Brötchen für die Menschen in seiner Nachbarschaft produziert: “Bis ich plötzlich eine Allergie gegen Weizen und Roggenmehl entwickelt habe. Das war es dann für mich mit dem Bäckerberuf. Ich war plötzlich komplett berufsunfähig. Das war ein großer Schock. Inzwischen arbeite ich für den ASB in der Ruppiner Straße und betreue demenzkranke Senioren. Das macht mir großen Spaß.”
Der Spandauer, der 2009 in die Gartenstadt gezogen ist, fotografiert seit acht Jahren: “Ich kann mich noch ganz genau erinnern. Auf einem Spaziergang am Falkenseer Schlaggraben habe ich plötzlich einen Eisvogel gesehen. Ich hatte zum Glück die Kamera dabei und habe diesen außergewöhnlichen Vogel vor mein Objektiv bekommen. Das war für mich der Startschuss für meine Naturfotografie. Der Eisvogel ist darüber so sehr zu meinem eigenen Lieblingsvogel geworden, dass er inzwischen auch als Tattoo auf meinem rechten Unterarm zu sehen ist.”
Die Kameras, mit denen Mario Lütcke zu seinen Exkursionen in die regionale Natur aufbricht, wurden mit der Zeit immer besser. Zurzeit fotografiert er mit einer Nikon D500 und einem Sigma 150-600 mm Sport-Objektiv: “Die Aufnahmen übernehme ich Zuhause auf einen Windows-Laptop. Nicht jedes Foto gelingt. Ich lösche also nach jeder Tour erst einmal einen Großteil der Fotos. Die richtig guten Bilder, die ich gern behalten möchte, bearbeite ich mit der Adobe-Software Lightroom nach. Dann werden die Dateien in Ordner einsortiert.”
Das fotografische Highlight waren für den Naturfotografen in diesem Jahr gleich mehrere Fuchswelpen in Wansdorf: “Ich hatte einen Tipp von einem Freund bekommen, der auch sehr gern fotografiert. Als ich an der Stelle angekommen war, wo die Füchsin ihren Bau hatte, hatte ich großes Glück: Der Nachwuchs zeigte sich und in nur drei Minuten hatte ich ein perfektes Foto.”
So schnell kommt Mario Lütcke nicht immer zu einem guten Bild: “Einmal bin ich extra nach Polen gefahren, um Aufnahmen von einem Biber zu machen. Da habe ich zwei Tage im Wald gezeltet, bis ich den Biber endlich gesehen habe. Ich habe mir extra für diese Zwecke ein Tarnzelt und einen Tarnumhang angeschafft.”
Aber eigentlich sind es vor allem die Vögel, die sich immer wieder auf den Aufnahmen des Tierfreundes finden lassen: “Wenn man hier im Havelland auf Fotosafari gehen möchte, sind Vögel einfach ein dankbares Motiv: Sie sind überall zu finden. Am Klärwerk Wansdorf habe ich das Schwarzkehlchen und den Neuntöter erwischt. In der Döberitzer Heide konnte ich den Wiedehopf fotografieren, das hat mich wirklich sehr gefreut. Und einmal war ich an einem See zwischen Seeburg und Potsdam unterwegs, da setzte plötzlich ein voll ausgewachsener Seeadler vor mir zur Landung an.”
Für Mario Lütcke, der sich das Fotografieren komplett selbst beigebracht hat und keine entsprechende Ausbildung mitbringt, ist das Hantieren mit der Kamera ein reines Hobby, mit dem er kein Geld verdienen möchte: “Nach der Arbeit bin ich einfach gern noch eine Stunde in der Natur unterwegs und suche nach einem geeigneten Fotomotiv. Am Wochenende nehme ich mir schon einmal etwas mehr Zeit und bin dann auch schon mal gute drei Stunden an einem See auf der Pirsch.”
Die besten Aufnahmen stellt Mario Lütcke in seinen Whats-App-Status. Und er hat einen Instagram-Account namens majoos_naturfotografie (www.instagram.com/majoos_naturfotografie/), in dem bereits über 360 Aufnahmen erschienen sind, die sich dem Motto “Wildlife aus Brandenburg” zuordnen lassen. 563 Follower sind bereits Abonnenten und schauen sich die neuen Aufnahmen regelmäßig an.
Mario Lütcke: “Es gibt noch einen zweiten Instagram-Account. Der heißt majoos_makro_welt (www.instagram.com/majoos_makro_welt/). Er beschäftigt sich mit Insekten, Spinnen, Asseln und Pilzen. Käfer, Schmetterlinge, Grashüpfer und Hummeln finde ich auf meinen Ausflügen eigentlich immer. Da brauche ich mich nicht auf die Lauer legen. Letztens habe ich einen wunderschönen Schwalbenschwanz vor die Kamera bekommen. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es diese Schmetterlinge auch bei uns im Havelland gibt. Wenn ich so ein Tier fotografiere, über dass ich noch nicht so viel weiß, dann recherchiere ich und mache mich im Internet schlau. So lerne auch ich mit jedem neuen Fotoausflug noch etwas dazu. Das hat auch einen ganz praktischen Grund. Ich möchte gern für unsere Demenzkranken im ASB einen Fotovortrag vorbereiten und ihnen etwas über unsere Fauna erzählen.”
Gibt es denn noch eine Wunschliste an Tieren, die der Sucher der eigenen Kamera bislang noch nie erfasst hat? Mario Lütcke: “Ganz weit oben auf meiner Wunschliste steht ganz klar der Wolf. Er soll ja in der Döberitzer Heide zu Hause sein. Ihn würde ich furchtbar gern einmal fotografieren. Im Makrobereich ist es der Haselnussbohrer. Das ist ein Käfer mit einem sehr langen Saugrüssel, der sehr urig aussieht und deswegen von Makrofotografen sehr gern abgelichtet wird. Er soll gar nicht so selten sein. Ich habe ihn aber bislang noch nicht aufspüren können.”
Seine Fundorte trackt der Fotograf auf Google Maps. So kann er schnell nachschauen, wo er z.B. schon einmal die Schleiereule vor die Kamera bekommen hat. Mario Lütcke: “Jetzt würde ich mir gern noch einen Makroschlitten anschaffen. Damit kann ich bei Makroaufnahmen ganz viele Aufnahmen von einem Insekt anfertigen, die alle einen klein bisschen anderen Schärfefokus haben. Per Stacking lassen sich all diese Fotos zu einem einzelnen neuen Bild zusammenrechnen, das ganz besonders scharf erscheint.” (Text/Porträt: CS / Tierbilder: Mario Lütcke)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 211 (10/2023).
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