Kino-Filmkritik: Enkel für Fortgeschrittene
Was tun im Alter, wenn man einsam ist und der Welt nicht mehr viel zu geben hat? Vor drei Jahren haben sich die drei Rentner-Freunde Philippa (Barbara Sukowa), Gerhard (Heiner Lauterbach) und Karin (Maren Kroymann) zusammengetan, um in “Enkel für Anfänger” die Ersatz-Großeltern für vernachlässigte Grundschüler zu spielen. Im Clinch der Generation gab es erfreulich viel zu lachen.
So viel, dass Regisseur Wolfgang Groos und Drehbuchautor Robert Löhr erneut zusammenfanden, um mit “Enkel für Fortgeschrittene” eine nicht minder lustige Fortsetzung auf die Kinoleinwand zu bringen.
Und es geht gleich munter los. Karin hat ein ganzes Jahr in Neuseeland verbracht, um sich dort selbst zu finden und zugleich als Granny-Au-pair zu arbeiten. Als sie etwas vor der Zeit zurückkehrt, traut sie ihren Augen nicht. Die fürsorgliche Witwe Sigrid (Imogen Kogge) kümmert sich als “Insel mit zwei Bergen” etwas zu fürsorglich um ihren Ehemann Harald (Günther Maria Halmer).
Auch der überpedantische und noch dazu schwule Ex-Lehrer Gerhard hat Probleme. Er ärgert sich bis aufs Blut über seinen Zeitungsboten mit Migrationshintergrund, der Gerhards Begeisterung für Pünktlichkeit und Selbstdisziplin absolut nicht teilt.
Und die Hippie-Oma Philippa hat Probleme mit ihrer hochschwangeren Tochter, die der Mutter noch immer vorwirft, sie nie wirklich gefördert zu haben.
Als der Schülerladen „Schlüsselkinder“ von Philippas Tochter wegen der fortschreitenden Schwangerschaft ohne Leitung dazustehen droht, übernehmen die lustigen Rentner spontan die Leitung, um die Schließung zu verhindern. Und so bekommen sie es mit vielen Kindern zu tun, die nicht verstehen können, was das nervige “Gammelfleisch” denn eigentlich von ihnen möchte.
“Enkel für Fortgeschrittene” gibt von Anfang an Vollgas und nimmt die Zuschauer mit auf eine sehr gut gemachte Achterbahnfahrt der Gefühle. Jede Figur hat seine ganz eigene spannende Agenda, sodass man sehr gespannt ist, ob der Lehrer und der Zeitungsbote zueinander finden, ob Karin und ihr Mann ihre Ehekrise überwinden oder ob Philippa sich mit der Tochter aussöhnt. Deutschlands Topschauspieler im Rentenalter spielen mit großer Freude und mit geschliffen scharfen Dialogen und extrem viel Humor. Hier sieht man, was ein gutes Drehbuch ausmachen kann.
Von Anfang bis zum Ende kann der Film sein Tempo halten und den Zuschauer perfekt unterhalten. Chapeau! Das gelingt Filmen “Made in Germany” nur selten, vor allem dann nicht, wenn es in den seichten humoristischen Bereich geht.
Allein: Über das grandiose Spiel der alten Garde gehen die Kinder leider unter. Hier trifft man im Schülerladen auf viele uninspiriert geschriebene Klischees. Vom übereifrigen Nerd, der um freiwillige Extraaufgaben bettelt, bis zur im besten Fack-ju-Göhte-Sprechstil brabbelnden Dumm-Bitch ist hier alles dabei, was schon tausend Mal als Schablone für “komische” Kinder und Jugendliche herhalten musste. Hier hätte ein Feintuning gegen den Strich den Film rund gemacht. (CS / Bilder: Studiocanal)
Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK: 6)
Spieldauer: 110 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=9aJsiHTPXXI
Kinostart am: 7. September 2023
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 114 (9/2023).
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