Falkensee, Nauen, Rathenow: Jugendberufsagentur Havelland geht an den Start!
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Am 31. August wurde in Falkensee der offizielle Startschuss gegeben: Die Jugendberufsagentur (JBA) Havelland ist an den Start gegangen. Ab sofort kümmern sich die Berufsberatung der Agentur für Arbeit, die Jobcenter Havelland und das Jugendamt Havelland gemeinsam darum, jungen Menschen beim Einstieg in das Berufsleben zu helfen. An den drei Standorten Falkensee, Nauen und Rathenow wurden gemeinsame Büros geschaffen, um von hier aus mit einer Stimme zu sprechen.
Für viele junge Menschen beginnt nach den Sommerferien ein neuer großer Schritt im Leben. Die Schule ist vorbei und es geht darum, sich zu entscheiden: Wie geht es weiter? Viele junge Schulabsolventen möchten gern ein Jahr Pause machen und sich die Welt anschauen. Andere fassen ein Studium ins Auge. Nicht wenige planen aber, eine klassische Ausbildung zu beginnen oder ein Duales Studium aufzunehmen. Nur wo? In der Logistikbranche? In einer Kfz-Werkstatt? Oder vielleicht sogar im Verkauf des Einzelhandels?
Beate Kostka ist die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Neuruppin: “Das Havelland ist eine sehr starke Ausbildungsregion. Es gibt viele offene Ausbildungsplätze und die jungen Menschen können aus vielen verschiedenen Berufen wählen.”
Tatsächlich ist es so, dass zurzeit etwa 14.000 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren zurzeit noch im Havelland mit dem Thema Ausbildung befasst sind. 3.500 von ihnen haben gerade ihren Schulabschluss hinter sich gebracht. Beate Kostka: “Normalerweise beginnen die Ausbildungen im Havelland Anfang August. Aufgrund der Sommerferien, die dieses Jahr erst sehr spät eingesetzt haben, hat sich der Termin in den September verschoben. Bei uns sind aber sogar schon Ausbildungsangebote für das folgende Jahr 2024 eingetroffen.”
Für das aktuelle Ausbildungsjahr wurden 819 Ausbildungsstellen gemeldet, von denen 302 Ende August noch immer nicht besetzt waren. Insgesamt gibt es mehr Ausbildungsplätze als im letzten Jahr, dafür aber weniger Bewerber.
Beate Kostka: “Bei der Fülle an beruflichen Möglichkeiten in unserer Region brauchen die Jugendlichen eine gute Orientierung und wo immer nötig auch die passgenaue Unterstützung.”
Genau an dieser Stelle möchte die neu gegründete Berufsjugendagentur Havelland (www.havelland.de/arbeit-leben/familie/elterngeld-2/) ansetzen, die am 31. August offiziell an den Start gegangen ist. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Neuruppin, den Jobcentern und dem Jugendamt vom Landkreis Havelland.
Wolfgang Gall, Dezernent für Soziales, Jugend, Gesundheit und Migration im Landkreis Havelland: “Ein Drittel der Schulabgänger wünschen sich mehr Unterstützung beim Prozess, den Weg ins Berufsleben zu finden. Wir bündeln nun die Leistungen aus drei Bereichen, um den jungen Menschen genau das zu bieten. Angesichts des Fachkräftemangels in eigentlich allen Berufen können wir es uns nicht leisten, auch nur eine Arbeitskraft zu verlieren.”
In der Berufsjugendagentur Havelland arbeiten nun drei verschiedene Einrichtungen eng verzahnt zusammen. Und das nicht nur im Geiste, sondern ganz konkret auch räumlich: Mitarbeiter aus den drei Einrichtungen arbeiten nun in einem gemeinsamen Büro, sodass der direkte Austausch immer gewährleistet ist. Die drei Büros sind ab sofort in den Arbeitsagenturen in Rathenow und Nauen sowie im Jobcenter Falkensee installiert – sieben Berufsberaterinnen und Berater arbeiten hier im Wechsel. Immer an einem besonderen Tag in der Woche gibt es von 8 bis 12 Uhr offene Sprechzeiten für alle Besucher an den drei Standorten: In Falkensee ist es der Montag, in Rathenow der Dienstag und in Nauen der Mittwoch.
Das Strategiepapier zur Gründung der JBA wurde bereits vor Corona ausgearbeitet. Der Kreistagsbeschluss dazu wurde im Dezember 2022 getroffen. Und am 1. Juli ging die Berufsjugendagentur bereits inoffiziell an den Start – zum Üben. Über die Sommerferien führte das Jugendamt als kleinster Partner bereits 20 Beratungen durch, im Jobcenter waren es deutlich mehr. Das hat gut geklappt. Beate Kostka: “Jetzt geht es los mit Karacho. Gerade für die uns gemeldeten Ausbildungsplätze darf kein Jugendlicher verloren gehen.”
Was tut die neue Berufsjugendagentur nun aber eigentlich? Sie bündelt die Kompetenzen der drei Partner. Ab sofort geht es eben nicht nur um die Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz und um die Begleitung während der Ausbildung, sondern mitunter auch um die Bewilligung einer finanziellen Unterstützung bei jungen Menschen, deren Eltern nicht dazu in der Lage sind, ihren Kindern unter die Arme zu greifen. Beate Kostka: “Es ist nicht immer einfach, auch bei schwierigen Startbedingungen den richtigen Weg zu finden. Das gelingt in der Zusammenarbeit mit der Berufsjugendagentur deutlich einfacher.”
Auch jetzt ist noch “viel Musik im Geschäft”. Eltern und Jugendliche sollen “nicht verzweifeln”, wenn bislang noch keine Ausbildungsstelle gefunden wurde. So gäbe es auch jetzt noch freie Ausbildungsplätze etwa zur Fachkraft Logistik, zum Medientechnologen, zum pharmazeutisch-technischen Angestellten, zum Verfahrensmechaniker, zum Vermessungstechniker, zum Fahrzeuglackierer, zum Klempner oder zum Beschichtungstechniker (natürlich stets für Frauen, Männer und diverse Geschlechter). Beate Kostka: “Es ist auch für mich hochspannend, wie viel Digitales in den einzelnen Berufen steckt.”
Wolfgang Gall: “Im Süden von Deutschland gelingt der Übergang von der Schule in den Beruf deutlich schneller. Je weiter wir in den Norden kommen, umso geringer wird die Quote. Wir möchten, dass so viele junge Menschen wie nur möglich den Weg in die offenen Berufsangebote finden. Ich habe selbst drei Söhne auf diesem Weg begleitet.”
Um so früh wie möglich und so lange wie nötig einen direkten Draht zu den Schülern aufzubauen, sind die sieben Kollegen aus den drei JBA-Standorten an allen weiterführenden Schulen im Havelland aktiv. Dabei handelt es sich um sieben Oberschulen, vier Gesamtschulen, sieben Gymnasien und eine Berufsschule.
Ivonne Hennes ist die Teamleiterin der Berufsberatung vor dem Erwerbsleben für die Landkreise Havelland und Oberhavel in der Agentur für Arbeit Neuruppin: “Jeder unserer Berufsberater hat drei bis vier Schulen unter sich und ist manchmal jede Woche oder zumindest einmal im Monat persönlich vor Ort. Er leitet berufsvorbereitende Unterrichtsstunden, steht aber auch für individuelle Gespräche mit den Schülern zur Verfügung. Wichtig: Wir gehen dahin, wo die Schüler sind. Dabei legen wir einen starken Fokus auf die Abgangsklassen und die Klassen davor.”
Beate Kostka: Auch die Beratung ratloser Eltern gehört mit dazu. Auch die Eltern brauchen Orientierung, die Welt ist komplexer geworden. Die Eltern sind für viele Schüler sozusagen die allerersten Berufsberater in ihrem Leben. Aus diesem Grund führen wir auch Elternabende durch.”
Wolfgang Gall: “Wir sind der Meinung, dass auch schon das erste Berufspraktikum in der 8. Klasse ganz besonders wichtig für die Schüler ist. Hier kann man bereits ganz gut für sich abwägen, ob dieser oder jener Traumberuf tatsächlich hält, was er verspricht. Außerdem lassen sich hier bereits erste Kontakte knüpfen – auch für den Fall, dass die Noten nicht ganz so gut ausfallen. In diesem Zusammenhang hat es sich sehr bewährt, dass wir vor zwei Jahren eine Online-Praktikumsbörse eingeführt haben, in der aktuelle Praktikumsangebote zu finden sind. Das ist eine sehr wichtige Sache.”
Dennis Granzow ist Dezernent und Chef des Jobcenters Havelland. Er berichtete, dass bei den 3.500 jugendlichen Schulabgängern in diesem Jahr etwa 350 Mädchen und Jungen mit dabei sind, bei denen die Eltern auf die Unterstützung vom Jobcenter angewiesen sind und ein Bürgergeld beziehen: “Sie brauchen oft besondere Unterstützung. Ich bin sehr froh, dass zu Beginn des neuen Ausbildungszeitraums nur fünf der betroffenen Damen und Herren aus meinem Zuständigkeitsbereich noch ohne ein Ausbildungsangebot sind – und auch hier sage ich: Die schaffen das auch noch.”
Beate Kostka freut sich vor allem über die neue gemeinsame Präsenz an drei Orten: “Ich finde es toll, dass wir nun auch in das Jobcenter in Falkensee eingezogen sind. Wir sind von der Berufsberatung der Agentur für Arbeit zwar sehr intensiv an den Schulen in Falkensee tätig, hatten aber bislang noch keinen eigenen Standort in Falkensee. Das hat sich nun geändert. Hier können wir nun gemeinsam an einem Plan für die Jugendlichen arbeiten.”
Zumal im Großraum Falkensee die Hälfte aller betreuten Jugendlichen wohnen, die nun auf der Suche nach einer ersten Ausbildung sind.
Wolfgang Gall: “Leider muss man auch festhalten: Hat die Ausbildung begonnen, geht das Problem oft erst los. Wir verzeichnen eine hohe Abbruchquote. Junge Menschen sind eben noch im Werden. Mitunter ist es vernünftig, dass sie ihre Wegrichtung noch einmal ändern. Manchmal liegt es auch an der Lehrstelle. Oder es treten plötzlich private Probleme auf. Hier sind wir weiterhin der Ansprechpartner, der dabei hilft, alles zum Guten zu wenden. Wir möchten alle Jugendlichen umfassend beraten, damit ein Abbruch glimpflich verläuft und die zweite Wahl besser passt.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 211 (10/2023).
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