Kino-Filmkritik: Miraculous – Ladybug & Cat Noir
Die klassischen Superheldengeschichten von Marvel und DC werden immer erwachsener – und lassen ausgerechnet die Kinder mitunter verstört zurück. Da kommt ein Animationsfilm wie “Miraculous – Ladybug & Cat Noir” gerade recht, weil er das gesamte Superhelden-Thema komplett neu interpretiert.
Der Film von Regisseur Jeremy Zag, der den Streifen auch produziert und sogar die Filmmusik komponiert hat, basiert auf der animierten “Miraculous”-Fernsehserie, die es in fünf Staffeln bereits auf gut 130 Episoden gebracht hat.
Der Streifen “Miraculous – Ladybug & Cat Noir” spielt nicht nur in Frankreichs Hauptstadt Paris, er gibt sich auch sehr französisch. Marinette ist eine verschüchterte junge Schülerin, die ungeschickt immer wieder für neues Chaos sorgt. Sie ist heimlich verliebt in den blonden Jungen Adrien, der mit seiner melancholisch-einsamen Grundstimmung wie geschaffen ist für ein romantisches Teenager-Drama ganz im Stil von “La Boum: Die Fete”.
Während die beiden Teenager noch mit Herzschmerz, Noten und der Pubertät klarkommen müssen, werden sie von einer geheimnisvollen Macht auserwählt, auf die Marienkäfer-Ohrringe und den Ring der Katze aufzupassen. Mit ihrer Hilfe verwandeln sie sich in der Nacht in die kostümierten Teenager-Superhelden Ladybug und Cat Noir. Sie nutzen dabei ihre Kräfte für das Gute – und besiegen mit akrobatischen Stunts der Extraklasse so manchen Bösewicht, der vom finsteren Hawk Moth ins Rennen geschickt wurde. Wo sonst konnte man schon einmal einen Kampf gegen einen fiesen Superhelden-Pantomimen sehen, der aus seinem Zeigefinger mit unsichtbaren Kugeln schießen kann!
Doch all das Gute und auch das Böse ist sogar außerhalb der actionlastigen Haudrauf-Prügeleien in einem großen Drama miteinander verwoben. Keine Frage: Der Film sorgt für die ganz großen Emotionen.
Zunächst aber bringt er eine ganze Menge lustigen Humor mit auf die Leinwand. In der Pressepreview kamen die mitgebrachten Kinder aus dem Lachen und Giggeln gar nicht mehr heraus, nur um zum Ende hin zum ganz großen Schluchzen und Weinen anzusetzen.
Aber keine Angst: “Miraculous – Ladybug & Cat Noir” ist ein Film wirklich für die Kinder und nicht für die Erwachsenen. So brauchen die Kinder das Schlimmste nicht zu fürchten – und haben umso mehr Spaß daran, dass Marinette und Adrian trotz aller Hinweise nicht herausfinden, dass sie als Superhelden mit Geheimidentität doch schon lange ein perfektes Gespann abgeben.
Sehr, sehr positiv löst sich das Ende des Films auf. Hier kommt es zwar zum großen Showdown mit dem Bösewicht des Films. Der Kampf endet aber völlig anders, als man dies bislang von Filmen dieser Art gewohnt ist. Vielleicht ist das der besondere französische Touch des Films, der auch in einem Superhelden-Epos das Herz und das Gefühl über alles stellt.
Die Animationen selbst wirken zu Beginn noch etwas ungelenk und bei weitem nicht so professionell wie bei den amerikanischen Streifen. Dann springt der Funke aber über – und die Grafik hilft sogar dabei, den Film zu etwas Besonderem zu machen.
Nur warum – WARUM – müssen auch hier wieder die beiden Helden ständig singen? Ist das heute ein Muss in jedem Kinderfilm? Auch wenn die Stimmen von Sarah Engels und Mike Singer gut klingen – die Songs sind leider nur Durchschnittsware und bremsen jedes Mal die Handlung komplett aus. (CS / Bilder: Studiocanal)
Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK: 0)
Spieldauer: 103 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=DKkD4l8VQkk
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 112 (7/2023).
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