Kino-Filmkritik: Barbie
Barbie ist eine Spielzeugpuppe, die 1959 von der Firma Mattel erfunden wurde. Es gibt sie in zig Versionen. Zuletzt strauchelte die Marke – ist es in unserer Welt noch angesagt, mit Puppen zu spielen, die völlig unrealistische Körpermaße idealisieren? Angesagt ist es in unserer Welt aber, mangels guter Drehbücher einfach bekannte Kinderspiele oder die beliebtesten Attraktionen aus Vergnügungsparks zu verfilmen. So kommen Filme wie “Transformers”, “G.I.Joe” oder “Jungle Cruise” ins Kino.
Jetzt ist das nächste Level erreicht – es werden sogar schon Puppen verfilmt. Als die ersten überpinken Bilder im Web auftauchten, war mein erster Gedanke, dass dies das Ende der Karrieren von Margot Robbie und erst recht von Ryan Gosling bedeuten würde.
Da hätte ich nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein können: Der Kinofilm von Regisseurin Greta Gerwig ging vom Start weg durch die Decke – und knackte in kürzester Zeit die 1-Milliarde-Dollar-Einnahmegrenze. Und ein Ende ist noch lange nicht erreicht.
Aber was taugt der Film? Ich ging ins Kino mit der Erwartung, einen quietsche-pinken Spaßfilm zu sehen. Im ersten Drittel kann “Barbie” das noch sehr gut einlösen. Die überdreht abgefahrene Barbie-Welt wird einfach selbstironisch witzig dargestellt. Die Barbies leben in bunten Wohnungen, die keine Wände haben, sodass sich alle gegenseitig sehen können. Das Wasser in der Dusche fließt um die Barbies herum. Wenn sie aus einer Tasse trinken, wird die Bewegung nur angedeutet. Die Barbie-Welt wirkt so, als hätte man das Puppenspiel kleiner Mädchen für viele Millionen Dollar für einen Film visualisiert. Lustig ist, dass die Kens dieser Welt nur als austauschbare Sexsymbole am Strand herumlungern, die darauf hoffen, dass eine der Barbies sie einmal kurz beachtet. Klarer Fall: Hier haben die Barbies die Hosen an.
Doch unsere perfekt schöne Barbie (Margot Robbie) hat auf einmal un-puppige Gedanken und sinniert über den Tod nach. Sie berührt plötzlich mit den Hacken den Boden und schert auch sonst aus dem Reigen ihrer Puppenfreundinnen aus, die jeden Abend eine Girl’s Party steigen lassen. Ohne Kens.
Um Barbies Problem zu lösen, reisen sie und Ken (Ryan Gosling) in die echte Welt. Und erleben einen Schock. Denn in der echten Welt gibt es kein Matriarchat. Hier haben die Männer das Sagen und die Frauen bei weitem nicht das erreicht, was sich die Barbies erhofft haben. Zumindest Ken findet das toll – und kehrt sofort in die Barbie-Welt zurück, um seine Ken-Freunde aufzurütteln. Auch in der Kunstwelt sollen die Männer wieder das Zepter übernehmen.
Irgendwann in der zweiten Hälfte fragt man sich: Was ist das eigentlich für ein Film? Es ist jedenfalls keiner für Kinder, denn die dürften dank der vielen schrägen Andeutungen, den hauptsächlich erwachsenen Themen und dem ständigen Bruch mit allen Barbie-Klischees wenig Freude an dem Streifen haben.
Viele sehen den Film “Barbie” als Gesellschaftssatire in Pink, als vergnügliche Abrechnung mit dem Patriarchat und als Anprangerung einer vom Kapitalismus ausgebluteten Spielzeugwelt.
Mich selbst holt der Film leider auf keiner einzigen Ebene ab. Gerade in der zweiten Hälfte fällt der Film auseinander und weiß nicht so richtig, wie es weitergehen soll. Die Handlung entbehrt dabei für mich jeder Spannung, die Andeutungen verstehe ich nicht, der Film ist absolut unlustig. Für mich war der Kinogang leider verschwendete Lebenszeit. (CS / Bilder: Warner Bros. Pictures Germany)
Fazit: 2 von 5 Sternen (FSK 6)
Spieldauer: 115 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=0BxBCVmo8YQ
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 210 (9/2023).
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