Bredower Schausteller übernehmen: Kirmes feiern in Brieselang!
In Brieselang gehört die Kirmes zu den lokalen Veranstaltungen im Jahr, die bei den Anwohnern fest gesetzt sind. Nachdem der Rummel bereits in der Corona-Zeit pausieren musste, stand er auch in diesem Jahr plötzlich auf der Kippe: Explodierende Kosten zwangen den bisherigen Veranstalter zur Absage. Doch dann sprangen Schausteller aus Bredow ein – und sorgten dafür, dass die Kinderachterbahn und der Autoscooter trotzdem aufgebaut wurden.
Seit vielen Sommern kümmert sich der Brieselanger Christian Stange mit seinem Team um die Planung und Ausrichtung der Brieselanger Kirmes. In diesem Jahr kam es überraschend zu einer kurzfristigen Absage: Die Kosten für die Verlegung der Stromkabel vom Trafohäuschen bis zum Festplatz Brieselang-Nord in der Thälmannstraße hätten sich vervierfacht und die Veranstaltung damit leider unwirtschaftlich gemacht.
Ein Jammer für die vielen Brieselanger Kinder, die sich so sehr auf den Rummel gefreut hatten. Aber in diesem Jahr ging noch einmal alles gut, denn kurzerhand sprang eine Schaustellertruppe aus dem Brieselanger Ortsteil Bredow ein. Sie sorgte dafür, dass die Kirmes vom 10. bis zum 13. August trotzdem stattfinden konnte.
Nicole Friedrich (46), die selbst eine Süßigkeitenbude mit gebrannten Mandeln, Crêpes und Lebkuchenherzen betreibt, erklärt: “Wir sind eine eingeschworene Schaustellertruppe, die ihre Gerätschaften in Bredow auf dem Gelände von Bernhard Schaffeld unterstellt. Als wir davon gehört haben, dass die Brieselanger Kirmes ausfallen soll, war uns sofort klar, dass wir einspringen. Jeder von uns hat geschaut, wie er Zeit hat und welche Buden und Fahrgeschäfte er beisteuern kann. Bernhard Schaffeld war übrigens selbst gleich mit sechs Geschäften mit dabei, so auch mit seiner Kinderachterbahn, den Greifern, einem Kinderkarussell und seinen Spielautomaten.”
Das größte Problem war es, die Kirmes in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen – es blieben nur sechs Wochen. Das Wichtigste: Anstatt auf die kostenintensive Verlegung von Stromkabeln zu setzen, wurden stattdessen Stromgeneratoren aufgestellt, die aber nur tagsüber liefen. Nicole Friedrich: “Nachts hat uns ein Nachbar Strom zur Verfügung gestellt, damit wir unsere Kühlung weiterhin aufrecht erhalten können. Dafür möchten wir uns sehr bedanken.”
Schwierig war es, rechtzeitig an alle nötigen Genehmigungen zu gelangen. Nicole Friedrich: “Normalerweise dauert es schon bis zu vier Wochen, bis man eine angefragte Genehmigung auch wirklich in den Händen halten kann. Die letzte Erlaubnis, die wir für den Rummel brauchten, war die Marktfestsetzung. Sie erreichte uns am Mittwoch, also genau einen Tag vor dem Start vom Markt. Wir hätten die Kirmes aber auch nicht weiter nach hinten verschieben können. Denn normalerweise planen die Schausteller ihr Jahr bereits komplett im Januar durch. Da bleibt für Spontanität kein Platz mehr. Die meisten von uns waren für die Zeit nach dem 13. August bereits verplant, etwa für das Ketziner Fischerfest. Wir konnten in Brieselang wegen der Stromsituation auch keine Wohnwagen zum Übernachten aufstellen. Hier war es ein echter Gewinn, dass wir alle direkt vor Ort leben. Anders wäre das nicht möglich gewesen.”
Nicole Friedrich erklärte auch, wie so eine Kirmes-Planung funktioniert: “Bei uns Schaustellern kümmern wir Frauen uns um das Theoretische. Und die Männer setzen dann praktisch um, was wir uns ausgedacht haben.”
Für die Brieselanger haben sich die Mühen der Schausteller aber gelohnt. Von Donnerstag bis Sonntag gab es auf dem zentral gelegenen Festgelände ein wirklich abwechslungsreiches Angebot mit einer Kinderachterbahn, einem Autoscooter, einem Kettenkarussell, einer Zombie-Gruselhütte, einer Kindereisenbahn, verschiedenen Greifer-Automaten, einem Büchsenwerfen und der Möglichkeit, mit Dart-Pfeilen auf Luftballons zu werfen.
Wer wollte, konnte sich gleich an mehreren Buden etwas zu Essen und zu Trinken holen. Neben den Naschereien von Nicole Friedrich gab es so auch verschiedene bunte Eis-Slushies für die Kinder, süffige Cocktails für die Erwachsenen, einen Bierwagen und verschiedene Angebote mit deftigem Essen. Die Schausteller hatten auch eine große Bühne für Live-Auftritte aufgebaut und viele Bierzeltgarnituren zum Sitzen und Verweilen auf der grünen Wiese aufgestellt.
Nicole Friedrich: “Die Brieselanger Kirmes war in diesem Jahr ein echtes Familienfest. Wir haben ein wirklich sehr großes Angebot vor allem auch für kleine Kinder vor Ort gehabt.”
Gern würden die Bredower Schausteller am Ball bleiben und die Kirmes auch im kommenden Jahr erneut organisieren. Nicole Friedrich: “Mit mehr Zeit und Vorlauf können wir auch das eine oder andere große Fahrgeschäft buchen, das war in diesem Jahr so schnell nicht möglich. Allerdings wird es bei mehreren Bewerbern um die Ausrichtung des Festes eine Ausschreibung geben müssen. Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn wir die Kirmes weiterhin ausrichten dürfen.”
Das Feedback durch die Brieselanger war in diesem Jahr äußerst positiv, auch weil viele Besucher schon bangten, dass die Kirmes ausfallen muss. Nicole Friedrich: “Am Sonntag haben wir die ersten Wagen abgestellt, am Montag ging es mit dem Aufbau los. Da kamen viele Brieselanger schon zu uns und haben sich dafür bedankt, dass wir eingesprungen sind.”
Generell bedauert die Kirmes-Chefin, dass der Jahrmarkt eine auf lange Sicht aussterbende Institution ist: “Jährlich fallen immer mehr freie Flächen weg, die wir für die Kirmes brauchen. Deswegen gibt es viele bekannte Feste nicht mehr, man denke nur an das jahrzehntelang organisierte Deutsch-Amerikanische Freundschaftsfest in Berlin-Zehlendorf oder an die Kreuzberger Festtage. Es ist zu schade, denn die Menschen gehen doch so gern auf die Kirmes.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 210 (9/2023).
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