Kino-Filmkritik: Kandahar
Seit vielen, vielen Jahren spielt Gerard Butler die Hauptrolle in verschiedenen Actionfilmen. Er war in “Rock N Rolla” zu sehen, in “Gamer”, in “Hunter Killer” oder in der Naturkatastrophen-Gurke “Geostorm”. Mit “Olympus Has Fallen” hat er wohl seinen größten Erfolg gefeiert – und konnte mit “London Has Fallen” und “Angel Has Fallen” direkte Nachfolger ins Kino bringen. Auch sein Film aus dem letzten Jahr – “Plane” – soll fortgesetzt werden.
Mit “Kandahar” tritt Gerard Butler einmal mehr im Mid-Sektor-Bereich an. Es ist kein echter Top-A-Blockbuster, der hier im Kino gezeigt wird. Aber Actionfreunde werden trotzdem viel Spaß mit dem Film von Regisseur Ric Roman Waugh haben, der in der Produktion 37 Millionen Dollar gekostet hat.
Im neuen Film spielt Gerard Butler den Ops-Agenten Tom Harris. Er ist im Iran unterwegs, um vor Ort dabei zu helfen, eine unterirdische Atomanlage digital zu infiltrieren und schlussendlich zur Explosion zu bringen. Eigentlich ist er schon fast wieder im Flieger nach Hause, um dabei sein zu können, wenn seine Tochter ihren Universitätsabschluss macht. Doch dann nimmt er noch einen letzten kleinen Auftrag an. Dabei wird seine Tarnung aufgedeckt, Menschen sterben – und Tom Harris hat nur noch eine Hoffnung. Er muss sich innerhalb von nur 30 Stunden über 400 Meilen zum Flughafen in Kandahar durchschlagen. Kandahar liegt aber mitten in Afghanistan. Dabei steht ihm nur der afghanische Übersetzer Mo (Navid Negahban) zur Seite.
Auf seiner actionreichen Flucht bekommt es Tom Harris mit afghanischen Warlords, mit iranischen Agenten der Revolutionsgarde und auch mit dem geheimnisvollen pakistanischen Killer Kahil (Ali Fazal) zu tun, der auch noch Interessen einer dritten Seite vertritt.
Regisseur Ric Roman Waugh arbeitet bereits zum dritten Mal mit seinem Star Gerard Butler zusammen. Er legt “Kandahar” als betonharten Kriegs- und Agentenfilm an, in dem der Tod hinter jeder staubigen Ecke warten kann. Tatsächlich haben Actionfreunde aber nichts zu meckern – es geht ordentlich rund auf dem Schirm. Tom Harris stolpert von einer Krisensituation in die nächste. Und jede scheint tödlicher als die davor. Sogar Hubschrauber greifen an.
Ein neuer Twist ist, dass Regisseur Ric Roman Waugh die Gegenspieler nicht eindeutig in Gut und Böse aufteilt. So wird etwa gezeigt, dass auch der Anführer der iranischen Truppen, Farzad Asadi (Bahador Foladi) Frau und Kinder hat. Und der Killer Kahil erscheint so cool, dass man ihn irgendwann mit als Helden des Films betrachtet. Wenn aber die Gegner in einem Actionfilm allzu menschlich werden und die Empathie erwacht, verfehlt ein solcher Film seinen Zweck: Der Zuschauer kann sich nicht mehr völlig frei auf eine Seite schlagen.
Viel Zeit nimmt sich der Film, um auf die unfreiwillige Beziehung zwischen dem Agenten und seinem ihm zugewiesenen Übersetzer einzugehen. Der alte Mo hat seine eigenen Traumata zu überwinden: Sein Sohn wurde von genau den Warlords in Afghanistan umgebracht, durch dessen Territorium das Duo nun reisen muss. Die wachsende Beziehung zwischen dem zupackenden Agenten und dem eher bedächtigen Übersetzer ist denn auch einer der Pluspunkte des Films.
Das Drehbuch für das Wüstenabenteuer stammt übrigens von Mitchell LaFortune. Er war selbst an verschiedenen Einsätzen des Nachrichtendienstes DIA in Afghanistan beteiligt – und kennt sich dementsprechend aus. (CS / Bilder: Leonine Studios)
Fazit: 3,5 von 5 Sternen (FSK 16)
Spieldauer: 119 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=oUxxPvK3pNU
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 209 (8/2023).
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