Hitzeperioden und Starkregen: Geförderte Klimamaßnahmen im Falkenseer Zentrum!
Der Klimawandel ist bereits spürbar. Er sorgt in Deutschland für höhere Temperaturen und für Dürre – und zugleich mit Starkregenereignissen für Überschwemmungen. Aus diesem Grund sollten Hausbesitzer schon heute über gewisse Klimafolgenanpassungen nachdenken. Es geht vor allem darum, Regenwasser direkt vor Ort zu binden und zugleich die Gebäude vor übermäßiger Sonneneinstrahlung zu schützen. Für das Zentrum von Falkensee stehen dafür Fördergelder bereit.
Wetterextreme wie anhaltende Hitzewellen und plötzliche Starkregenereignisse sind aufgrund des Klimawandels in den kommenden Jahren deutlich häufiger zu erwarten.
Die Bemühungen müssen natürlich weiter in die Richtung gehen, die Emission von Treibhausgasen wie eben Kohlendioxid zu reduzieren. Gleichzeitig ist es aber wichtig, in der Städteplanung auf die neuen Herausforderungen einzugehen und Nachteile durch gezielte Maßnahmen zu kompensieren. Hier geht es vor allem um die Retention (Regenrückhaltung) und die Klimafolgenanpassung an Gebäuden.
Kathrin Pollow vom Stadtplanungsamt Falkensee: “Wir haben uns über mögliche Fördermittel informiert und die Erstellung eines Retentions- und Klimafolgenanpassungskonzeptes für die Innenstadt beauftragt, gefördert über das Bundesprogramm ‘Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren’. Diese Fördermittel gelten aber nur für das Zentrum von Falkensee. Als Stadt möchten wir etwas für Klimaschutz und Klimaanpassung unternehmen – und holen dafür die privaten Eigentümer etwa der Häuser an der Bahnhofstraße mit ins Boot.”
Für eben diese Hauseigentümer aus dem Zentrum von Falkensee fand am 13. Juli eine Informationsveranstaltung im Musiksaalgebäude statt, der leider nur 14 Teilnehmer gefolgt waren.
Babett Ullrich, Fachbereichsleiterin Wirtschaft, Klima und Controlling, fasste zusammen, warum ausgerechnet das Zentrum von Falkensee so wichtig für die zu ergreifenden Klimamaßnahmen ist: “Falkensee ist bereits eine sogenannte Schwammstadt. Das bedeutet, dass auf den Grundstücken der Bürger ausreichend Flächen vorhanden sind, die das Regenwasser vollständig aufnehmen können, ohne dass es über die Kanalisation abgeführt werden müsste. Das gilt aber nicht für das Falkenseer Zentrum. Hier kann das Regenwasser nur in Teilen versickern. Typisch für eine Innenstadt sind viele Flächen versiegelt und die grünen Elemente reichen nicht aus, um das anfallende Wasser komplett vor Ort binden zu können. Mit den Fördermaßnahmen soll versucht werden, genau das zu ändern. Diese Maßnahmen würden allen Menschen zugute kommen, die sich im Zentrum aufhalten.”
Beim Schwammstadtprinzip handelt es sich um eine “Abflussvermeidung durch eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung”.
Im öffentlichen Stadtbild könnte man etwa Maßnahmen ergreifen und ein durchlässiges Pflaster auf den Bürgersteigen verlegen, neue Versickerungsanlagen bauen, Retentionsräume schaffen oder sogenannte Mulden-Rigolen-Systeme mit einer Kombination aus Versickerungsmulden und Baumbestand realisieren. Vor allem der wenig ergrünte Marktplatz vor der alten Stadthalle an der Bahnhofstraße wäre ein guter Ort, um diese Maßnahmen zu realisieren (siehe Illustration). Mehr Vegetation und mehr Bäume würden zugleich für eine Verschattung sorgen und über eine Verdunstung von Wasser auch eine Kühlung herbeiführen. Gerade in Hitzeperioden wäre es für die Menschen angenehmer, sich im Zentrum zu bewegen und aufzuhalten. Und: Eine Kombination aus Stadtgrün und Versickerungsanlagen ist immer auch ein Hochwasserschutz.
Aber die Stadt möchte ja gern die Hausbesitzer aus der Innenstadt zum Schulterschluss animieren. Sie können ebenfalls Maßnahmen durchführen, um etwas gegen extreme Sommerhitze und Starkregen zu unternehmen. So könnte man ein spezielles Sonnenschutzglas verbauen, für eine hellere Dachoberfläche sorgen oder einen Sonnenschutz installieren. Gegen Starkregenereignisse könnte man zum Schutz der Fassade einen wasserabweisenden Außenputz verwenden oder Außenwände mit einer gefügedichten Betonauflageschicht versehen.
Im Grunde genommen geht es aber in erster Linie um eine Dach- und Fassadenbegrünung, die bei zu viel Sonne kühlend wirkt und bei Regen das Wasser hält.
Dipl.-Geogr. Stephan Bandermann von der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH (www.sieker.de): “Vor allem in städtischen Bereichen sind die Böden oft versiegelt. Bei Extremwetterereignissen, die in Zukunft weiter zunehmen werden, kann das Wasser deswegen nicht abfließen, es staut sich. Die abführenden Kanäle sind schnell hofflungslos überlastet. Große Rückhaltebecken zu bauen, wäre zu teuer. Wie können wir uns in der Stadt schützen? Wir müssen unsere Städte umbauen und anders gestalten. Eine Dach- oder Wandbegrünung kann dabei helfen, große Wassermengen aufzunehmen und zu binden, um sie dann ganz langsam wieder abzugeben. Die neue Strategie ist es eben, das Wasser vor Ort zu lassen.”
Eine Dachbegrünung schützt die Dachhaut, hat eine Dämmwirkung, senkt die Oberflächentemperatur, sorgt für mehr Luftfeuchte, speichert das Niederschlagswasser, erhöht die Biodiversität, reinigt die Luft von Feinstaub, bindet CO2 und funktioniert auch als Schallschutz.
Lisa Winter von der Intep – Integrale Planung GmbH (www.intep.com): “Eine extensive Dachbegrünung kann auf 100 Quadratmetern Fläche gesehen bis zu 50 Liter Wasser am Tag binden, ein richtiges Klimagründach bis zu 1.000 Liter.” Bei der letztgenannten intensiven Dachbegrünung kommen aber statt Moosen, Sukkulenten und Gräsern bereits Stauden, Rasenflächen und Bäume zum Einsatz.
Die gleichen Effekte bringt auch eine Fassadenbegrünung mit sich. Hier gibt es eine Pflanzenliste mit empfohlenen Arten, die sich für diesen Zweck sehr gut eignen. Bei einer fassadengebundenen Begrünung etwa mit Geranien, Spindelstrauch, Johanniskraut oder Immergrün sind die Kosten allerdings sehr hoch – bis zu 2.000 Euro pro Quadratmeter fallen an.
Wer sich als Hausbesitzer im Falkenseer Zentrum für eine der Maßnahmen interessiert, hat die Möglichkeit, eine BAFA-Förderung in Anspruch zu nehmen. Jana Tappeiner von der Intep: “Hier gibt es u.a. eine Förderung für die Dämmung der Gebäudehülle – das gilt auch für eine Dach- oder Fassadenbegrünung. 15 Prozent der aufgewendeten Summe wären hier förderfähig.”
Birgit Würdemann von der Complan Kommunalberatung, die sich in Falkensee um das Zentrumsmanagement kümmert, stellte eine weitere Fördermaßnahme vor: den Innenstadtfonds Falkensee. Er wurde gerade für die Jahre 2023 bis 2025 neu aufgelegt – als Fördertopf zur Aktivierung privaten Engagements. Das Geld im Fonds stammt aus der Quelle “Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren” und von der Stadt Falkensee. 45.000 Euro können jedes Jahr aus dem Fonds abgerufen werden. Es geht dabei um private Projekte in der Innenstadt von Falkensee, die Geldzuschüsse in Höhe von wenigstens 500 und maximal 7.500 Euro benötigen. 80 Prozent der Projektsumme werden bei Bewilligung aus dem Innenstadtfonds bezahlt, 20 Prozent müssen selbst aufgebracht werden. Birgit Würdemann: “Das Geld wird allerdings erst nachträglich ausbezahlt, es muss vorfinanziert werden. Gefördert werden Maßnahmen zur Gestaltung des öffentlichen Raums sowie zur Aufwertung der Innenstadt, des Stadtbildes und des Wohnumfeldes, aber auch bauliche Maßnahmen und Investitionen im Gebäudebereich.”
Jetzt geht es also darum: Gibt es in der Innenstadt von Falkensee private Eigentümer von Gebäuden, die bereit dazu sind, verschiedene Maßnahmen an den Häusern durchzuführen, um die jetzt schon spürbaren und die zu erwartenden Auswirkungen der Klimaveränderungen abzupuffern? Die Geld in die Hand nehmen, um durch Verschattung, Kühlung, Verdunstung und Feinstaubfilter die Aufenthaltsqualität im Zentrum verbessern?
Heide Gauert vom Grundeigentümerverein Haus & Grund Falkensee e.V.: “Viele Hausbesitzer in der Bahnhofstraße sind schon sehr alt und haben bestimmt nicht das Geld für so eine Baumaßnahme.”
Babett Ullrich sieht aber noch eine andere Möglichkeit: “Wir sind mit den Investoren im Zentrum im Gespräch, um sie über städtebauliche Verträge dazu zu animieren, sich in Sachen Klimaschutz über das normalerweise vorgeschriebene Maß hinaus zu engagieren.” (Text/Foto: CS / Illustration: Sieker.de)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 209 (8/2023).
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