Moore im Fokus: Eröffnung der Landpartie im Havelland – bei Störk in Nauen!

Bei der Brandenburger Landpartie öffnen in jedem Jahr viele Betriebe u.a. aus der Landwirtschaft ihre Tore, um den Menschen einen Einblick in ihre Tätigkeit zu geben. So finden an zwei Tagen Erzeuger und Verbraucher auf Augenhöhe zusammen. Bei der Eröffnung der Landpartie im Havelland war das beherrschende Thema in diesem Jahr der Klimawandel. Überraschend ist, dass insbesondere die vielen in Brandenburg austrocknenden Moore ein besonders großer CO2-Erzeuger sind.
Die 28. Brandenburger Landpartie (www.brandenburger-landpartie.de) fand in diesem Jahr am 10. und am 11. Juni statt. Im gesamten Bundesland nahmen 151 Betriebe aus der Landwirtschaft, dem Landurlaub, der Forstwirtschaft und der Jagd, der Tierhaltung, der Fischzucht und dem Weinbau an der Landpartie teil. Aus dem Havelland stammten 15 der Gastgeber, darunter auch der Kinderbauernhof Marienhof, der Damwildhof Kraatz, die Agro-Farm, der Jugendhof Brandenburg und die Honigschmiede Görne.
Bereits am 9. Juni wurde die 28. Landpartie für den Landkreis Havelland in Nauen eingeläutet – und zwar mit viel lokaler Politik und mit Vertretern der Landwirte. Die Störk GmbH (www.stoerkgmbh-nauen.de), die Erden, Rindenmulche, Dekore und Biofilter produziert, bot sich als Gastgeber an, um der Eröffnungsveranstaltung einen passenden Rahmen zu geben.
Roger Lewandowski, Landrat vom Havelland, stimmte die Anwesenden auf die Landpartie ein: „Die Landpartie gibt uns die Gelegenheit dazu, die Schönheit und die Vielfalt unseres Landkreises zu zeigen und das Fenster zu unserer havelländischen Landwirtschaft weit aufzureißen. Die Verbraucher, die ansonsten keinen Kontakt mehr zu den Erzeugern haben, können bei der Landpartie direkt und unmittelbar Fragen stellen. Das ist ein tolles Format, um sich ein eigenes Bild von den Dingen zu machen. Der Austausch auf der Landpartie sorgt für eine Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses und Respekts. Man soll eben miteinander reden und nicht übereinander.“
Der Landrat stimmte die Zuhörer aber auch darauf ein, dass der Klimawandel in der Landwirtschaft zu einem immer wichtigeren Thema wird: „Wir leben in einer Zeit, in der klimatische Veränderungen spürbar werden. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam Lösungen finden, um unsere Ökosysteme zu schützen. Unsere Erden sind ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Wie wir mit unseren Böden umgehen, ist sehr wichtig. Wir haben vom Landkreis deswegen schon vor Jahren ein Programm aufgelegt, um in den landwirtschaftlichen Betrieben die Bildung von Humus-Böden zu fördern. Leider haben bislang nur drei Betriebe an diesem Programm teilgenommen. Wichtig ist in diesem Prozess, dass ein umweltfreundliches Verhalten der Betriebe auch belohnt werden muss. Ohne Förderungen aus der Politik wird das nicht funktionieren.“
Landrat Lewandowski brachte in diesem Zusammenhang den Begriff der Agroforstwirtschaft wieder in die Diskussion ein: „Bäume müssen auf die Felder. Das war schon zu Zeiten von Napoleon ein Thema. Bäume beschatten die Felder, senken die Temperaturen und sorgen für mehr Biodiversität. Es braucht aber leider eine halbe Generation, bis eine solche Agroforstwirtschaft Wirkung zeigt.“
Der gleiche Zeitfaktor würde auch für einen Umbau der Wälder gelten, hier ginge es darum, Mischbestände zu pflanzen. Roger Lewandowski: „Monokulturen mit Kiefern sind nun einmal leider hochentzündlich, das sieht man gerade wieder an den aktuellen Waldbränden.“
Der Landrat mahnte auch den Aufbau regionaler Wertschöpfungskreisläufe an. Diese Kreisläufe würden nicht nur regionale Produkte stärken, sondern auch gut für das Tierwohl sein: „Ein eigener Schlachthof im Havelland wäre sehr gut, damit die Tiere nicht durch das halbe Land gefahren werden müssen. Leider sind die Vorschriften für den Betrieb exorbitant hoch.“
Johannes Funke, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Havelland, kümmerte sich um die Moderation der Veranstaltung mit dem Titel „Klimawandel im Havelland – Herausforderungen anpacken!“ Er sagte: „Der Klimawandel ist ein Megathema unserer Zeit. Es ist klar: Auch die Landwirtschaft, der Gartenbau und die Forstwirtschaft werden ihre Emissionen senken müssen. Wir müssen Kohlenstoff in den Wäldern, in den Mooren und auf den Feldern binden. Und auch der Trekker, der mit Wasserstoff angetrieben wird, wird kommen. Wie und wann, diese Fragen sind allerdings weiterhin noch offen.“
Dr. Ulf Hauke aus dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hielt einen Impulsvortrag mit dem Titel „Klima- und Moorschutz – Perspektive für Brandenburg?“ Er stellte dabei die Moore ins Zentrum der Aufmerksamkeit: „Brandenburg gehört zu den fünf moorreichsten Bundesländern in Deutschland. Moore können leider leicht zu Treibhausgasquellen werden, wenn sie austrocknen. In Brandenburg sind inzwischen fast alle Moore trockengefallen. Nimmt man alle entwässerten Moore in Deutschland zusammen, so werden hier pro Jahr 53 Millionen Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Das entspricht in etwa dem gesamten CO2-Ausstoß von Brandenburg.“
Dr. Ulf Hauke würdigte die Leistung unserer Vorfahren, die feuchten Moore für den Ackerbau zu kultivieren: „Aber heute sehen wir das mit anderen Augen.“
Die intensive Landwirtschaft auf ehemaligen Moorflächen hätte die Natur anfälliger gemacht, hinzu käme die Nutzung vom Torf aus den Mooren für Blumenerde. Dr. Ulf Hauke: „Wir haben die endliche Nutzung unserer landwirtschaftlichen Flächen vor Augen. Ist der Torf erst einmal weg, ist es mit der landwirtschaftlichen Nutzung vorbei. Im Schotter wächst halt nichts mehr.“
Aus diesem Grund sei der Moorschutz auch auf Bundesebene in der Regierung angekommen. Wichtig sei nun die Wiederbenetzung von trockenen Moorlandschaften und darauf folgend die Bewirtschaftung der neuen nassen Standorte – etwa mit der wirtschaftlichen Anpflanzung von Rohrkolben und Schilf oder der Tierbewirtschaftung etwa mit Wasserbüffeln. Bei einer solchen Nutzung wird übrigens von Paludikulturen gesprochen.
Ziel sei es, durch die Vernässung von trockenen Mooren bis 2030 fünf Millionen Tonnen CO2 zusätzlich pro Jahr einzusparen. Es gäbe zwar ein Aktionsprogramm, das auch mit Geld unterfüttert wird. Dr. Ulf Hauke: „Das ist aber eine Generationsaufgabe. Und wir setzen bei der Landwirtschaft auch auf eine Freiwilligkeit, die Nachahmer finden muss. Es wird Brandenburg nicht gelingen, klimaneutral zu werden, wenn die Moore aus der Gleichung ausgeklammert werden.“
Die Störk GmbH gehört seit Anfang 2022 zur Compo-Gruppe. Holger Vox von Compo berichtete, dass das Unternehmen große Anstrengungen unternehme, um Torf in den Substraten gegen hochwertige Ersatzstoffe auszutauschen. Torf würde heute nur noch auf wenigen Flächen in Niedersachsen gewonnen werden – und das auch nur auf Böden, auf denen vorher Landwirtschaft betrieben wurde. Stand heute hätte man nach der Nutzung auch schon tausend Hektar Moor wiedervernässt. Ein vollständiger Torfausstieg sei allerdings mangels passender Ersatzstoffe nicht so schnell möglich, wie sich das die Regierung wünscht. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 208 (7/2023).
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