Von der Landgemeinde zur modernen Stadt in 226 Seiten: Die Chronik zu 100 Jahre Falkensee ist da!

Vor einhundert Jahren, am 1. April 1923 war es, schlossen sich die beiden Dörfer Falkenhagen und Seegefeld zur Landgemeinde Falkensee zusammen. Der inzwischen zur Stadt gereifte Ort feiert damit in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Und wie ließe sich dieses Jubiläum besser feiern als mit einer eigenen, dicken Chronik! Uwe Grötschel hat sie verfasst. Vorgestellt wurde sie der Öffentlichkeit am 24. Mai im Museum der Stadt.
Gabriele Helbig als Leiterin von Museum und Galerie Falkensee, zeigte sich am 24. Mai zur Buchpräsentation samt Lesung sehr ergriffen: “Unsere Chronik, an der wir so lange gearbeitet haben, ist endlich da. Es ist ein umfangreiches Werk geworden – mit 226 Seiten und 95 Abbildungen.”
Bürgermeister Heiko Müller, der die Geschicke von Falkensee in den letzten letzten 16 Jahre aktiv mitgestaltet hat, wusste natürlich, dass die Chronik noch deutlich umfangreicher hätte ausfallen können: “Das Spannendste am Bücherschreiben ist das Weglassen. Es gibt schließlich so vieles zu erzählen. 1.500 Seiten erschienen uns aber zu viel. Die zentrale Frage war deswegen: Was kriegt man alles in ein Buch, das am Ende auch noch gern gelesen wird? Man muss sich eben auf das Wesentliche konzentrieren.”
Uwe Grötschel (64) ist in Falkensee ein journalistisches Urgestein. Der Falkenseer mit dem scharfen Blick und der detailverliebten Feder hat das “Falkenseer Stadt-Journal” gegründet und außerdem den großen Vorteil, “seine” Stadt bereits zu DDR-Zeiten als auch später nach der Wende intensiv begleitet zu haben. Einen besseren Autor und intimeren Kenner der zu erfassenden Ereignisse hätte man sich für dieses Buch kaum wünschen können.
Das wurde bei der Lesung am 24. Mai überdeutlich. Uwe Grötschel streifte in einem gut einstündigen Lesevortrag alle Kapitel aus dem Buch und knüpfte seinen erzählerischen Bogen bereits vor der Falkensee-Gründung in den Jahren 1846 bis 1923 fest, als der Berliner Dampfzugverkehr den Ausflugsverkehr ins Brandenburger Umland brachte und die ersten Villenkolonien vor Ort entstanden.
“Lange Zeit ist über den Namen der neuen Gemeinde diskutiert worden; zunächst ist der Doppelname ‘Falkenhagen-Seegefeld’ der Favorit gewesen. Man einigt sich jedoch schließlich – ‘aus Kostengründen ‘ – auf eine kürzere Version. Der neue Ortsname Falkensee nimmt durch die Anfangsilben ‘Falken’ bzw. ‘See’ die historischen Dorfnamen von Falkenhagen und Seegefeld auf.” (Zitat Chronik)
Ganz egal, ob die folgenden Kapitel “Die neue Landgemeinde Falkensee”, “Falkensee unter dem Hakenkreuz”, “Eine Stadt im Mauerschatten” oder “Die wachsende Stadt” heißen: Die Chronik zeigt in 220 Seiten sehr detailreich, spannend erzählt, üppig bebildert und – da, wo es angebracht ist – immer auch mit ein wenig humorvollem Schalk in der Wortwahl auf, wie einzigartig die Geschichte von Falkensee ist, das in der Nazizeit braun aufleuchtete, in den DDR-Jahren im Mauerschatten verdörrte und nach der Wende zum Boom-Ort wurde. Das alles lässt sich nicht nur von den letzten alteingesessenen Bürgern nostalgisch seufzend wegschmökern, sondern erklärt auch den Neuzugezogenen etwas von der Geschichte ihrer Stadt. Hier erkennt man deutlich, warum Falkensee so ist, wie es ist.
“In Falkensee entsteht ein engmaschiges Netz von NSDAP-Organisationen. Neben den beiden Ortsgruppen agieren zwei Dutzend Gliederungen bzw. angeschlossene Verbände, darunter die Deutsche Arbeitsfront, die NS Frauenschaft, ein Fliegersturm, ein Reitersturm oder das Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps. Mehr als 100 Zeilen- und Blockleiter nehmen als sogenannte Hoheitsträger der NSDAP in den Wohngebieten Betreuungs- und Überwachungaufgaben wahr.” (Zitat Chronik)
Uwe Grötschel, der bei seiner Arbeit an der Chronik intensiv von der Stadt Falkensee und vom Museum unterstützt wurde, erklärte: “Ich habe im Januar 2022 damit angefangen, an der Chronik zu schreiben. Dabei habe ich mir zunächst einmal vier Monate lang freigenommen, um mich intensiv in die Materie einzuarbeiten. Danach habe ich das ganze Jahr an dem Buch gearbeitet und weiter an den Texten geschrieben. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, das vorhandene Wissen zusammenzuführen. Zum Glück habe ich aus zwei Jahrzehnten lokalen Journalismus ein großes, eigenes Archiv, auf das ich zurückgreifen konnte. So hatte ich auch Zugriff auf authentische historische Beobachtungen und Zitate von Falkenseern, die ich für meine Texte verwenden konnte. Wichtig war mir vor allem, dass Gabriele Helbig mit der Chronik zufrieden ist.”
Herausgeber der quadratischen Chronik mit dem Titel “100 Jahre Falkensee – Von der Landgemeinde zur modernen Stadt” ist die Stadt Falkensee. Um das Layout und die Produktion hat sich die Druckerei Bügler gekümmert. Die erste Auflage umfasst 3.000 Exemplare, das Buch kostet 19,80 Euro. Es lässt sich im Museum und im Bürgeramt erwerben. (Text/Fotos: CS)
“Der 26. Mai 1995 ist ein Freudentag. Der Lückenschluss auf der Hamburger Bahn zwischen Spandau und Falkensee ist vollendet. Es ist das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 2. Nach 34 Jahren Unterbrechung hat die Stadt ihren Lebensnerv zurückgewonnen, der lang ersehnte Regionalbahnverkehr nach Berlin wird aufgenommen.” (Zitat Chronik)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 207 (7/2023).
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