Kino-Filmkritik: Sisu
Aus Finnland kommt ein Film zu uns, der sich anschickt, das Genre der 1-Mann-Kampfmaschinen um eine neue kriegerische Variante zu erweitern. Nach den Gewaltexzessen in “John Wick” oder “Nobody” kommt nun “Sisu” ins Kino. Der Untertitel “Rache ist süß” ist allerdings völlig falsch gewählt, denn mit Rache hat der Film eigentlich nichts zu tun. Der Streifen von Regisseur und Drehbuch-Autor Jalmari Helander (“Big Game”) nimmt uns mit in die lappländische Ödnis, …
… in der es nur Felsen, karge Natur, dünne Bäche und keinen einzigen Baum gibt. Hier lebt der ehemalige Soldat Aatami Korpi (Jorma Tommila) einsam in der Wildnis, um Gold zu schürfen.
Er kann seinen Augen nicht trauen, als er tatsächlich auf eine Ader stößt, die genug Gold führt, um zwei große Taschen mit den Nuggets zu füllen. Prompt macht er sich zusammen mit seinem Hund auf, um den Fund in der Zivilisation zu Geld zu machen.
Doch “Sisu” spielt in den Vierzigern. Der Zweite Weltkrieg tobt und die Deutschen stehen kurz davor, den Krieg zu verlieren. Das betrifft auch den SS-Obersturmführer Bruno Helldorf (Aksel Hennie), der mit einem Panzer, einem Mannschaftswagen und einem kleinen MG-Geschütz durch Lappland rollt, um zu einem verabredeten Fluchtpunkt zu fahren, wo ein Flugzeug auf ihn wartet.
Natürlich kreuzen sich die Wege des mit Gold beladenen Finnen und der SS-Nazis. Es kommt, wie es kommen muss: Die Nazis wollen das Gold haben und der ehemalige Elitekämpfer möchte es nicht hergeben. Weit, weit entfernt von der nächsten menschlichen Ansiedlung kommt es so zum Kampf “Einer gegen Alle”.
Auf dem Plakat wird der Film mit dem Zitat eines Journalisten als “Glorreiches Gemetzel” bezeichnet. Tatsächlich ist der Film so ungefiltert brutal und blutig, dass es nur für eine Freigabe “ab 18 Jahren” gereicht hat.
Dabei weiß der Film bekennende Actionfreunde durchaus zu unterhalten. Man glaubt fast, einen Quentin-Tarantino-Film zu sehen. Die anderthalbstündige Gewaltorgie wird völlig schnörkellos und geradlinig erzählt. Das Geschehen wird dafür in mehrere Kapitel unterteilt, die mit Namen wie “Das Minenfeld” bereits vorgeben, was gleich passieren wird.
Die Nazis und der einsame Kämpfer kreisen dabei immer wieder neu umeinander. Und jedes Mal, wenn sie aufeinander treffen, wird es auf eine sehr einfallsreiche Art und Weise – blutig. Das ist ebenso verstörend wie ungeheuerlich umgesetzt: “Sisu” ist absolut nichts für schwache Nerven. Immerhin musste bei der Übersetzung niemand Überstunden schieben: Der Hauptdarsteller spricht gefühlt nur einen einzigen Satz im ganzen Film.
Der Name des Films ist übrigens Programm. “Sisu” kann nicht übersetzt werden. “Sisu” ist finnisch und bezeichnet eine Form von Mut und unvorstellbarer Entschlossenheit im Angesicht eigentlich unbezwingbarer Hindernisse. Klar ausgedrückt: Der von den Nazis gejagte Finne ist eigentlich gefühlt schon mehrmals tot, aber sein Körper weigert sich einfach zu sterben.
Actionfreunde werden mit dem finnischen Rambo-Verschnitt viel Freude haben. Sämtliche Schauspieler sind perfekt ausgewählt und spielen ihre Rollen auf herrlich schräge Weise. Zum Ende hin können sogar die von den Nazis gefangenen Frauen zeigen, welch tödliche Aggressionen in ihnen stecken. Der Film kommt am 11. Mai ins Kino. (CS / Bilder: Sony Pictures)
Fazit: 4 von 5 Sternen (FSK 18)
Spieldauer: 91 Minuten
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=90whB0RE7tM
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 206 (5/2023).
Seitenabrufe seit 3.06.2023:
Kennen Sie schon unsere Gratis-App?
Apple – https://unserhavelland.de/appapple
Android – https://unserhavelland.de/appandroid
Anzeige