Setz dich doch: Netzwerktour besuchte Bänke aus dem Projekt “Von Bank zu Bank im Havelland”
Das Demografie-Forum Havelland hat im Juni 2021 den Startschuss dafür gegeben, den demografischen Wandel im Landkreis mit verschiedenen Projekten zu begleiten. Aus dem Geldtopf des Forums hat sich das Projekt “Von Bank zu Bank im Havelland” finanziert. Überall im Havelland wurden ganz besondere Bänke aufgestellt. Am 15. Mai stiegen über 55 interessierte Bürger in einen Bus, um fünf neuen Bänken im östlichen Havelland einen Besuch abzustatten.
Das “Demografie-Forum Havelland” ist ein freiwilliges Bündnis, an dem sich die Kommunen des Landkreises, die Havelland Kliniken und der Landkreis selbst beteiligen. Vor zwei Jahren wurden 90.000 Euro in einen Fördertopf gelegt. Pro Kommune ist es möglich, bis zu 5.000 Euro aus dem Topf zu erhalten. Um die Zusammenarbeit unter den Kommunen zu fördern, werden aber ausnahmslos nur Projekte zugelassen, an denen sich gleich mehrere Ortschaften nachbarschaftlich beteiligen.
Das erfolgreichste Projekt, das bislang mit den besagten Geldern finanziert wurde, ist “Von Bank zu Bank im Havelland”. Die Idee war es, in vielen Orten rustikale hölzerne Bänke an wichtigen Punkten aufzustellen, die alleine mit ihrer Form bereits eine spannende Geschichte erzählen, zugleich aber Jung und Alt zum Verweilen einladen.
Für das Projekt “Von Bank zu Bank” kamen gleich neun Kommunen zusammen: Falkensee, Pausin, Dallgow-Döberitz, Ketzin/Havel, Brieselang, Zootzen-Damm, Barnewitz, Garlitz und Rhinow.
Der Holzbildhauer Jörg Richter aus Nennhausen hat sich um die zeitaufwändige Produktion der Bänke gekümmert und lauter individuelle Lösungen geschaffen. Das erste Sitz-Ensemble wurde im April 2022 in Pausin am Wansdorfer Weg aufgestellt, damit die hier vorbeiradelnden Radfahrer einen Ort fürs Innehalten bekommen.
Seit dem letzten Jahr ist aber viel passiert. 27 Sitzbänke wurden bereits aufgestellt. Die neuen Outdoor-Sitzmöbel kamen so gut an, dass manche Kommunen sogar zum Wiederholungstäter geworden sind. Viele weitere Bänke werden noch folgen; hier sind die Standorte bereits genehmigt und es geht nur noch um die Finalisierung der Bänke.
Natürlich sieht man auf seinen Wegen immer wieder einmal die eine oder andere Bank aus diesem Programm am Straßenrand stehen. Da fragt man sich schon: Wie mögen wohl die anderen Bänke aussehen, die man noch gar nicht kennt?
Aus diesem Grund fand am 15. Mai eine besondere Netzwerktour statt. Extra für den Anlass wurde ein großer Bus gemietet – und 55 Personen machten sich auf den Weg zu einer Besichtigungstour durch das östliche Havelland. Fünf Bänke sollten dabei besichtigt werden. Bei der Tour waren auch die beiden Altbürgermeister a.D. Wilhelm Garn (Brieselang) und Jürgen Hemberger (Dallgow-Döberitz) mit dabei. Auch Bärbel Eitner und Ines Neidt durften als die urspünglichen Lieferanten der zündenden Idee nicht fehlen.
Die Bänke, die inzwischen stehen, tragen alle besondere Namen. Da gibt es etwa die “Wappenbank” in Bredow, die “Eulen- und Bücherbank” in Zootzen, die “Harfenbank” in Friesack oder die “Schmetterlingsbank” in Möthlow.
Aber das Havelland ist groß – und auf der Netzwerktour konnten nur die neuen Bänke in Nauen, Pausin, Brieselang, Ketzin, Seeburg und Falkensee besucht werden.
Eine echte Überraschung war, dass es an jedem Standort eine kleine kulturelle Überraschung für die Besucher gab. So konnten die Bank-Reisenden Frank Dittmer am Leierkasten bestaunen, den Pausiner Jagdbläsern lauschen, dem Liedermacher Lukas Mückenfett beim Vortragen eines ganz besonderen Falkensee-Liedes zuhören und einen Auftritt der Band Kling-Klang beiwohnen. Zur Band Kling-Klang gehört übrigens auch der Ex-Sugar-Beats-Musiker Dieter Franke, der zusammen mit einem weiteren Sugar-Beats-Kollegen und einer Sängerin auftritt. Sie spielten den extra für das Event geschriebenen Song “Von Bank zu Bank”, um der Idee von den öffentlich aufgestellten Outdoor-Sitzmöbeln ein musikalisches Denkmal zu setzen. Eine erste CD mit der Musik wurde an Landrat Roger Lewandowski überreicht.
Der freute sich sehr über den Erfolg des Projekts: “Wo hat man das denn schon, dass passend zu einer Idee auch gleich noch ein Lied komponiert wird? Das Projekt ‘Von Bank zu Bank im Havelland’ hat sehr gut funktioniert und seinen Zweck erfüllt. Es ging darum, eine Umgebung zu schaffen, die sagt: Lasst uns zusammenkommen und miteinander reden. Inzwischen ist daraus eine kleine Bewegung im ganzen Landkreis geworden. Das ist identitätsstiftend, die Bürger identifizieren sich mit ihrem Landkreis. Die Bänke sollen aber nicht nur ein Ort des Verweilens sein, sondern auch ein Ort, an dem etwas stattfindet. Das können etwa Lesungen oder musikalische Aufführungen sein.”
Die Netzwerkteilnehmer besuchten u.a. die “Lokomotiv-Bank” in Brieselang, die “Storchennest”-Bank in Pausin und die “Bank im Garten der Erinnerung” in Falkensee.
Die Falkenseer Bank ist etwas ganz besonderes. Denn sie besteht aus einem runden Tisch mit fünf kleinen Bänken drumherum. Das Ensemble steht auch nicht im öffentlichem Straßenland, sondern im Garten hinter dem gelben “Haus des Erinnerns” (ehemalige Kita) der Evangelischen Kirchengemeinde Falkensee-Seegefeld in der Seegefelder Straße. Bettina Hegewald: “Tisch und Bänke haben zusammen ein Gewicht von 350 Kilo. Das Ensemble musste deswegen sogar mit einem Kran in den Garten gehoben werden.”
Pfarrerin Gisela Dittmer: “Viele wissen nicht, dass es in der Seegefelder Straße einen kleinen Friedhof unserer Gemeinde gibt. Wer vom Friedhof kommt, soll sich bei uns jederzeit hinsetzen und andere Menschen treffen können. Es gibt auch einen festen Stamm an Senioren, der sich regelmäßig im Freien an unserem runden Tisch trifft. Die Bänke wurden vor drei Wochen aufgestellt. Es scheint, als seien sie schon jetzt unverzichtbar.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 207 (6/2023).
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