Freie Fahrt für Kinder: Vierte Kidical Mass lässt Kinder durch Falkensee radeln!
Kinder können nicht entscheiden, ob sie lieber mit dem Auto oder mit dem Motorrad in die Schule, zum Sport oder zu ihren Freunden fahren möchten – sie haben ja keinen Führerschein. Sie sind stattdessen vor allem auf das Fahrrad angewiesen. Leider finden sie in Falkensee keine sicheren Bedingungen für ihre Fahrten vor. Auf der vierten “Kidical Mass” in Falkensee haben sie am 7. Mai einmal mehr für ihre Wünsche und Forderungen demonstriert.
Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat in Falkensee durchaus Probleme, sicher von A nach B zu kommen. Fahrradwege sind oft überhaupt nicht vorhanden, sodass man mit dem Rad entweder auf dem Bürgersteig oder auf der Straße fahren muss. Oder sie sind in keinem guten Zustand. Kein Wunder also, dass Falkensee bei der Wahl zur fahrradfreundlichsten Stadt nicht auf den vorderen Plätzen zu finden ist.
Immerhin ist sich die Verwaltung der Problematik bewusst. So wurde bereits ein Radverkehrskonzept (RVK) für Falkensee entwickelt. Auf der Basis dieses Konzepts wurde etwa gerade die Hansastraße auf beiden Seiten mit einer Fahrradspur versehen, sodass die Autos nicht mehr vor Ort parken können. Und auch bei der Planung für den Ausbau des Havelländer Wegs wird gleich mit an eine Radwegeführung gedacht.
Aber – es reicht noch nicht aus und es geht auch nicht schnell genug. Um noch mehr Druck auf den Kessel zu bringen, hat das “Netzwerk Fahrradfreundliches Falkensee” (www.fahrradfreundliches-falkensee.de) am 7. Mai zusammen mit der “Critical Mass”, dem “Jugendforum Falkensee”, “Fridays For Future Falkensee” sowie dem “ADFC Falkensee” zur vierten “Kidical Mass” in Falkensee aufgerufen.
Die “Kidical Mass” ist der Kinder-Ableger der “Critical Mass”, die in Falkensee seit April 2018 nahezu monatlich veranstaltet wird. Dabei fahren Radfahrer auf der Straße durch die Stadt und machen auf diese Weise gemeinsam auf ihre Bedürfnisse aufmerksam. Bei der “Kidical Mass” sind im besonderen Maße auch die Kinder eingeladen, sich zu beteiligen. Sie stehen sogar im Mittelpunkt: Es geht konkret um ihre Wünsche, Sorgen und Bedürfnisse.
Am Treffpunkt vor der alten Stadthalle in Falkensee fanden sich morgens um zehn Uhr über hundert Radfahrer ein, darunter vor allem Eltern mit ihren Kindern.
Ein betroffenes Elternteil ist auch Thomas Vogel, der sagt: “Wir müssen ein Zeichen für bessere und sicherere Radwege setzen. Ich bin selbst fast ausschließlich mit dem Rad unterwegs. Ich bin leider der Meinung, dass die markierten Radwege auf der Straße nichts bringen. Ein aufgemalter Strich auf der Straße hält die Autofahrer auch nicht davon ab, mich so bündig zu überholen, dass es mich fast vom Rad holt. Dass der Radfahrer auf der Straße fährt, ist vom Autofahrer unerwünscht.”
Seine Tochter Abby (15) ist selbst mit dem Rad unterwegs: “Ich bin auf das Fahrrad angewiesen. Auf meinem Schulweg finde ich vor allem das Auf-der-Straße-Fahren in der Kant-Straße gefährlich. Auch den Kreisverkehr Bahnhofstraße / Poststraße finde ich problematisch, weil ich kurz vor dem Kreisverkehr auf die Straße geführt werde und mich die Autos im Kreisverkehr immer wieder überholen möchten, anstatt hinter mir zu bleiben.”
Für die Kinder wurden vor dem Start zur rollenden Demo abwaschbare Tattoos für die “Kidical Mass” verteilt. Auch konnten laminierte Demo-Plakate mit Kabelbindern am eigenen Rad befestigt werden.
Lennart Meyer vom “Netzwerk Fahrradfreundliches Falkensee”: “Uns geht es darum, dass sich auch die jungen Verkehrsteilnehmer sicher in unserer Stadt bewegen können. Insbesondere die Wege zum Hort und zur Schule sind ganz besonders wichtig. Hier müssen wir feststellen, wo sich die Gefahrenstellen befinden – und sie abstellen. Wir brauchen eine gute Radinfrastruktur, damit Auto- und Radfahrer sicher ans Ziel kommen. Ich würde mir auch innerorts Tempo 30 wünschen, damit sich die Geschwindigkeit von Auto und Radfahrer aneinander angleichen.”
Wird denn jetzt allgemein mehr Rad gefahren in Falkensee, um etwas für die Umwelt, den Klimawandel und auch für die eigene Gesundheit zu tun? Lennart Meyer: “Ich habe schon das Gefühl, dass gerade in den jungen Familien mehr Fahrrad gefahren wird. Die Eltern haben oft bereits den Anspruch, die Kinder mit dem Rad zur Schule zu begleiten als sie mit dem Auto zu fahren. Ich sehe auch immer mehr Lastenräder in Falkensee.”
Die Fahrraddemo der “Kidical Mass” wurde von der Polizei begleitet, um für die Sicherheit der Radfahrer im Straßenverkehr zu sorgen. Die Route führte die Bahnhofstraße hinunter, dann die Poststraße hinauf über die Karl-Liebknecht-Straße zur Karl-Marx-Straße und über die Nauener Straße bis hin zur Falkenhagener Straße.
Um das Haus am Anger herum hatten die Verantwortlichen bereits ein kleines Fahrradfest mit Eis, Popcorn, Siebdrucken, und weiteren Aktionen wie etwa der gemeinsamen Gestaltung von Buttons vorbereitet. Lennart Meyer: “Hier haben wir auch Straßenkarten von Falkensee ausgelegt, um die Teilnehmer der Demo darum zu bitten, für Radfahrer besonders gefährliche Stellen zu markieren.”
Die “Critical Mass” und auch die “Kidical Mass” gibt es inzwischen in vielen Städten auf der ganzen Welt. Die nächste “Kidical Mass” in Falkensee könnte im September stattfinden. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 207 (6/2023).
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