Basler ballert in der Falkenseer Stadthalle: Anekdoten eines bewegten Fußballer-Lebens!
Mario Basler kommt nach Falkensee und viele Fußballfreunde vor allem der älteren Generation wissen sofort: Wenn “Super-Mario” auftritt, dann lohnt sich ein Besuch. Mario Basler war als Profifußballer immer eine Gefahr für den Gegner. Und nach dem Abpfiff legte er mit seinem Mundwerk nach. Das funktioniert auch heute noch bestens. Am 24. März lud Mario Basler zu “Basler ballert” in die Falkenseer Stadthalle ein. Die knapp zweihundert Besucher bekamen lustige Anekdoten aus einer Fußballerzeit zu hören, als noch nicht jeder Schritt der Profis auf Facebook und Instagram verfolgt wurde.
Kaum stand Mario Basler auf der Bühne der Falkenseer Stadthalle, da war er auch schon auf Krawall gebürstet: “Ist der Bürgermeister von Falkensee hier? Irgendjemand vom Straßenamt?”
Auf seiner Anreise von weit her in die Gartenstadt hatte eine der vielen Dauerbaustellen den ungeduldigen Freistoßexperten über Gebühr aufgehalten: “Ich habe eine dreiviertel Stunde bis in mein Hotel gebraucht. Wenn es morgen wieder nach Hause geht, überlege ich glatt, ob ich nicht besser schon nachts losfahre.”
Der Torschützenkönig, der beim 1. FC Kaiserslautern, bei Hertha BSC in Berlin, bei Werder Bremen und sogar bei Bayern München Fußball gespielt hat, ist jemand, den man heute als “meinungsstark” bezeichnen würde. Er poltert, er redet Klartext, er erzählt zotige Anekdoten. Die kleinen Fältchen um die Augen zeigen aber, dass er eigentlich ein Netter ist, der für seine Freunde bedingungslos durchs Feuer geht. Und der auch über sich selbst lachen kann.
So fragt er auch gleich das Publikum, welche Vorurteile über ihn denn wohl bis nach Falkensee gedrungen sind. Er raucht, heißt es aus dem Publikum. Mario Basler: “Stimmt. Ich rauche, seitdem ich dreizehn bin. Ich habe auch damals vor jedem Spiel geraucht. Wenn ich dann ein Tor geschossen hab, war’s egal. Ich werde mit dem Rauchen auch nicht mehr aufhören.”
Und Alkohol würde er trinken. Basler: “Na klar. Aber ich habe damals nicht mehr Alkohol getrunken als andere. Ich hab’s halt vor dem Spiel gemacht, die anderen erst danach.”
Und er hätte immer nur 70 Minuten am Stück können, heißt es. Mario Basler: “Also meine Frau ist zufrieden damit.”
Gelächter im Publikum. Die meisten der knapp 200 Zuschauer, die eine Karte gelöst haben, haben früher selbst einmal aktiv Fußball gespielt. Heiko Richter, Veranstaltungsmanager in der Stadthalle Falkensee: “Heute sind vor allem die Männer da. Die Vertreterinnen der Aperol-Fraktion sind heute nur ganz vereinzelt zu sehen.”
Die Fans von damals, die sich an viele wichtige Basler-Spiele noch erinnern können, sind begierig darauf, Anekdoten zu hören. Und Mario Basler liefert sie ihnen. Er erzählt frank und frei, was er mit Fußballgrößen wie Uli Borowka, Thorsten Legat, Oliver Kahn oder Uli Hoeneß erlebt hat.
Der ehemalige Profi, der auf der Bühne ein T-Shirt mit seinem Konterfei und dem Spruch “Mich interessiert nicht, wer spielt – Hauptsache, ich spiele” trägt und über den sein Trainer Otto Rehhagel einmal gesagt hat: “Bis zum Kopf ist Mario Basler Weltklasse, darüber Kreisklasse” – er hält sein Publikum im Griff und ist plötzlich sogar selbst ergriffen, als er mitbekommt, wie viele Zuschauer noch sein wichtigstes Spiel vor dem inneren Auge haben. Damals, als er im Mai 1999 für Bayern München im Finale der Champions League stand und kurz vor dem Ende ausgewechselt wurde. Damals haben die Bayern das sicher gewonnen geglaubte Spiel in der Nachspielzeit doch noch verloren. Mario Basler: “Also so lange ich auf dem Feld stand, haben wir die Champions League gewonnen. Eigentlich hätte wenigstens ich noch die Prämie bekommen müssen.”
Das ist Mario Baslers Credo: “Fußball ist wie Theater und meist spiele ich dabei die Hauptrolle.” Und so erzählt er, wie er in Bremen aus gutem Grund immer ein paar Freikarten für das nächste Spiel im Handschuhfach seines Autos hatte. Wie er von Otto Rehhagel mit einer schönen Italienerin im Bett erwischt wurde und am nächsten Tag trotzdem den ersten Hattrick seiner Karriere ins Netz der gegnerischen Mannschaft setzte. Und noch so viele mehr.
Nach 45 Minuten gab es wie beim Fußball den Pfiff zur Pause. Das Publikum durfte Fragen per WhatsApp einreichen: “Aber bitte nicht anrufen.” Nach der Pause wurden auch gleich die wichtigsten Fragen beantwortet. Etwa die, wie Mario Basler die Hertha-Krise bewertet: “Ich habe ja auch mal für die Hertha gespielt. Es ist traurig, was da gerade passiert. Union hat der Hertha bereits den Rang abgelaufen. Ich hoffe, dass der Verein in der Bundesliga bleibt, aber das wird noch ein harter Kampf werden.”
Nach dem Ende der zweiten Spielzeit ging es nach einer kurzen Raucherpause auch für Mario Basler ins Foyer der Stadthalle. Hier stand der Spieler, der seine Profikarriere auf dem Rasen vor 18 Jahren beendet hat, unermüdlich für Handyfotos mit seinen Fans zur Verfügung und signierte sein Buch “Eigentlich bin ich ein super Typ”.
Norman Kohout aus Falkensee, der übrigens zum allerersten Mal in der neuen Stadthalle war, zeigte sich begeistert: “Das hat der Mario echt gut gemacht, das war sehr kurzweilig. Das hätte ich gar nicht gedacht. Ich bin aber auch alt genug, das war genau meine Zeit damals, ich kenne die Spieler alle noch, von denen Mario da erzählt. Auch heute wird beim Fußball noch ordentlich getrunken, das was schon immer so.”
Sven Steller war mit vielen guten Fußballfreunden von den Falkenseer Spätlesen vor Ort. Die Kicker-Senioren hatten extra einen eigenen WhatsApp-Chat eingerichtet, um sich für den Abend zu verabreden: “Der Abend war erwartungsgemäß sehr lustig, so macht Fußball Spaß. Mario Basler ist schon ein geiler Typ. Solche Typen gibt es doch heute gar nicht mehr im Fußball. Es war echt erfrischend, ihm einfach nur zuzuhören. Es wäre so schön, wenn der Fußball auch heute noch so wäre wie damals.” (Text/Fotos: CS)
Exklusivinterview Mario Basler
Sie sind ja schon eine ganze Weile runter vom Fußballplatz. Trotzdem kommen die Leute gern und hören sich an, was Sie zu sagen haben. Wo kommt die Anziehungskraft her?
Mario Basler: “Ich glaube, dass das Programm ganz interessant für die Leute ist, weil Geschichten aus meiner Karriere erzählt werden. Heute ist es ja wirklich schwierig, noch echte Geschichten von den Spielern zu bekommen.”
Liegt das Interesse nicht auch daran, dass viele Profifußballer heute nur noch vorgefertigte Sätze aus der Marketingabteilung weitergeben und Sie noch Klartext sprechen?
Mario Basler: “Das weiß ich jetzt nicht. Die spielen ja alle nur Fußball. Wenn die mal aufhören mit dem Fußball, dann ist das auch anders. Dann können die auch anders reden. Heute ist es auf jeden Fall gefährlicher für die Spieler, gewisse Wahrheiten zu erzählen, weil man ja auch sehr schnell in eine Schublade gesteckt wird. Wenn man da nicht ordentlich gendert, muss man schon sehr schnell auswandern.”
So wie der Profifußball heute aufgestellt ist, würden Sie da gerne heute noch mal Profi sein?
Mario Basler: “Es ist schon klar, dass das heute eine andere Zeit im Fußball ist. Wir entwickeln uns ja ständig weiter. Wir schlafen ja technisch gesehen schon auf dem Mond, das ging halt früher noch nicht. Die Zeit bleibt nicht stehen. Ob man heute lieber spielt? Wir hatten damals auch schöne Zeiten gehabt. Deswegen: So wie es ist, ist es in Ordnung. Ich habe das große Glück, früher geboren zu sein, ich bin mit dem, wie wir Fußball gespielt, haben, sehr zufrieden.”
Bei meinem Vater sind die Bälle mit der Zeit immer kleiner geworden. Erst war da der Fußball, dann kam Tennis, jetzt ist Golf an der Reihe. Gibt es auch bei Ihnen einen neuen Sport?
Mario Basler: “Ich spiele auch Golf. Schon seit Jahren. Mein Handicap liegt bei 9,6. Aber ich komme halt leider nur sehr wenig zum Spielen. Aber wenn ich einmal zum Spielen komme, dann freue ich mich auch richtig darauf. Ich spiele in Bad Griesbach, da bin ich auch Mitglied im EAGLES Charity Golf Club e.V. Wir spielen 15 Turniere im Jahr für den guten Zweck, und sind alle aus dem Verein in Bad Griesbach gemeldet.”
Wenn Sie heute noch Fußball gucken, sind Sie da immer noch mit Leidenschaft dabei?
Mario Basler: “Das ist weniger geworden. Natürlich schaue ich mir nicht mehr jedes Fußballspiel an, weil es einfach zu viele gibt. Aber Bayern gegen Manchester City, das werde ich mir sicherlich immer anschauen. Oder Bayern gegen Dortmund. Aber wenn Augsburg gegen Schalke spielt, dann stell ich mir bestimmt keinen Wecker, um das Spiel nur ja nicht zu verpassen.”
Heute bleibt ja kein Schritt der Profis mehr unbeobachtet. Alles wird von den Fans ja sofort in den sozialen Medien kommentiert. Da konnten Sie früher viel einfacher der Presse entwischen. Ist das für die jungen Profis nicht belastend, dass sie keine Chance haben, dem einmal zu entkommen?
Mario Basler: “Für den Verein ist das ein großer Vorteil, sie brauchen keine Detektive mehr losschicken, was damals durchaus passiert ist. Heute wird man auf Schritt und Tritt beobachtet. Egal, was du machst, es wird es in den Medien oder in den sozialen Netzwerken auftauchen. Deswegen ist es für mich verständlich, dass die Spieler nicht mehr so rausgehen und feiern. Aber: Teilweise wollen sie es ja auch. Die rufen ja manchmal die Zeitungen an, um zu sagen, dass sie irgendwo sind, damit nur ja Bilder gemacht werden. Oft genug wird das ja sogar noch bezahlt. Und von daher beschweren sich die Spieler ja auch gar nicht.”
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 206 (5/2023).
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