URST Events: Enrico Gennrich – Der Partymacher aus Nauen

Enrico „Enno“ Gennrich ist einer von vielleicht zwanzig, dreißig Köpfen im östlichen Havelland, die dafür sorgen, dass die Bewohner des Landkreises abends etwas unternehmen können. Enno stampft ein Technospektakel in der Falkenseer Stadthalle aus dem Boden, holt Paul van Dyk auf die Nauener Freilichtbühne, plant aber auch ein riesiges Kinderfest für die ganze Familie im Nauener Stadtbad. Carsten Scheibe von „Unser Havelland“ traf sich mit dem gewerblichen Krachmacher zum gemütlichen Frühstück.
Enrico Gennrich alias Enno alias der Kopf hinter dem Label URST Events: Wer ist das eigentlich?
Enno: „Ich bin 38 Jahre alt und stamme aus Neuruppin. Vor 12 Jahren bin ich nach Nauen gezogen. Seit Juli diesen Jahres lebe ich mit meiner Freundin und einem Hund direkt in der Nauener Altstadt.
Nach der Schule habe ich seinerzeit meine erste Ausbildung zum Kfz-Mechaniker abgebrochen – und war damals erst einmal ein ganzes Jahr im Berliner Tresor feiern. Das zum Thema Zukunft. Aber es war doch gut für meinen jetzigen Weg, es hat sich also am Ende ausgezahlt.
Während ich dann doch noch eine dreijährige Ausbildung zum Maurer gemacht habe, habe ich bereits in Marwitz für die Beat-Fabrik gearbeitet, das liegt im Oberkrämer. Hier war ich zunächst nur der Runner, also der Glassammler, der die ausgetrunkenen Gläser zusammenträgt, damit sie wieder gespült werden können.
Als ich nach Nauen gezogen bin, habe ich erst im Tedi in Nauen gearbeitet und später bei Esprit im Havelpark. Es hat aber nicht mehr lange gedauert und ich konnte mich als ‚Veranstaltungstyp‘ selbstständig machen. Musik war eben mein Ding.“
Zunächst hast du aber nur als DJ gearbeitet, der elektronische Techno-Musik auflegt?
Enno: „Ja, vor zehn Jahren war ich noch als reiner DJ unterwegs. Dann kam ein Track von mir heraus, der sehr viel verändert hat. Das war ‚Little Bird‘. Er wurde bei einem sehr bekannten Label veröffentlicht, bei ‚Katermukke‘. Das hat mir viele Türen geöffnet und ich habe in der Folge viele andere Kreative kennengelernt.
Berlin war zu der Zeit das Mekka der elektronischen Musik. Das hat mir natürlich sehr geholfen, dass ich auch aus dieser Ecke stammte. Damals war ich bestimmt 17 Tage im Monat unterwegs, um hier wie dort ein zweistündiges Set mit elektronischer Musik aus dem Techno-Bereich zu spielen. Ich hatte Aufträge in ganz Deutschland, aber auch in Österreich, in Paris, in Lissabon oder in Arosa in der Schweiz. Mein Name als DJ: ‚Kollektiv Klanggut‘.
An vielen Orten war ich nur ein paar Mal. Arosa bin ich aber immer treu geblieben, das ist so etwas wie mein zweites Zuhause. Die Mentalität in der Schweiz ist einfach eine andere. Die Schweizer sind wirtschaftlich unabhängig. Dadurch sind sie irgendwie freundlicher und entspannter. Ende März bin ich wieder da.“
Wie kam es zu den ersten eigenen Events?
Enno: „Mein erstes eigenes Event, das war ‚Project X‘ in der Agrar Halle in Kremmen.
Im Havelland ging es 2012 weiter mit ‚Secret Water‘. Das war ein Techno-Spektakel, das ich mit Christopher Sauerbaum und Stefan Löbig am Angelteich in Markee durchgeführt habe. Den ‚Secret Water‘ Abend haben wir mehrmals wiederholt, zuletzt 2015 in Bredow. Da haben wir acht Wochen vorher extra Mutterboden aufgebracht und Rasen ausgesäht, um den Festivalplatz entsprechend vorzubereiten.
Dann haben sich aber alle verknatscht und es gab Zoff. Viele Köche verderben eben den Brei. Jeder wollte sein Ding durchziehen.
2016 ging es zusammen mit Christopher Sauerbaum und Tobias Brudlo weiter – mit „Sommer, Liebe & Badelatschen“. Den Namen haben wir uns an einem Abend ausgedacht, da waren wir garantiert nicht alle nüchtern. Das fand zunächst ebenfalls am Speicherbecken in Markee statt. 2018 bin ich da aber komplett ausgestiegen.
Weitere große Projekte waren der ‚Schlagerfrühling‘ und die ‚Freilichtdisco‘ in der Nauener Freilichtbühne. Zusammen mit Erik Venhues vom Berliner A7-Club habe ich Paul van Dyk nach Nauen geholt.
2021 habe ich als Eventmanager am Brieselanger Nymphensee angefangen. Hier habe ich für den Pächter Frank Goslowsky ein Public-Viewing passend zur Fußball-WM durchgeführt, die Party ‚Gestört aber geil‘ inszeniert und ein Familien- und Countryfest gestemmt.
Aber man kann nicht immer gewinnen. 2020 habe ich zusammen mit Tobias Brudlo mitten in der schlimmsten Corona-Zeit ein Popup-Autokino auf dem Sägeplatz in Nauen inszeniert. Leider haben nur wenig Nauener das Angebot angenommen, die meisten Zuschauer kamen aus anderen Orten. Und wir haben nicht die allerneuesten Filme bekommen. Die waren den Bestandskunden, also den klassischen Kinos vorbehalten. Es ist traurig. Es war so eine schöne Idee, aber wir haben die Saison mit einem 5-stelligen Minusbetrag hinter uns gelassen.
Ende 2022 gab es noch eine Klatsche für mich persönlich. Da habe ich das Ackerbürgerfest in Nauen geplant. Alles war fertig vorbereitet, da gab es plötzlich eine bedrohliche Unwetterwarnung. Ich wollte Leib und Leben der Besucher schützen – und habe das Fest am Abend vorher abgesagt. Dumm für mich: Das Unwetter zog an Nauen vorbei. Es wurde nicht akzeptiert, dass ich das Fest abgesagt hatte. Hier habe ich wieder 10.000 Euro verloren.“
Du bist auch auf Facebook jemand, der sich nicht alles gefallen lässt, und auch mal Klartext redet.
Enno: „Mir fehlt ganz klar eine gewisse Wertschätzung auch von Seiten der Bürger, wenn man sich schon für das Havelland engagiert und hier etwas auf die Beine stellt. Einige reden nach einem Event negativ – vor allem in den sozialen Netzwerken. Da heißt es dann, der Eintritt war zu teuer, die Schlange am Bartresen war zu lang oder die Getränke kosten zu viel Geld. Na klar, über die Qualität des Sounds oder die Klasse der Künstler gibt es in der Regel auch nichts zu meckern. Wir Veranstalter machen den Job ja nicht, um die Leute zu ärgern. Wir möchten, dass alle eine gute Zeit haben.
Ich persönlich finde es immer ärgerlich, dass die Leute zwischen Berlin und Nauen klar differenzieren. In Berlin ist es anscheinend in Ordnung, 12 Euro für einen Cocktail zu verlangen. Aber wenn wir in Nauen ganz legitime fünf Euro haben wollen, heißt es: Wir sind hier doch nicht in Berlin.“
Wie geht es nun weiter?
Dieses Jahr möchte ich noch viel klarer herausarbeiten, was ich tue. Oft werde ich mit anderen Aktiven zusammen in einen Topf geworfen. Aber ich bin meine eigene Ein-Mann-Firma, die sich ganz nach Bedarf weitere Leute mit ins Boot holt, die zum Projekt passen.
Um das noch klarer auszuarbeiten, habe ich aus meiner Firma URST Agency das Unternehmen URST Events (www.urstevents.de) gemacht. Ich kümmere mich um Veranstaltungen aller Art. Ich organisiere Geburtstage vom Catering bis zur Musik. Momentan wollen alle heiraten, da gibt es echt extrem viele Anfragen. Das hat sich anscheinend während der Corona-Pandemie aufgestaut. Auch hier kümmere ich mich gern um alles. Für Firmen kann ich große Events stemmen – etwa ein Kartrennen auf dem Spreewaldring.
Darüber hinaus stehen verschiedene eigene Veranstaltungen auf dem Programm. Am 22. April wird es ein großes Kinderfest im Nauener Freibad geben – mit vielen Angeboten für die gesamte Familie. Wir planen ein buntes Bühnenprogramm, verschiedene Walking Acts, einen kleinen Rummel, Hüpfburgen, Kindersport-Angebote und einen TikTok-Tanz, den wir vor Ort entwickeln und der von Nauen aus viral gehen soll. In der Freilichtbühne Nauen lade ich am 27. Mai zu ‚Schlager im Park‘ und am 24. Juni zur ’90er Jahre Party‘ ein. Neun bis zehn Events sind bereits für das laufende Jahr geplant.
So ganz vom Techno kommst du nicht los? RAVE’O’LUTION geht in Serie?
Das ist wieder so ein Beispiel für eine Eventreihe, bei der ich mir einen starken Partner an die Seite hole. Hier ist es Heiko Richter von der Falkenseer Stadthalle. Wir hatten zusammen bereits den ‚Electronic Wintercircus‘ gestartet, um elektronische Musik in Falkensee und Umgebung anzubieten. Am 12. November ’22 gab es die erste Auflage von RAVE’O’LUTION – mit Dr. Motte, dem Mitbegründer der Love Parade, und mit vielen DJs aus verschiedenen Gruppen wie Klangfarben, URST oder SLUBL. Da haben wir nach der Erstauflage mit Dr. Motte eine irre positive Resonanz bekommen, das haben die Leute hart gefeiert. Am 4. März geht es mit der RAVE’O’LUTION weiter, da kommen Lexy & K-Paul als Star-DJs. Und im November gehen wir in die dritte Runde.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 204 (3/2023).
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