Amazon geht: Brieselang verliert das Amazon Logistikzentrum BER-3!
Seit gut zehn Jahren ist Amazon im Havelland präsent. Das Logistikzentrum in Brieselang verpackt vor allem kleinformatige Güter wie Bücher oder DVDs – und schickt sie auf die Reise. Über 600 Mitarbeiter sind am Standort beschäftigt, um den Konsumhunger der Online-Besteller zu befriedigen. Nun wurde am 28. Februar die Schockmeldung verbreitet: Amazon macht den Brieselang-Standort zu!
Das Amazon-Logistikzentrum BER-3 in Brieselang gibt es seit 2013. 3,5 Millionen Artikel sind hier nach dem Konzept der “chaotischen Lagerhaltung” in Regalen in sechs großen Hallen verstaut, die zusammengenommen so groß sind wie neun Fußballfelder. Die “Stower” verstauen die neu aufgenommene Ware in den Regalen, die “Picker” sammeln sie passend zu den Bestellungen der Kunden wieder ein, um sie an die Rebin-Abteilung weiterzugeben. Hier werden die Artikel in die Pakete verpackt.
Amazon beschäftigt weltweit 1,5 Millionen Menschen. 600 von ihnen mit Sitz im Havelland bangen plötzlich um ihren Arbeitsplatz: Das Logistikzentrum in Brieselang soll geschlossen werden.
Amazon gibt dazu das offizielle Statement aus: “Wir überprüfen unser Netzwerk fortlaufend, um sicherzustellen, dass es unseren Bedürfnissen entspricht (…). Im Rahmen dieser Bemühungen kann es dazu kommen, dass wir ältere Standorte schließen (…). Nach einer entsprechenden Überprüfung planen wir die Schließung des Logistikzentrums in Brieselang und haben mit dem örtlichen Betriebsrat Gespräche und Verhandlungen dazu aufgenommen. Parallel planen wir die Eröffnung von zwei neuen Logistikzentren in Deutschland, die in den nächsten drei Jahren rund 2.000 attraktive neue Arbeitsplätze schaffen sollen. Wir sind uns bewusst, dass dies für viele unserer Mitarbeitenden in Brieselang eine schwierige Zeit bedeutet, und wollen unterstützen, wo wir können, unter anderem durch Ausloten aller Möglichkeiten eines Wechsels an andere Amazon-Standorte in Deutschland.”
Dass Amazon nun das Logistikzentrum schließt, liegt sicherlich nicht daran, dass der Versand-Konzern weltweit Stellen kürzen möchte, wie es in den Medien hieß. Amazon ist in Deutschland eher noch am Wachsen und hat in den letzten Jahren viele neue Logistikstandorte in Betrieb genommen, darunter Winsen (Luhe) 2017, Frankenthal 2018, Mönchengladbach 2019, Oelde 2020, Sülzetal 2020, Achim 2021, Gera 2021, Hof-Gattendorf 2022, Helmstedt 2022 und Kaiserslautern 2022. Allein im deutschen Logistiknetzwerk sind 20.000 Mitarbeiter fest angestellt. Seit 2017 sind 9.000 Arbeitsstellen neu geschaffen worden.
Es scheint eher so, dass sich der Amazon-Standort in Brieselang nicht so ausbauen lässt, dass sich die eigenen Zukunftspläne vor Ort umsetzen lassen.
Bereits im letzten Jahr hat Stefan Zaiser, Senior Operation Manager beim Amazon BER-3, gegenüber “Unser Havelland” davon gesprochen, dass bei neu gebauten Standorten bereits sehr darauf geachtet wird, dass sich das Trendthema Robotik besser realisieren lässt. Er erklärte: “Ein Picker läuft am Tag etwa zehn Kilometer. Bei einer Laufgeschwindigkeit von etwa vier Kilometern in der Stunde ist ein Picker pro Tag also knapp drei Stunden lang nur mit Laufen beschäftigt. In einem Robotics-Lager, von denen es inzwischen mehr als ein halbes Dutzend gibt, werden deswegen die Regale zum Picker gefahren. Und zum Stower. Denn auch der verbraucht viel zu viel Zeit damit, nach einem freien Platz für die Ware zu suchen.“
Darauf lässt sich schlussfolgern, dass sich der Brieselang-Standort vielleicht nicht für den Umbau auf die neue Robotik-Technik von Amazon eignet – und deswegen aufgegeben wird. Das könnte dazu führen, dass in Kürze ein ganz neuer Logistik-Standort im Speckgürtel von Berlin eröffnet wird. Vielleicht in Schönefeld. Dort wurde im Mai 2020 bereits ein neues Sortierzentrum mit dem Namen BER-8 in Betrieb genommen. (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 205 (4/2023).
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