Präsentation der Ausbauvarianten: Wird der Havelländer Weg in Falkensee zur Durchgangsstraße?
Der Havelländer Weg führt von der Friedrich-Engels-Allee bis hin zur Schönwalder Straße (L20). Die Straße ist streckenweise in einem sehr desolaten Zustand. Am Ende führt sie sogar als Sandhuckelpiste mitten durch den Wald hindurch. Nun soll sie ausgebaut werden. Während es bereits eine Petition für und eine gegen den Ausbau gibt, präsentierte das Ingenieurbüro IGS erste Planungen im Bauausschuss.
Man kann es sich heute kaum vorstellen. Aber der Havelländer Weg, der zurzeit noch äußerst verschnarcht, schmalspurig und buckelpistig durch einen langen Teil von Falkensee führt, soll einmal eine “richtige” Straße werden – mit Bürgersteig und Fahrradweg und neuer Asphaltdecke. Jens Grothe, Leiter des Falkenseer Bauamts, sieht den Havelländer Weg sogar “gleichbedeutend mit den beiden Landesstraßen, die durch Falkensee gehen.”
Der Havelländer Weg soll demnach zu einer neuen Hauptverkehrsstraße werden. Die Rede ist von 8.400 Autos, die in einer nahen Zukunft täglich über die neu gemachte Straße rauschen könnten.
Das schmeckt vielen Anwohnern, die um ihre beschauliche Ruhe am Rand von Falkensee bangen, so gar nicht. Auch die Umweltschützer sind nicht begeistert, fürchten sie bei einem Ausbau durch das Waldgebiet “Falkenhagener Berge” doch einen herben Einschnitt in die Natur. Aus diesem Grund gibt es inzwischen eine Online-Petition “Nein zum Ausbau des Havelländer Wegs durch das Waldgebiet Falkenhagener Berge!”, die am 18. Februar bereits 770 Unterstützer, davon 597 aus Falkensee, zu einer digitalen Unterschrift verleiten konnte.
Andere Bürger sehen aber die Notwendigkeit, eine neue Hauptverkehrsachse durch Falkensee zu etablieren, um den Verkehr besser zu verteilen. Deswegen gibt es auch eine Online-Petition “Ja! zum Ausbau des Havelländer Wegs“. Sie konnte am 18. Februar bereits 576 Unterstützer, davon 382 in Falkensee, verzeichnen.
Wie sehr der geplante Ausbau des Havelländer Wegs in Falkensee polarisiert, zeigte sich auch am 9. Februar im Bauausschuss. Im Rathaussitzungssaal waren die Zuschauerränge bis nahezu auf den letzten Platz gefüllt. Vor allem die Anwohner des Havelländer Wegs aus den “Falkenhagener Alpen” machten ihrem Unmut deutlich Luft und nutzten die Einwohnerfragestunde, um gegen die Planungen zu protestieren.
Davon unbeeindruckt zeigte das Ingenieurbüro IGS in einer Präsentation, welche Varianten beim Ausbau des Havelländer Wegs überhaupt denkbar wären.
Da der Havelländer Weg auf seiner Strecke vom Kronprinz über den Kreisverkehr am Bella Vita bis zum Waldbeginn und dann durch den Wald zur L20 hin gleich mehrfach seine vorhandene Ausbaustruktur verändert, hatte die IGS die Strecke in fünf Abschnitte zerlegt, die in der Präsentation getrennt voneinander analysiert wurden.
Ziel war es dabei, vier Varianten für den Ausbau zu entwickeln, um anschließend für jeden Straßenabschnitt zu schauen, welche sich für diese Passage wohl am besten eignet. Ein großes Problem bei der Planung war, dass es zurzeit auf weiten Passagen des Havelländer Wegs weder einen Gehweg noch einen Fahrradweg gibt. Um Platz dafür zu schaffen, müssten einmal mehr in Falkensees Geschichte viele Bäume fallen.
Variante 1 sieht einen Straßenbau mit einem zusätzlichen Geh- und Radfahrweg neben der Straße vor.
Variante 2 nutzt einen eigenen Gehweg neben der Straße, setzt aber den Radfahrstreifen auf den Asphalt der Straße.
Variante 3 legt Wert auf einen Bürgersteig, macht aber die Straße deutlich schmaler. Auf der Straße gibt es dann nur noch einen mit Strichellinie abgehobenen Schutzstreifen für die Radfahrer.
Variante 4 gibt ebenfalls den Bürgersteig neben der Straße nicht auf, verzichtet aber komplett auf Radverkehrsanlagen.
Die Verantwortlichen von der IGS führten ganz genau auf, aus welchen Gründen welche Variante für die fünf Streckenabschnitte die beste sei – und welche Varianten sich aufgrund des verfügbaren Platzes sofort verbieten. Beim Variantenvergleich spielten auch die Verkehrssicherheit der Fußgänger und der Radfahrer, das Potenzial der Parkmöglichkeiten auf der Straße, die Höhe der Baumverluste, das Potenzial für Nachpflanzungen, die Betroffenheit privater Grundstücke und die Baukosten eine Rolle.
Es zeigte sich am Ende, dass aus Gründen der “Kontinuität und Durchgängigkeit” eine jeweils leicht angepasste Version der ersten Variante am sinnhaftesten sei. Hier würde die 6,50 Meter breite Fahrbahn allein den Autos vorbehalten bleiben. Hinzu kämen ein separater Gehweg und ein Fahrradweg – mal auf beiden Seiten der Straße, mal nur einseitig.
Allerdings würde diese Variante einen hohen Baumverlust mit sich bringen. Auch eine Waldumwandlung müsste stattfinden, bei der konkrete Baumverluste noch gar nicht benannt wurden.
Thomas Zylla machte als Baudezernent der Stadt Falkensee darauf aufmerksam, dass der Ausbau des Havelländer Wegs bereits im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt von 2018 festgeschrieben war. Noch wurden in der Sache aber keine Entscheidungen getroffen. Die Stadtverordneten tagen zum Thema, auch eine Bürgerbeteiligung wird es geben. (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 204 (3/2023).
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