Mähhhhwerke von Kolecki & Tritscher: Mit der Flasche aufgezogene Schafe suchen eine Weidefläche in Falkensee!

Kerstin Kolecki (59) und Lisa Tritscher (22) kümmern sich zusammen um 22 Schafe und zwei Ziegen, die allesamt von Hand mit der Flasche aufgezogen wurden und die nun absolut zahm und sogar „leinenführig“ sind. Die vierbeinigen Flaschenkinder brauchen jetzt allerdings etwas Grünes zu fressen. Wer in Falkensee und Umgebung eine brachliegende Wiese von den Vierbeinen pflegen lassen möchte, darf sie gern aufs eigene Grundstück führen. Und spart das Benzin für den Rasenmäher.
Den Schäfer Olaf Kolecki kennt eigentlich jeder in Falkensee, Schönwalde-Glien und Umgebung. Im Erlenbruch unterhält er sein Stallgebäude, in dem seine Schafe Unterschlupf finden, sobald die Osterlämmer kommen. 200 Tiere umfasst seine Herde. Zu den Tieren gehören übrigens Schafe ebenso wie Ziegen. Sie werden vornehmlich für die Landschaftspflege eingesetzt. Die Schafe halten die Gräser kurz, die Ziegen hingegen lieben die aufschießenden Bäumchen – und trauen sich sogar an die dornigen Akazien heran.
Kerstin Kolecki ist die Frau vom Schäfer. Sie erzählt: „In jedem Jahr gibt es ein paar Osterlämmer, die wir mit der Flasche aufziehen müssen. Manchmal werden sie von der Mutter nicht angenommen. Oder das Mutterschaf hat keine Milch oder ist krank. Die Lämmer würden sterben, das können wir nicht mit ansehen. Also nehme ich die Lämmer mit nach Hause und gebe ihnen am Anfang alle zwei Stunden die Flasche. Das ist sehr anstrengend, aber die Tiere wachsen einem doch sehr schnell ans Herz. Unsere Flaschenkinder haben alle einen eigenen Namen. Und eine ganz eigene Geschichte, die sie erzählen können.“
Die ältesten mit der Flasche aufgezogenen Lämmer sind inzwischen sechs Jahre alt. Sie werden alle gemeinsam gehalten, kamen also nie zurück in die große Herde. Kerstin Kolecki: „Unsere Flaschenkinder sind alle handzahm. Das würde sich in der großen Herde schnell wieder verlieren. Wir halten sie zurzeit in Falkensee auf einer großen Wiese. Hier besuchen wir sie jeden Tag. Wenn uns die Tiere sehen, kommen sie sofort angelaufen. Sie hoffen, dass wir einen Leckerbissen wie etwa kleingeschnittene Mohrrüben für sie mit dabei haben.“
Die Arbeit mit den Tieren teilt sich Kerstin Kolecki mit Lisa Tritscher: „Ich bin die Freundin von Kerstins Sohn Fritz, der eigene Schafe und Ziegen hat. Ich habe ihn vor zwei Jahren kennengelernt, als eine seiner Ziegen in Seeburg stiften gegangen ist. Vorher hatte ich mit Schafen und Ziegen gar nichts im Sinn, inzwischen geht es nicht mehr ohne. Zu Kerstins und meinen Flaschenkindern gehören reinrassige Bentheimer und Pommernschafe, aber auch verschiedene Kreuzungen.“
So kommt es, dass auf der Wiese weiße, braune und schwarze Tiere in allen nur erdenklichen Größen umherspringen. Manche der Tiere haben sehr kurze Beine, andere ganz lange. Einigkeit gibt es nur darüber, dass die Tiere extrem neugierig sind. Und manchmal durch das Gehege rennen und springen, als wären sie spielende Hunde. Dann haben sie ihre „fünf Minuten“.
Flaschenkinder suchen eine Aufgabe: Wer hat eine große, freie Wiese?
Die Herde der zahmen Tiere wird immer größer. Das bringt Probleme mit sich. Sie brauchen ja eine Wiese, auf der sie das Jahr über stehen können und auf der es genug zu fressen gibt. Die aktuelle Fläche gibt nicht mehr viel Rasen her, es müssen neue Grundstücke gefunden werden.
Kerstin Kolecki: „Unsere Idee ist es nun, dass wir unsere zahmen Schafe auf einer neuen Wiese in der Nähe unterstellen. Man kann sie sich also ausborgen, damit sie im Garten der Havelländer Mäharbeiten verrichten – und Gras und Büsche niedrig halten. Wir sind froh, wenn unsere Schafe etwas Grünes zu fressen haben und es kostendeckend für uns bleibt.“
Wer jetzt bereits zwei, drei Schafe vor seinem inneren Auge im eigenen kleinen Garten grasen sieht, um auf diese Weise den englischen Rasen zu trimmen, sollte von diesem Gedanken wieder Abstand nehmen. Lisa Tritscher, die jedes Jahr einen Wandkalender mit Fotos der Schafe für die Familie erstellt: „Wir brauchen eine Fläche, die wenigstens tausend Quadratmeter groß ist. Die können wir mit einem Elektrozaun einzäunen, sodass die Tiere auch vor Ort bleiben. Wir suchen hier eigentlich weniger den klassischen Familiengarten mit Rosen und Beeten am Rand, sondern eher freie Grundstücke oder große unbehandelte Wiesen, um die sich ansonsten niemand kümmert und die ohne die Mäharbeiten der Tiere schnell zuwuchern würden. Wir würden auch jeden Tag nach dem Rechten sehen, den Tieren Wasser bringen und zufüttern, falls das Gras vor Ort nicht ausreicht.“
Kerstin Kolecki: „Für Lisa und mich ist die Beschäftigung mit unseren Lämmern und Ziegen mehr ein Hobby als ein Geldverdienst. Man kann sich so herrlich entspannen. Oft sitzen wir einfach nur bei unseren Tieren und merken, wie wir in ihrer Gesellschaft zur Ruhe kommen. Doch unsere Herde wird zu groß. Gerade im letzten Jahr sind wieder viele Flaschenlämmer dazugekommen. Wir brauchen die Flächen, um die Tiere unterzubringen.“
Kerstin Kolecki: „Wir würden uns sehr freuen, wenn unsere Lotti und die anderen Schafe und Ziegen eine geregelte Arbeit finden würden. Wer eine freie Fläche für die tierische Landschaftspflege übrig hat, erreicht mich unter der Nummer 0176-60314253.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Zehlendorf Aktuell“ Ausgabe 107 (2/2023).
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