Eingebrochen: Starker Anstieg an Einbrüchen in Einfamilienhäusern im Havelland!
In der dunklen Jahreszeit wird es deutlich später hell und viel früher wieder dunkel. Das sind die perfekten Arbeitsbedingungen für Einbrecher. Insbesondere in Falkensee und in Dallgow-Döberitz mehren sich zurzeit die Meldungen über versuchte und erfolgreiche Einbrüche vor allem über die Terrassentür. Mehrere Facebook-Posts berichten von Spähern, die vor dem Einbruch auf den Grundstücken gesichtet wurden.
In Berlin warnt die Polizei vor gefährlichen Flüssigkeiten am Schloss der Eingangstüren. Offenbar gehen die Einbrecher in der Großstadt dazu über, die Schlösser mit gefährlicher Salpetersäure zu zersetzen.
Diese Methode ist im Havelland nicht im Kommen. Denn hier gibt es viele freistehende Einfamilienhäuser. Die Eingangstür ist meist der am besten gesicherte Punkt am Haus. Aus diesem Grund suchen sich die Einbrecher auf dem Land einen ganz anderen Einstiegspunkt in die Objekte.
Stefanie Wagner-Leppin von der Pressestelle der Polizeidirektion West weiß Bescheid: “In den meisten Fällen gelangten die Täter durch das Aufhebeln von Türen oder Fenstern in das Innere der Gebäude.”
Besonders häufig wird die rückwärtige zum Garten hin gelegene Terrassentür aufgehebelt. Nur äußerst selten wird dabei das Glas eines Fensters oder einer Tür eingeschlagen.
Robert Marquardt ist Geschäftsführer der beiden Falkenseer Firmen German Security und germanSITEC (www.german-sitec.de). Das eine Unternehmen baut Alarmanlagen in die Häuser ein, das andere übernimmt den Objektschutz vor Ort: “Über die Weihnachtsfeiertage hatten wir eine extreme Nachfrage bei uns. Viele Betroffene kamen zu uns, die nach einem versuchten oder einem erfolgten Einbruch gern eine Alarmanlage nachrüsten wollten. Das ging bis in den Januar hinein so weiter. Wir haben auch unsere Revier- und Alarmfahrer informiert, damit sie besonders aufmerksam sind. Allerdings hatten wir bei den von uns geschützten Objekten bislang erfreulicherweise keine Einbruchsversuche zu verzeichnen. Das entsprechende Schild am Zaun scheint also zu wirken.”
In den lokalen sozialen Medien wird gewarnt, dass unmittelbar vor den Einbrüchen unbekannte Personen auf den Grundstücken ertappt worden sind, die sich sehr neugierig umgesehen haben. Auch die Überwachungskamera auf dem Grundstück der Redaktion von “Unser Havelland” filmte im Dezember tagsüber eine völlig fremde Frau, die mit einer Corona-Maske vor der Nase seelenruhig auf das Grundstück flanierte, um dann die Terrasse zu betreten und mehrere Sekunden lang ins Innere des Hauses zu schauen (Foto oben). Die Polizei freute sich über das hochauflösende Video und wertete die Aufnahme bereits als “Einbruchsversuch”.
In der Vergangenheit war auch von offizieller Seite aus von gut organisierten Banden die Rede, die im Speckgürtel um Berlin herum unterwegs sind. Das möchte die Polizei aktuell nicht bestätigen. Stefanie Wagner-Leppin: “Da bei den Einbrüchen in Häuser und Wohnungen die Ermittlungen bislang nicht zur Identifizierung von Tatverdächtigen geführt haben, ist auch unklar, um wen es sich bei den Tätern handelt und ob dies Einzeltäter oder ggf. Tätergruppen sind.”
Sicher ist hingegen, dass die Anzahl der Einbrüche wieder angestiegen ist. Stefanie Wagner-Leppin: “Rückblickend kann gesagt werden, dass nach derzeitiger Einschätzung der Polizeiinspektion Havelland die Anzahl der Wohnungseinbrüche im Jahr 2022 etwa auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit 2019 liegt – möglicherweise sogar etwas darüber.”
Robert Marquardt: “Nach einem Einbruch nehmen die Betroffenen gern die Kosten für die Sicherheitstechnik in Kauf. Ich sage immer gern: Mechanischer Schutz geht vor elektronischen Schutz. Man kann etwa mit einbruchshemmenden Fensterscheiben, Pilzkopfverriegelungen und abschließbaren Fenstergriffen arbeiten. Bei einer Alarmanlage bewähren sich die Videoüberwachung des Grundstücks, ein Wachschutzschild am Zaun und eine Sirene. Da die Nachbarn auf die Sirene oft nicht mehr reagieren, ist die Aufschaltung auf einen Wachschutz besonders wichtig. Bei einem Alarm kann der Wachschutz in wenigen Minuten vor Ort sein. Ganz wichtig: Meist wird tagsüber in die Häuser eingebrochen, nicht in der Nacht.”
Von den Spionen im Garten hat auch Robert Marquardt schon gehört: “Auffällig sind in der Nachbarschaft fremde Menschen, die von Straße zu Straße gehen und immer wieder Grundstücke betreten. Wenn man das beobachtet, sollte man die Nachbarn informieren. Und auf jeden Fall auch die Polizei. Leider sorgt der Zuzug aus der Stadt dafür, dass sich die Nachbarn nicht mehr so gut kennen wie früher.”
Die Betroffenen, die nach einem Einbruch zu Robert Marquardt gekommen sind, erzählen mitunter erschreckende Dinge: “Wir hatten einen Fall, da wurde der im Garten frei laufende Hund vergiftet. Zwei Wochen, nachdem das Tier verstorben ist, erfolgte der Einbruch. Von einem anderen Einbruch haben wir gehört, da wurden alle technischen Geräte zerstört. Nachdem die Versicherung bezahlt hatte und alle Geräte gegen neue ersetzt wurden, kam es erneut zum Einbruch. Jetzt lohnte der sich auch. Vor Weihnachten gab es einen Einbruch, da wurden alle bereits eingepackten Geschenke mitgenommen. Hier ist die Chance groß, dass nagelneue technische Geräte in den Geschenken stecken.”
So mancher Hausbesitzer fragt sich: Was wollen die Einbrecher eigentlich? Es gibt doch in den eigenen vier Wänden gar nichts, was das Stehlen lohnt! Stefanie Wagner-Leppin: “Entwendet wurden vorwiegend wertintensive Gegenstände, die sich schnell verstauen und abtransportieren lassen, z.B. Schmuck, Bargeld, Münzen, Parfum sowie technische Geräte wie Laptops und Tablets.”
Insbesondere teure Parfums und auch Whisky- und Rum-Flaschen werden von den Einbrechern mitunter nicht mehr stehengelassen. Sie lassen sich schnell zu Geld machen und erzielen oft größere Gewinne als technische Geräte, die zunehmend auf den Eigentümer kodiert sind. Robert Marquardt: “Im Norden Berlin haben wir einen Fall gesichert, da wurde der gesamte Kleiderschrank leergeräumt. Da hingen aber auch nur teure Designerstücke von Gucci bis Louis Vuitton.”
Auf Facebook wird noch immer vor Gaunerzinken gewarnt. Das sind Kreidezeichen an der Grundstücksmauer, die auf besonders lukrative Einbruchsobjekte hinweisen sollen. Robert Marquardt: “Das ist Schnee von gestern. Heutzutage würde man solche Lagen direkt im Smartphone auf einer digitalen Straßenkarte markieren. Das ist moderner und unauffälliger. Es gibt auch Berichte von Frauen mit Kinderwagen, die langsam durch die Straßen laufen und heimlich die Häuser filmen.”
Eine Sache ist den Experten von germanSITEC bereits aufgefallen. Robert Marquardt: “Die Einbrecher scheinen sehr auf gepflegte Rasenflächen, auf Rasenroboter und auf hochwertige Fahrzeuge und E-Bikes zu achten. Das scheint ein Indiz für einen gewissen Reichtum zu sein, sodass sich ein Einbruch hier voraussichtlich lohnen könnte.” (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 203 (2/2023).
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